Preußen holen 0:2-Rückstand gegen Jena mit letzter Kraft noch auf

Münster - Entwarnung im Abstiegskampf kann Preußen Münster noch nicht vermelden. Erneut langte es am Samstag nur zu einem Remis. Das 2:2 (1:2) gegen Carl Zeiss Jena ging auch nicht so ganz als gefühlter Sieg durch, auch wenn sich der Hausherr massiv steigerte im Spielverlauf, einen 0:2-Rückstand aufholte und am Ende nur hauchdünn die drei Punkte verpasste, die einen großen Schritt im Keller bedeutet hätten.

Von Thomas Rellmann

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SC Preußen Münster - FC Carl Zeiss Jena : Hier zu sehen Scherder gegen Günther-Schmidt. Foto: Jürgen Peperhowe

Die Spieler selbst waren hinterher hin- und hergerissen. "Die erste Hälfte war unerklärlich. So schlecht war ich noch nie. Was wir vorgegeben bekommen hatten, haben wir nicht umgesetzt", sagte Abwehrspieler Simon Scherder . Doppel-Torschütze Adriano Grimaldi , ein Vorbild in Sachen Einsatz, meinte: "Wir hätten am Ende auch noch drei Punkte holen können. Drei Punkte am Ende der Woche sind nicht ideal, aber wir sind auch ungeschlagen geblieben."

Trainer Marco Antwerpen betonte: "Die erste Hälfte haben wir uns so nicht vorgestellt, da fehlten die Basics. Man muss schon Laufbereitschaft an den Tag legen. Wenn die fehlt, kommt man nicht in die Zweikämpfe. Es wurde immer schwieriger reinzukommen, da hatte ich große Bedenken. Durch den Anschlusstreffer waren wir befreiter. In der Pause haben wir ein paar Dinge besprochen, was wir anders machen wollen, dass wir mehr über die Abwehr chippen wollen, dass wir besser nachsetzen wollen. Es kostete viel Kraft, und da muss ich den Hut ziehen, dass wir so zurückgekommen sind. Das spricht für die Jungs."

Gut was los auf dem Rasen

Drei Wechsel nahm der Coach vor. Für Lion Schweers, Michele Rizzi und Lennart Stoll rückten Ole Kittner (Gelbsperre abgesessen), Grimaldi und Philipp Hoffmann zurück in die Startelf, was eine deutlich offensivere Ausrichtung und ein 4-2-3-1 zur Folge hatte. Tobias Rühle spielte links offensiv, Lucas Cueto als hängende Spitze und Martin Kobylanski wieder auf Sechs. Bei der kleinen Rotation ging es aber auch um eine Verteilung der Kräfte, schließlich war die Partie der dritte Teil der Englischen Woche, die der Gegner so nicht hatte. Sowohl die Begegnung in Meppen wie auch das Heimspiel gegen Würzburg waren am Dienstag ausgefallen.

Der Gast besaß auch die erste Szene, als Julian Günther-Schmidt von der Strafraumgrenze abschloss, aber Keeper Max Schulze Niehues auf dem Posten war (4.). Die Thüringer, die auswärts erst fünf Punkte geholt hatten, machten das allgemein nicht schlecht, sie spielten schnell und zielstrebig nach vorne, wirkten bissig und fit. Doch auch Münster hatte was zu melden: Cueto bediente Fabian Menig, der wieder rechts verteidigte, ideal, doch dessen Schuss lenkte FCC-Torwart Raphael Koczor um den Pfosten (11.). Eine Minute erreichte ein Traumpass von Sandrino Braun Grimaldi, dessen Versuch Matthias Kühne blockte.

Gut was los auf dem Rasen in dieser Phase. Doch dann der Schock: Schulze Niehues klärte an der Grundlinie und Richtung Eckfahne nur unzureichend und vor allem flach in den Fuß von Manfred Starke. Der nahm die Kugel an, sah das fast leere Tor, in das der Preußen-Schnapper zurückeilte. Gegen dessen Laufrichtung schlug der Schuss relativ zentral und glücklich zum 1:0 für Jena ein (13.). "Ich bekomme einen Rückpass und gleichzeitig Druck und das zum zweiten Mal binne 30 Sekunden. Eigentlich sollten wir genau das vermeiden", sagte der Schlussmann. "Trotzdem muss ich den Ball natürlich vernünftig klären." Die Ansage des Trainers, solche Anspiele zu unterlassen, bestätigte kurz darauf übrigens auch Scherder.

Fehlende Bewegung, Aggressivität und Entschlossenheit

Diesen Tiefschlag mussten die Hausherren erst mal verdauen. Glück hatten sie, als ein Freistoß von Dennis Slamar sich nur knapp den Kasten senkte (20.). Carl Zeiss wurde immer überlegener, bei den Preußen fehlte die Bewegung, die Aggressivität, die Entschlossenheit. Gerade als Antwerpen seine gesamte Bank zum Warmmachen schickte, fiel das 2:0. Eine Traumkombination des Tabellen-14. führte auch dank gütiger Passivität der gesamten Hintermannschaft über den umsichtigen Starke zu Maximilian Wolfram, der keine Mühe hatte aus sechs Metern (25.).

Sehr wenig deutete auf eine Wende hin, war es doch die mangelnde Kraft? Grimaldi aber dachte nicht an Alibis und hämmerte einen abgetropften Kobylanski-Freistoß aus dem Halbfeld mit aller Kompromisslosigkeit in die Maschen (32.). Anschluss, 1:2! Bis zur Pause stabilisierte sich der SCP ein wenig, doch mit dem Halbzeitpfiff war auch klar, dass sich strukturell etwas ändern musste.

So kam Rizzi für Kobylanski, um ein bisschen mehr Zweikampfhärte auf der Sechs einzubringen, denn gerade in diesem Bereich konnten sich die Jenaer zu oft den Ball zuspielen. Es dauerte nur drei Minuten, da war der Gastgeber ganz nah dran am Ausgleich. Scherder legte mit der Sohle sehr elegant auf Rühle ab, doch der kam aus kurzer Distanz nicht an Koczor vorbei (48.). Grimaldi hatte nach Rühles Flanke die nächste Möglichkeit (54.). Der Kapitän brachte noch einen Kopfball aufs Tor, nach Hereingabe von Jeron Al-Hazaimeh (66.), doch der war zu harmlos. Münster drückte, Jena fand jenseits der Mittellinie kaum noch statt. Doch zu viele Fehlpässe, zu viele falsche Entscheidungen verhinderten die klaren Situationen im Strafraum. Die größte Gelegenheit hatte Kittner nach einer Rizzi-Ecke, doch Koczor tauchte wieder rechtzeitig ab (74.).
Preußen hätten den Sieg verdient

Die letzte Patrone im Trainer-Lauf zog Antwerpen mit Tobias Warschewski. Der Youngster, der zuletzt seine Rückstände aufgeholt hat, griff tatsächlich gleich nach seiner Einwechslung für Hoffmann entscheidend ein. Rühle bekam dank des Abspielfehlers von Florian Brügmann eine zweite Chance zum Flanken. In der Mitte verlängerte Warschewski das Leder leicht mit dem Hinterkopf, sodass Grimaldi völlig frei stand und zum Ausgleich einnickte (76.). Das Tor zum 2:2 für Preußen war Abseits, zählte aber Zeit.

Jena wachte nun noch mal kurzzeitig auf. Scherder musste gegen Starke eine Monstergrätsche auspacken, um ein weiteres Gegentor zu verhindern (82.). Doch danach gab es wieder nur eine Richtung. Das Tor von Koczor. In dessen Arme köpfte Warschewski nach einem Rizzi-Freistoß (83.). Standards waren jetzt eine Waffe. In der Nachspielzeit landete nach einer Ecke der Ball bei Warschewski über Umwege, der Schuss zischte nur knapp am Tor vorbei (90.+1). In allerletzte Sequenz blieben auch Rühles und Cuetos Versuche ohne Glück (90.+4). Die Preußen hätten aufgrund ihrer tollen Moral einen Sieg verdient gehabt, doch am Ende reichte es nicht - sie mussten sich mit dem dritten Remis binnen acht Tagen zufrieden geben.

Zum Spiel:

SCP: Schulze Niehues - Menig (66. Stoll), Kittner, Scherder, Al-Hazaimeh - Braun, Kobylanski (46. Rizzi) - Hoffmann (73. Warschewski), Cueto, Rühle - Grimaldi

FCC: Koczor - Kühne, Slamar, Gerlach, Brügmann - Wolfram, Erlbeck (59. Eismann), Eckardt, Sucsuz (77. Mauer) - Starke - Günther-Schmidt (65. Dietz)

Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)


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