Wechsel nach Rostock
Amaury Bischoff verlässt den SC Preußen


von Carsten Schulte

Münster – Diesen Wechsel hat der SC Preußen Münster wirklich erzwungen. Konsequent hatte der Klub Amaury Bischoff ins Schaufenster gestellt und nun - endlich! - biss ein anderer Klub an. So verlässt der Spielgestalter den SCP und geht zur Konkurrenz nach Rostock...

Amaury Bischoff verlässt den SC Preußen Münster. Er wechselt zum Ligakonkurrenten Hansa Rostock und "feiert" sein Wiedersehen mit den alten Kollegen schon Anfang Februar. Dann schaut die "Kogge" nämlich im Preußenstadion vorbei. Ob sich der SCP wohl eine Nicht-Einsatz-Vereinbarung vorbehalten hat?

Ach ja: Offiziell ist der Wechsel nicht, weil weder Hansa Rostock, noch der SCP ihn bisher bestätigt haben. Das soll wohl am Montag geschehen, vielleicht früher. Wie auch immer: Es liegt aktuell noch kein Auflösungsvertrag vor, die Unterschrift in Rostock fehlt auch noch - aber nachdem Bischoff für die "BILD" bereits mit Sack und Pack posierte, gibt es keine wesentlichen Zweifel mehr. Beim SCP wird man dazu auch nichts Offizielles sagen, ehe der aufnehmende Verein das selbst getan hat. Das gebietet der Respekt, ganz einfach.

Sicher sind aber schon zwei Dinge: Dieser Wechsel macht beim SCP zumindest einige Mittel frei, vielleicht rückt nun ein erwarteter Wechsel wieder in den Fokus. Kobylanski wird es jetzt aber eher nicht mehr sein. Es ist aber so, dass dieser spezielle Transfer vor allem, wenn nicht einzig, den Finanzen des Klubs geschuldet ist. Walther Seinsch gibt kein eigenes Geld für Transfers beim SCP und dem DFB gegenüber müssen die Preußen jeden Euro belegen. Das ist das eine.

Gemischte Gefühle

Und zweitens: Dieser Wechsel wird bei vielen Fans gemischte Gefühle hinterlassen. Richtig die Herzen der Fans erobert hatte Bischoff eigentlich nie, obschon er zeitweise aus einigen Blöcken kräftig gefeiert wurde. Sein zuweilen eigenwilliges Verhalten auf und neben dem Platz machte aus ihm nie wirklich einen "Fußballgott". Er provozierte die Gegner - selbst, wenn es dabei nur um seine bloße Anwesenheit ging. Die Geschichten über Fallsucht, übertriebene Reklamierei, sein fast berühmt-berüchtigtes Foulspiel am Osnabrücker Merkens; all diese Geschichten hingen ihm an und nach.

Mal sah er sich beim SCP nicht imstande zu spielen. Dann wieder schlug er sich heftig aufs Adlerwappen und ließ sich in der Kurve feiern, wenn er mal wieder getroffen hatte. Das allerdings kam in den vergangenen Monaten und Jahren immer seltener vor. Brilliant war er in seiner Premieren-Saison 2012/2013, als er 10 Tore erzielte und das Spiel der Preußen prägte. In den vergangenen anderthalb, zwei Jahren fehlte ihm die Konstanz. Seine drei Tore in dieser Spielzeit entstanden sämtlich durch Elfmeter. Das letzte "echte" Tor aus dem Spiel erzielte er beim 3:1 gegen den Chemnitzer FC im Februar 2016.

Ist es Zufall, dass seine Leistungskurve nach dem "Rentenvertrag" in Münster eher nach unten zeigte? Kurz vor dem Abtritt des damaligen Präsidenten Dr. Marco de Angelis wurden die (teuren) Verträge von Mehmet Kara und eben Bischoff vorzeitig bis 2018 verlängert. Und Bischoffs Vertrag dürfte ligaweit zu den besten gehören, die zu haben sind. Sein Abschied nach Rostock wird ihm ganz sicher finanzielle Einbußen bringen, die durch ein kleines, möglicherweise sechsstelliges Abschiedsgeschenk aus Münster gemildet werden dürften.

Dennoch: Dass Amaury Bischoff einer der besten Fußballer im Team (und wohl auch in der Liga) ist, lässt sich kaum bestreiten. Wer zumindest Kurzauftritte in der Premier League und im UEFA-Cup aufzuweisen hat, ist kein Plattfuß. Was er aus diesen Fähigkeiten insgesamt machte, ist allerdings eine Frage, die sich der Spieler vielleicht nach seinem Karriere-Ende selbst beantworten muss.

Unstrittig ist ebenfalls, dass Bischoff sich stark mit dem SC Preußen verbunden fühlte und wohl noch fühlt. Das alles hinterlässt einen leichten Beigeschmack.


Quelle: www.westline.de