Interview bei Preußen Münster
Michele Rizzi über den SC Preußen, seine Entwicklung und den Trainer


von Jan Ahlers

Münster – Nach neun erzielten Punkten aus drei Spielen kann Preußen Münster mit Optimismus in die Englische Woche blicken. Das Selbstvertrauen ist zurück – überstürzt werden darf jedoch nichts, wie Michele Rizzi verrät. Jan Ahlers hat den ehemaligen Kapitän zum Interview gebeten und ihn unter anderem über die Zusammenarbeit mit Benno Möhlmann sowie ein besonderes Wiedersehen ausgefragt.

Hallo Michele. Drei Siege in Folge sorgen auch im Team für Erleichterung, oder?

Und wie. Die Stimmung bei uns ist gut, vielleicht so gut wie noch nie. Wir haben jedes der letzten drei Spiele verdient gewonnen, fühlen uns alle topfit. Wir glauben alle zusammen daran, weiter erfolgreich sein zu können. Und es hilft natürlich, dass der Rucksack auf dem Rücken aktuell nicht ganz so groß ist wie vor ein paar Wochen.

Aktuell spielt ihr im Acht-Tages-Rhythmus, habt dadurch hin und wieder einen zusätzlichen freien Tag. Ein unterschätzter Vorteil?

Schlecht ist das sicherlich nicht, zumal davor und danach Englische Wochen auf uns warten. Unser kommender Gegner Wiesbaden musste in der Woche etwa im Landespokal ran, Lotte spielt seit einigen Wochen schon im kurzen Rhythmus. Das kann ein Vorteil für uns sein. Wir wissen dennoch, dass alle Mannschaften fit sind. Wir aber auch.

Am Sonntag wartet möglicherweise ein ganz besonderes Spiel auf dich.

Mein hundertstes Drittligaspiel, falls ich aufgestellt werde! Genau. So etwas liest sich immer schön.

Wirklich? Eigentlich wollten wir auf das Wiedersehen mit deinem ehemaligen Trainer Rüdiger Rehm hinaus…

Damit gibt es dann sogar zwei Anlässe, sich auf die Partie zu freuen. Der Kontakt zu Rüdiger Rehm und seinem Assistenztrainer Mike Krannich ist da, das gute Verhältnis ist geblieben. Das Wiedersehen wird schön – aber wir wollen die Punkte holen. Unabhängig davon glaube ich, dass der SVWW den Klassenerhalt ohnehin schaffen wird.

Noch ist der Klassenerhalt acht bis neun Punkte entfernt.

Wir dürfen nun nicht überdrehen, sondern müssen die nötigen Zähler zusammenkriegen. Da gibt es schließlich genug Negativbeispiele… Erst danach lässt sich darüber reden, in der Tabelle vielleicht noch ein wenig zu klettern, sodass das Ganze in der Bilanz am Ende versöhnlich endet. Das sagt uns aber auch der Trainer jedes Mal aufs Neue: Noch ist es gefährlich, 37 Punkte werden nicht ausreichen. Drei Siege benötigen wir noch! Allein für die Planungssicherheit im Verein sollen diese so früh wie möglich gelingen – davon profitieren wir Spieler schließlich auch.

Würdest du im Nachhinein sagen, dass der späte Siegtreffer gegen den FSV Frankfurt ein Brustlöser mit Nachwirkung war?

Ja, definitiv. Dort hat sich der Knoten bei der ganzen Mannschaft gelöst, alles funktioniert aktuell etwas leichter. Wir erinnern uns immer noch daran, wie das Stadion explodierte – das war ein tolles Gefühl und daraus haben wir sehr viel mitnehmen können. Auch dass das Stadion etwa gegen Aalen wieder etwas voller war, darauf lässt sich aufbauen. Ob bei Spielern, Verantwortlichen oder Fans: Diese drei Punkte haben alle etwas enger ins Boot geholt.

Seit Saisonbeginn wart ihr nie in einer Phase, in der wirklich durchgeatmet werden durfte. Jetzt steht ihr kurz davor, diesen Schritt zu vollziehen.

Es wäre schön, wenn wir das Umfeld in den nächsten Wochen endlich zur Entspannung bringen können. Mich selbst hat dieses Jahr sehr geprägt, auch im Hinblick auf das Mannschaftsgefühl im Sport. Wir haben uns gemeinsam aus der Situation herausgekämpft, sind zusammengewachsen. Das hat lange gedauert, einige waren fast in ein Loch gefallen. Aber besser spät als nie! Andere Teams sind an solchen Situationen schon verbrochen.

Hat bei dir persönlich auch die Neuvergabe der Kapitänsbinde an Adriano Grimaldi eine Rolle gespielt? Sie wirkte für dich phasenweise wie zusätzlicher Ballast.

Das ist schwer zu bewerten. Ich war froh, Kapitän zu sein – eigentlich hatte sich dadurch auch nicht viel geändert. Aber ich habe mich für den schwachen Saisonstart sehr in die Verantwortung genommen, mir den Kopf zerbrochen. Parallel stand ich sehr im Fokus der Medien, musste viel Kritik einstecken, obgleich ich meine Leistungen nicht immer als so schlecht empfunden hatte. Mittlerweile ist mir das ehrlich gesagt scheißegal. Ich habe mich aus dieser Umklammerung befreit und ich weiß um meine wichtige Rolle im Mannschaftsrat. Das Gefühl, angekommen zu sein und angenommen zu werden – das ist wichtiger als das Kapitänsamt. Und dieses Feeling habe ich speziell seit der Winterpause hier in Münster erhalten.

Welchen Anteil hat Trainer Benno Möhlmann an der aktuellen Situation?

Dem Trainer gebührt immer ein gewisser Anteil, so auch Benno Möhlmann beim SC Preußen. Außerhalb des Platzes ist er ein besonnener Typ, der uns gegenüber stets die Ruhe bewahrt hat – selbst in schwierigen Situation wie nach der Niederlage in Mainz. Er hat uns immer wieder starkgemacht und auf sein Vertrauen in unsere Qualität verwiesen. Benno Möhlmann sieht, wer sich durch Arbeit einen Einsatz verdient und wer nicht. Unsere Stabilität und Kompaktheit haben wir auch ihm zu verdanken.

Sein Vertrag läuft im Juni aus. Sollte mit ihm verlängert werden?

Ich darf das natürlich nicht entscheiden, aber ich würde gerne mit ihm weiterarbeiten – und ich denke, da bin ich nicht allein. Unter ihm habe ich mich nochmals weiterentwickelt und eine Position gefunden, die in diesem Spielsystem zu mir passt. Auch die Zahlen sprechen für ihn: Nimmt man nur die Spiele, seit er das Amt übernommen hat, müssten wir meines Wissens im oberen Drittel mitspielen. Wir haben eine gute Entwicklung genommen und freuen uns auf jedes Training. Das sagt einiges aus.

Michele Rizzi, vielen Dank für das Gespräch.


Quelle: www.westline.de