Nach Erfolgsserie im Schlussspurt
Preußen Münster und die verrückte Aufstiegsrechnung

von Jan Ahlers

Münster – In der 3. Liga gibt es irgendwie kein Mittelfeld. Alles ist so eng. Entweder Abstiegskampf oder Aufstiegshoffnungen. Preußen Münster spürt das aktuell am eigenen Leib: Binnen drei Wochen hat sich der SCP aus dem Abstiegskampf in das erweiterte Verfolgerfeld der vorderen Plätze katapultiert. Eine völlig verrückte Aufstiegsrechnung kann noch aufgehen – Trainer und Spieler schmunzeln aber eher darüber...

Sechs Punkte und sieben Tore trennen den SC Preußen aktuell vom Relegationsplatz drei, sechs Zähler sind es ebenfalls zur Qualifikation für den DFB-Pokal über den vierten Rang. Um dort hinzugelangen, bräuchte es Schützenhilfe fast epischen Ausmaßes...

Angesichts von nur noch zwei auszutragenden Partien müssten sowohl Jahn Regensburg als auch der 1. FC Magdeburg beide Spiele verlieren. Magdeburg befindet sich wiederum in schwacher Form, Regensburg wird noch von Münster selbst bespielt – für wirklich verwegene Optimisten lässt sich da eine Menge draus basteln.

Ziel: In der Tabelle weiter aufsteigen

Auch in Spielerkreisen wurde schnell gerechnet. Die Rechenspiele sorgten für breites Grinsen. „Diese Liga ist wahnsinnig spannend und daher manchmal auch kurios“, gibt Michele Rizzi zu, der in Chemnitz seine vielleicht beste Saisonleistung mit einem feinen Treffer gekrönt hatte. Er rechnet aber zunächst nur in Tabellenplätzen. „Aktuell sind wir (den Punktabzug des VfR Aalen eingerechnet, Anm. d. Red.) Siebter, vielleicht ist noch ein kleiner Sprung nach oben möglich.“ Es wäre die zweitbeste Gesamtplatzierung im mittlerweile sechsten Drittligajahr der Preußen.

Andere Akteure gehen damit konform. „Unser Ziel ist es, aufzusteigen“, sorgte Kapitän Adriano Grimaldi zumindest kurz für irritierte Gesichter, korrigierte sich dann aber schnell: „In der Tabelle weiter aufsteigen, meine ich natürlich.“ So sehr die aktuelle Lage auch genossen wird, realistische Chancen rechnet sich kurz vor dem Saisonende niemand mehr aus. „Wir gehen nicht davon aus, dass beide Teams nun alles verlieren werden“, hielt Trainer Benno Möhlmann den Ball erst einmal ganz flach.

„…dann hätten wir ein Endspiel“

Allerdings, und das dürfte die Motivation für das anstehende Auswärtsspiel beim abstiegsbedrohten SC Paderborn nochmals erhöhen, müsste aus dem Duo Magdeburg/Regensburg nur ein Club am kommenden Wochenende verlieren, damit der SC Preußen bei gleichzeitigem Auswärtssieg ins Rennen um den DFB-Pokal zurückkehrt. „Dann hätten wir ein Endspiel gegen Regensburg, das wäre unglaublich. Aber unverhofft kommt oft“, so Rizzi, der mit der SG Sonnenhof Großaspach die Pokalteilnahme vor einem Jahr erst am allerletzten Spieltag knapp verpasste.

Aufstiegschance hin oder her, zufrieden kann Preußen Münster mit der Entwicklung seiner Spielzeit allemal sein. „Es läuft“, strahlte Mirkan Aydin, der nach seiner Torvorbereitung in Chemnitz auf Startelfeinsätze im Saisonfinale hoffen wird. Sein Vertrag läuft nach einem halben Jahr schon wieder aus, aber das Bestreben zur Verlängerung ist da. „Hier stimmt alles, hier fühle ich mich wohl“, so der 29-Jährige, der sich mit Grimaldi und Martin Kobylanski für zwei Drittel der Münsteraner Treffer im Jahr 2017 verantwortlich zeichnet.

Quelle: www.westline.de