Abstiegskampf ist Kopfsache
Preußen Münster: Alle genervt ins Spiel gegen Bremen II


von Carsten Schulte

Münster – Über Sport redet man beim SC Preußen Münster nur im Training. Und auch dort gibt es andere Themen. Vieles dreht sich um den Kopf, um den Schalter, um Willen und Wollen. Und alle sind genervt. Weil wenig bis nichts klappt. Das sind die Aussichten für das Spiel gegen Bremen II...

Freitagmittag, der Tag vor Werder Bremen II. Ein "Endspiel", wie es im Buche steht. Noch so ein miserabler Auftritt wie in Frankfurt, noch so eine Minusleistung, und einer muss gehen, der halt den Kopf dafür hinhält. Das sagt offiziell niemand, aber alle munkeln etwas von den Gesetzen des Geschäfts. Die Sache ist klar. Der, der damit klarkommen muss, will das gar nicht kommentieren. "Schreibt ihr, was ihr schreiben müsst", sagt Horst Steffen und ja, damit wäre im Grunde alles gesagt.

Es ist auch keine Überraschung, dass diese Pressekonferenz etwas emotionaler ausfällt als das übliche fünf-Fragen-zur-Aufstellung-Gedöns, das sonst in 20 Minuten beendet ist. Was will man jetzt auch darüber reden, wer in der Innenverteidigung spielt und wer davor kickt, wenn letztlich alles davon abhängt, ob die einfachsten Pässe sitzen und alle das richtige Schuhwerk anhaben? Denn darum geht es bei Preußen Münster.

Es sind alles ganz feine Kicker, die der SCP da verpflichtet hat. Gute Fußballer, auch von anderen Vereinen begehrt. Aber zusammen als "Haufen" klappt gar nichts. Oder nur wenig. Und auch deshalb wird Horst Steffen auch mal laut in der Pressekonferenz. "Das ist doch alles keine Frage von Spielsystemen, wenn da Pässe nicht gespielt werden..."

Zugegeben, nichts ist wirklich so einfach, denn natürlich hängt manche Unsicherheit auch davon ab, wie wohl sich ein Spieler auf seiner Position fühlt oder ob ihm ein System liegt oder nicht. Aber von Drittliga-Profis darf man auch erwarten, dass sie sich arrangieren. Und Horst Steffen weiß wie Sportvorstand Carsten Gockel, dass der neue SCP länger als erwartet braucht, um zusammenzuwachsen. "Wenn da Spieler wirklich etwas spielen müssten, was sie gar nicht kennen, ja, da könnte man über Systeme sprechen. Aber wenn der Ball nicht von A nach B gespielt wird, dann kannst du jedes System wählen. Wenn die Zweikämpfe nicht angegangen werden, dann kannst du auch mit einer Fünferkette verteidigen... wenn die dann nur zuschauen..."

Aber Horst Steffen sagt auch: "Alles anzuzweifeln, das ist auch nicht richtig." Das stimmt; und gerade jetzt bräuchte dieser Klub etwas, mit dem er sich oft schwer tut: Einigheit. Einheit. Zusammenhalt. "Einfach mal hinten die Null halten", sagt Steffen. "Mal mit Mann und Maus verteidigen, Stabilität ist wichtig." Tja, wenn das eben so einfach wäre.

Alle, wirklich alle wüssten doch, was für eine "Scheiße" (Horst Steffen) sie in Frankfurt abgeliefert hätten. Und auch die "Grütze" (Horst Steffen) in Großaspach nagt noch immer an allen. Nach jedem leidlich guten Auftritt wieder so eine Katastrophenleistung. Das nervt.

Und deshalb wird am Freitag auch deutlich, wie das an den Nerven zerrt. Der Fußball macht gerade nicht so viel Spaß, der Trainer brodelt innerlich am Spielfeldrand, die Spieler sind genervt, weil sie einfach nicht belohnt werden, wenn sie mal ordentlich auftreten - und dann kommt Frankfurt und das nächste Gegentor nach wenigen Spielminuten. "Da geht der Kopf zu", vermutet Steffen. "Das ist alles anstrengend, wenn du nicht das Fünkchen Lohn kriegst. Dann sieht das eben so, wie das dann aussieht. Dann geht die Kacke wieder los... das ist eine menschliche Geschichte, aber ich kann darauf natürlich keine Rücksicht nehmen."

Immer das Gefühl mit sich herumzuschleppen, gleich den nächsten "Nackenschlag" zu kassieren, das zerrt an den Nerven. Einige könnten das derzeit nicht leisten. "Da müssen einige bei uns noch an Reife gewinnen", sagt Steffen. Das habe man auch vor der Saison schon gewusst. Es dauere aber offenbar länger als erwartet. "Aber sie muss kommen."

Carsten Gockel: "Große Reden müssen wir hier nicht mehr schwingen." Jetzt werden die alten Tugenden beschworen. Kämpfen, den Gegner umholzen. Das war durchaus Thema am Donnerstag. Sportvorstand Carsten Gockel wurde da im Spielerkreis deutlich. Es könne doch nicht sein, das wiederholt er am Freitag, dass man beim Vorletzten 1:4 verliere und mit nur zwei Gelben Karten aus dem Spiel gehe. "Und eine davon für Danilo Wiebe, der eigentlich gar kein Gelb bekommen kann..." Weil Wiebe eben ein viel zu besonnener und ruhiger Spieler ist. Aber jetzt gerade ist das nicht gefragt. Jetzt ist Bissigkeit gefragt, Aggressivität. "Du musst jetzt die Situation annehmen", fordert der Trainer von jedem einzelnen Spieler. Annehmen und nicht davor weglaufen. Mentalität. Kopfsache.

Ach ja, Sport.

Amaury Bischoff und Stéphane Tritz sind im Training und wären grundsätzlich einsetzbar. Bischoff war eben vier Wochen verletzt außen vor - das spräche gegen einen Einsatz. Jesse Weißenfels hat nicht trainiert, sein Einsatz ist eher eine "Schmerzfrage" - ob er den aushält.

Horst Steffen sagt: "Es wird Veränderungen geben."


QUELLE: www.westline.de