Preußen-Trainer im Interview
Horst Steffen: „Jeder im Kader muss sich seiner Handlungen bewusst sein"

Münster – Es gab sicherlich schon leichtere Situationen rund um den SC Preußen Münster, der sich mitten im Spätsommer auf Glatteis befindet: Letzter in der Liga, glücklich im Pokal gegen einen Sechstligisten weitergekommen. Trainer Horst Steffen muss sich in dieser kritischen Zeit bewähren und verrät im Interview, wie er dies angeht: Mit der nötigen Ruhe und dem „Fokus auf das, was ich beeinflussen kann.“

Herr Steffen, Preußen Münster hat sich vor wenigen Tagen glücklich in die zweite Runde des Pokals gerettet. War das nun die erhoffte Reaktion auf die Partie bei der SG Sonnenhof Großaspach?
Nein, davon kann keine Rede sein. Allerdings ist uns allen klar: Das war eine Pokalpartie, eine ganz besondere Sache für den Underdog. So etwas nimmt gerne unvorhergesehene Verläufe, da kann der Favorit ins Straucheln geraten. Auch wenn das keine Ausrede für uns sein darf. Deutlich enttäuschter war und bin ich noch immer von dem Großaspach-Spiel. Man kann dort verlieren, kein Thema – aber doch nicht so. Daher habe ich danach auch angekündigt, nun einiges in Frage zu stellen.

Wird aus Horst Steffen nun ein völlig neuer Trainer?
Nein, aus mir wird sicherlich keine völlig neue Person werden. Ich habe meine Prinzipien und werde diese auch beibehalten. Aber mein Führungsstil wird sich verändern, den Gegebenheiten anpassen. Jeder im Kader muss sich etwa der Tragweite seiner Handlungen bewusst sein.
Es reicht nicht, nach wirklich überflüssigen Platzverweisen von Denis Mangafic in Rostock oder Sinan Tekerci in Vreden anzukommen und sich mal eben mit dem Wort „Sorry“ zu entschuldigen. Gleiches gilt für den Elfmeter von Mehmet Kara im Pokalspiel. So etwas darf nicht passieren! Das sind gestandene Profifußballer. Über solche Aktionen kann ich mich wirklich ärgern. Wir haben in Rostock dadurch drei Punkte verschenkt und das Weiterkommen im Westfalenpokal stand auch längst nicht auf sicheren Beinen. Das hätte doch nicht sein müssen.

Gibt es, ohne konkrete Namen zu nennen, Spieler, von denen Sie ob des schwachen Auftakts enttäuscht sind? Von denen Sie deutlich mehr erwartet haben?
Ja, die gibt es. Es sind einige Kandidaten, die mit einer vielversprechenden Vorbereitung auch in mir persönlich große Hoffnungen geweckt haben, diese aber bisher in den Pflichtspielen nicht nahtlos auf den Platz bringen konnten. Vom Potenzial dieser Kicker bin ich aber weiterhin sehr überzeugt. Wir müssen diese nun so schnell wie möglich in die Form bringen, in der sie uns einen ordentlichen Schritt nach vorne bringen können.

Welche Charaktereigenschaften verlangen Sie in dieser nicht ganz leichten Situation, auch ob des traditionell aufgewühlten Umfeldes, von Ihren Spielern?
Es ist im Erfolgsfall eine gerne benutzte Floskel, zu sagen: ‚Wir denken von Spiel zu Spiel.‘ Das ist nach einer Negativserie zwar längst nicht so leicht, muss aber für die Truppe jetzt auch gelten. Wir dürfen die Unruhe nicht in die Köpfe einkehren lassen, so lässt sich das manchmal hektische Auftreten auf dem Feld nämlich nicht beheben. Gleiches gilt auch für meine Person: Der Fokus muss für mich auf dem liegen, was ich beeinflussen kann. Und das ist, die Mannschaft bestmöglich auf das Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 II vorzubereiten. Alles andere, was von außen kommt, verdränge ich.

Was bringt es mir, darüber Gedanken zu verschwenden, wie die Welt nach ein oder zwei weiteren Niederlagen aussehen kann? Weder die Spieler noch ich dürfen sich die Situation jetzt schwärzer malen, als sie ist. Wir hatten zwei akzeptable Begegnungen und zwei weniger gute gegen Osnabrück und Großaspach. Schon ein weiteres „Schnittspiel“ gegen Mainz kann zur Befreiung verhelfen. Schöner wäre es natürlich, wenn der Knoten so richtig platzt, keine Frage. In dieser Liga ist das aber leider nicht ohne Weiteres herbeiführbar, niemand spielt hier einen anderen ohne positive Begleitumstände mal eben an die Wand.

Und Mainz II? Ist das ein Gegner mit Pflichtsieg-Niveau?
Ich sehe Mainz absolut nicht als einen Kandidaten für die unteren Plätze, falls Sie darauf hinauswollen. Bisher habe ich zwar nur die ersten 20 Minuten des Duisburg-Spiels analysiert, dort habe ich sie sehr stark gesehen. Wie danach noch vier Treffer gegen sie fallen konnten, darauf bin ich jetzt schon gespannt. Klar ist, dass beide Mannschaften unter Druck stehen. Und dass wir den Sieg jetzt auch mal benötigen.

Personell ist die Lage momentan eher eng…
Im Training hatten wir am Samstag tatsächlich nur noch 15 Feldspieler. Wir hoffen, dass Jeron Al-Hazaimeh und Amaury Bischoff nur gegen Mainz ausfallen, das lässt sich aber noch nicht verlässlich prognostizieren. Lion Schweers und Michele Rizzi sollten im Laufe der Woche wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen und unsere Optionen erweitern.

Gibt es trotz der Pokal-Pause noch Kandidaten, die gegen Mainz mit einer Denkpause rechnen müssen?
Ach, das ist nur schwer zu sagen und da bekenne ich mich gewohnt ungerne. Klar ist, dass ich einen genauen Plan verfolge und mir dazu schon einige Ideen im Kopf umherschwirren. Jeder kann sich aber weiterhin im Training anbieten und mich überzeugen – derjenige wäre sicherlich nicht der Erste, der sich durch gute Leistungen im Training zurück in die Elf spielen kann.

Quelle: www.westline.de