Transferschluss in der 3. Liga
Auch ohne Königstransfer kann Preußen Münster die Klasse halten

von Jan Ahlers

Münster – Im Umfeld des SC Preußen Münster war die Enttäuschung am Dienstagabend durchaus spürbar: Der erhoffte erfahrene, stabilisierende Defensivmann wurde auch am letzten möglichen Termin der Wintertransferphase nicht verpflichtet. Nun muss zwangsläufig dem seit Sommer vorhandenen Personal vertraut werden. Möglicherweise ist auch eine Systemumstellung erforderlich.
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Unter Benno Möhlmann war der SCP zurückgekehrt zum einst verschmähten 4-2-3-1-System, das ein deutliches Plus an Kompaktheit versprach. Es funktionierte zu Beginn außerordentlich gut, nur zwei Gegentore kassiere Schwarz-Weiß-Grün in den ersten sechs Drittliga-Spielen unter der Führung des 62-Jährigen. Bei den jüngsten drei Niederlagen erhöhte sich der Wert auf sieben kassierte Treffer, die in großer Anzahl auf individuelle Fehler zurückzuführen waren.

Sechs Defensivspieler, vier Offensive – diese Aufteilung ist unter den neuen Gegebenheiten in Münster wohl nicht mehr zeitgemäß. Aktuell verfügt Möhlmann nur über sieben fitte Kicker, die primär mit Aufgaben in der Abwehr bekleidet werden sollen. Einer von ihnen fehlt etwa gegen Hansa Rostock gesperrt (Ole Kittner), ein anderer wurde spontan auf die Sechs umgeschult (Michele Rizzi). Die Startelf im 4-2-3-1 würde sich im Hinblick auf den kommenden Sonntag nahezu alternativlos darstellen. Sechs aus sechs, das einfache Motto.

SCP muss mehr offensive Rollen schaffen

Durch das umfassende (Über-)Angebot in der Offensive ergeben sich für Möhlmann und Co. jedoch eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten – es wäre fast schon fahrlässig, sich dieses taktischen Spielraums nicht zu bedienen. Die akute Not auf der Position vor der Abwehr kann etwa durch die Umstellung auf ein 4-4-2-System mit Mittelfeldraute aufgelöst werden. Diesem Ansatz bediente sich Möhlmann unter anderem in seiner Zeit bei der spielfreudigen und -starken SpVgg Greuther Fürth.

Die Doppelspitze mit Mirkan Aydin und Tobias Rühle erführe große Konkurrenz und Variationsspielraum durch Adriano Grimaldi und Tobias Warschewski – vier verschiedene Stürmertypen. Hinter den Spitzen und auf dem rechten Flügel kann Last-Minute-Verpflichtung Martin Kobylanski agieren, Christian Müller ebenso. Sinan Tekerci wäre auf links erste Wahl. Personell entlastet würde die Sechser-Position, auf der jedoch gewisser Druck lastet. Können etwa Danilo Wiebe oder gar Michele Rizzi dort den Alleinunterhalter spielen? Der zuletzt angeschlagene Benjamin Schwarz erscheint mit seinen Veranlagungen als Favorit in diesem Schema.

Klassenerhalt längst keine unlösbare Gleichung

Unlösbar ist die Gleichung Klassenerhalt in der Winterpause sicherlich nicht geworden. Drei Spieler mit Qualitäten im Spiel nach vorne verließen den Klub im Tausch für drei Wunschkicker des enorm abstiegskampferfahrenen Trainers. Klar wurde kommuniziert, für die Defensive nur noch eine echte und sofortige Verstärkung – wie es die drei offensiven Wintertransfers ab sofort darstellen sollen – verpflichtet wird.

Mangelndes Interesse eines Spielers (Kai Bülow/1860 München) oder eines Vereins (Manuel Konrad/Dynamo Dresden) lassen sich dem Sportclub und seinem interimsmäßigen Sportvorstand Bernhard Niewöhner nur schwer als Schuldvorwurf auslegen. Dass am Ende offenbar die nötige Zeit fehlte, schon eher - aber auch in dieser Problematik bildet der SC Preußen keinen Einzelfall im Profisport.

Gefragt sind nun die etablierten Kräfte, individuelle Fehler abzustellen. Im Testspiel gegen den VfL Bochum ließ Preußen Münster über 90 Minuten aus dem Spiel heraus nahezu keine Chance gegen den Zweitligisten zu, auch der VfL Osnabrück tat sich lange Zeit schwer. Denn auch das ist offensichtlich: Denkpausen kann Trainer Möhlmann bei schwachen Leistungen nur noch bedingt erteilen. Sebastian Mai wird etwa trotz zuletzt zwei fehlerhafter Spiele (in Regensburg sowie in Osnabrück) auch am Sonntag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Beginn an spielen.


Quelle: www.westline.de