Schmerzhafte Heimniederlage
Kein Sechs-Punkte-Start: Preußen Münster vergibt große Chance

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Die Reaktionen sagten alles: Groß war die Enttäuschung beim SC Preußen über die Niederlage.
(Foto: Stephan Günter)

von Jan Ahlers

Münster – Eine Niederlage ist bei 38 Saisonspielen auch in der Frühphase der Spielzeit kein Weltuntergang. Aber das 1:2 gegen Carl Zeiss Jena, das tat weh. Weil die Hoffnungen auf einen perfekten Saisonstart bei Preußen Münster groß waren. Wie reagiert er beim 1. FC Kaiserslautern? Jan Ahlers schätzt ein.

Wie lief das noch gleich im Spätsommer 2017? Der SC Preußen kam sehr gut aus dem Startblock. Ein 1:1 in Erfurt, das war noch solider Durchschnitt. Dann wurde Aufsteiger SV Meppen mit 3:0 besiegt, die Kräfteverhältnisse waren klar verteilt. Doch als nach dem durchaus glücklichen 1:0-Erfolg in Würzburg die große Chance auf den perfekten Saisonstart gegen die Reserve von Werder Bremen II auf dem Servierteller lag, setzte es eine höchst unverdiente und bittere 0:1-Pleite im heimischen Stadion. Es folgte eine kolossale, monatelange Punktearmut, die bis in den Abstiegskampf führte.

Ganz so weit war Preußen Münster ein Jahr darauf noch nicht. Doch das 4:1 zum Auftakt über Fortuna Köln, es fühlte sich für die Fans großartig an. Der Spielwitz, die grandiose Schnelligkeit, der Charakter der Mannschaft und nicht zuletzt die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor: Tugenden, die eine potenzielle Spitzenmannschaft an den Tag legen kann, zeigten die Adler da.

Eine Woche, die sich gut angefühlt hat

Daraus generelle Stärke abzuleiten, das war zu früh. Doch allein das Potenzial, derart souverän in der Fremde zu gewinnen, fehlte den Preußen jahrelang. So etwas musste zwangsläufig Optimismus hervorrufen, selbst in Münster. Die vergangene Woche an der Tabellenspitze fühlte sich richtig gut an, weckte Hoffnungen. Warum sollte im achten Jahr der Drittliga-Zugehörigkeit, im sechsten seit dem Fast-Aufstieg 2013, nicht mal wieder eine schwarz-weiß-grüne Überraschung möglich sein?

Die Vorfreude war bei allen Beteiligten vor dem Heimspiel gegen Carl Zeiss Jena groß, vielleicht zu groß. Möglicherweise fehlte es in der westfälischen Hitze an Konzentration. Oder wurde Jena – immerhin saisonübergreifend nun siebenfach erfolgreich – trotz aller Mahnungen des Trainers von einigen doch nur als Durchgangsstation zum großen Duell am Betzenberg in Kaiserslautern gesehen?

Preußen-Defensive braucht ein Erfolgserlebnis

Wie schon im Frühjahr 2018 legten die Preußen Carl Zeiss an der Hammer Straße zwei Treffer förmlich auf, liefen früh einem 0:2-Rückstand hinterher. Jena schlug Münster mit den Waffen, die den SCP eine Woche zuvor noch ausgezeichnet hatten. Der Antwerpen-Elf fehlte es erst an der Chancenverwertung, sie war schlussendlich gegen ein massives Abwehrbollwerk aber auch nicht kreativ genug. Umgekehrt bleibt die Preußen-Defensive, obgleich im Sommer personell kaum verändert, das Manko. Sie benötigt dringend ein Zu-Null-Spiel für das eigene Selbstvertrauen.

Jetzt kommt das Gastspiel in Kaiserslautern. Preußen Münster hat drei Punkte, das wäre vor dem Start vollkommen in Ordnung gewesen, fühlt sich nun aber nach verpasster Chance an. Eine Chance, sich in der Frühphase gleich mit Selbstbewusstsein und Punkten anzureichern und darauf aufbauend eine starke Saison einzuleiten. Ähnlich, wie es etwa der SC Paderborn im Vorjahr gezeigt hat.

Beim Topfavoriten FCK, der trotz einer rundum erneuerten Mannschaft schon relativ eingespielt wirkt, hat Schwarz-Weiß-Grün jetzt keinen Freifahrtschein. Wichtiger aber muss die Erkenntnis sein: Preußen Münster kann Verpasstes nachholen. Ein Punkt macht den Saisonstart vor den Duellen mit Lotte und Osnabrück schon akzeptabel, ein Überraschungssieg die Jena-Niederlage wohl vollkommen vergessen.


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