Spielertrainer des Delbrücker SC
Guerino Capretti: "Preußen Münster war ein Highlight meiner Karriere"

von Jan Ahlers

Guerino Capretti war zwei Jahre lang Abwehrrecke bei Preußen Münster, führte die Adlerträger zwischen 2008 und 2010 durch die Regionalliga West. Wir haben den mittlerweile 34-jährigen Innenverteidiger beim Delbrücker SC in der Westfalenliga aufgespürt. Jan Ahlers sprach mit ihm über den Fußball in der 6. Liga, seine Erinnerungen an den SCP und mehr...

Hallo Guerino! Wir finden dich in der Westfalenliga – als Trainer vom Delbrücker SC. Spielertrainer, um genau zu sein. Bist du damit nun mehr Spieler oder Trainer?

Das kann ich schwer sagen, denn es ist Ansichtssache. Ich erledige alle Trainerarbeiten wie den Trainingsplan oder die Spielvorbereitung – ich mache so ziemlich alles, außer die Betreuung in den 90 Minuten während des Spiels. Ein- und Auswechslungen erledigt dann mein Co-Trainer in Absprache mit mir. Wenn ich auf dem Platz stehe, bin ich voll und ganz Spieler, gehe die Dinge genauso an wie früher. Ich habe schon immer die Verantwortung gesucht, daher lassen sich die beiden Aufgaben gut miteinander verbinden.

Nachdem ihr in der Vorsaison fast in die Oberliga Westfalen aufgestiegen wart, haperte es beim DSC zum Saisonstart noch etwas. Seit einigen Wochen aber punktet ihr regelmäßig, arbeitet euch in der Tabelle wieder nach vorne. Womit hängt das zusammen?

Letztes Jahr haben wir eine bockstarke Saison gespielt, aber in der Relegation mit dem SC Hassel einen noch stärkeren Gegner erwischt. Die haben teilweise aufgespielt wie Bayern München, während wir dort nicht unseren besten Tag erwischten.

Damit hing der schwache Saisonstart jedoch aus meiner Sicht nicht zusammen. Wir hatten etwas Verletzungspech und einige Neuzugänge, die erst integriert werden müssen. Insgesamt haben wir eine sehr junge Mannschaft - ein paar Leistungsschwankungen sind kaum zu vermeiden.

In zwölf Spielen hattet ihr zwölf Tore geschossen - gegen den BSV Roxel folgte nun am Wochenende ein fulminanter 7:1-Kantersieg. Außerdem besitzt ihr die beste Defensive der Liga. Was kennzeichnet den Delbrücker SC momentan?

Wir haben die stärkste Defensive, aber auch lange die schwächste Offensive. Heißt: Unser Problem lag im Abschluss. Denn so unattraktiv, wie die Ergebnisse auf den ersten Blick klingen, treten wir überhaupt nicht auf. Das haben die sieben Tore gegen Roxel unterstrichen, da hat in den zweiten 45 Minuten mal alles funktioniert. So kann es weitergehen!

Grundsätzlich wollen wir einen sehr offensiven Fußball in der Westfalenliga zeigen, mit hohem Gegenpressing agieren. Selbst im Westfalenpokal gegen den SC Paderborn hatten wir so ein hohes Maß an Ballbesitz erzeugen können und es dem Favoriten ziemlich schwer gemacht.

Im Winter der Saison 2014/2015 hast du deine persönliche Rückkehr zum Delbrücker SC vollzogen, nachdem du den SC Verl knapp fünf Jahre durch die Regionalliga begleitet hattest. Warum hast du diese Entscheidung getroffen?

Ich hatte immer guten Kontakt zum Vorstand in Delbrück, der ist über die Jahre nie abgerissen. In der Regionalliga habe ich viele Jahre gespielt. Dann plötzlich zwei Ligen herunterzugehen, mag nach Rückschritt klingen. Als das Angebot aber schließlich vorlag, war das für mich einfach die nächste Etappe in meiner Karriere.

Als Trainer in der 6. Liga dürfte sich aber nicht allzu viel verdienen lassen…

Auch in Verl habe ich schon nebenbei gearbeitet. Mein Hauptaugenmerk liegt auf dem Beruf als Vertretungslehrer an einer Realschule. Bald beginne ich mein Referendariat. Das ist jedoch nicht falsch zu verstehen: Trainer zu sein bedeutet für mich mehr als nur Hobby. Ich versuche stets, die Jungs mit Leidenschaft und allem, was ich habe, weiterzubringen.

Blicken wir doch einmal auf deine wohl bekannteste Station früherer Tage: Zwei Jahre hast du die Schuhe für Preußen Münster geschnürt, das war zwischen 2008 und 2010. Erinnere dich einmal zurück…

Preußen Münster war ein echtes Highlight in meiner Karriere, wir waren auch recht erfolgreich. Auch wenn es mit dem Aufstieg leider erst funktionierte, als ich nicht mehr dort war. Der SCP hatte immer viele Zuschauer, da war phasenweise Euphorie da – aber wenn es nicht lief, ging es ganz schnell in die andere Richtung und die Stimmung kippte. Ein echter Traditionsverein nunmal.

Kannst du dich noch an deinen einzigen Ligatreffer für den SCP erinnern?

Habe ich wirklich nur einen gemacht? (lacht) Das war wohl das 1:0 gegen Eintracht Trier, am Ende ging es 3:2 aus. Ich erinnere mich noch an Mario Basler, der auf der PK über die Ordner in Münster geschimpft hat, weil die seine Frau nicht in bestimmte Räumlichkeiten lassen wollten…

Wie präsent ist Preußen Münster in deinem Leben noch?

Ich habe mir zuletzt den Kader angeschaut und festgestellt: Von denen sagt mir tatsächlich kaum noch jemand etwas. Einzig mit Mehmet Kara habe ich über beide Jahre zusammengespielt, zu ihm habe ich aber keinen nennenswerten Bezug mehr. Nichtsdestotrotz verfolge ich natürlich aufmerksam, wie sich die Lage bei Preußen Münster gestaltet.

Aktuell läuft es rund um die Hammer Straße überhaupt nicht rund. Der vorletzte Platz in der 3. Liga sorgt für große Abstiegsangst. Wie schwer wird Preußen Münster es in puncto Klassenerhalt in dieser Saison haben?

Schon zuletzt war immer auffällig, dass die Hinrunde gut verlief und in der Rückserie oft ein Einbruch erfolgte. Dieses Jahr ist man aber alles andere als gut gestartet, das hat mich schon überrascht.

Ich hoffe, dass der neue Trainer alles wieder geradebiegt. Für mich ist das von außen natürlich sehr schwer einzuschätzen. Ich denke aber, dass gerade Benno Möhlmann ein erfahrener Mann ist, der schon viele Klubs gerettet hat. Er sollte auch den SCP vor dem Abstieg bewahren können, ich drücke alle Daumen. Münster gehört in die 3. Liga.

Noch einen gemeinsamen Nenner bildet Trainer Roger Schmidt, unter dem du sowohl in Delbrück als auch in Münster gespielt hast. Habt ihr trotz der erfolgreichen Laufbahn von Schmidt noch Kontakt?

Im Sommer absolvierte Bayer Leverkusen ein Testspiel in Delbrück, da haben wir geredet und vorher auch telefoniert. Ich schreibe ihm auch gerne mal eine SMS, wenn er mal wieder ein Spiel gewinnt. Er besaß immer eine sehr freundliche Art, ist bei quasi jedem Spieler gut angekommen.

Er begann seine Trainerkarriere vor etwa zehn Jahren beim Delbrücker SC – genau wie du. Sehen wir dich in zehn Jahren vielleicht auch in der Bundesliga?

Derart konkrete Pläne habe ich bisher noch nicht aufgestellt! (lacht) Ich habe Spaß an der Traineraufgabe und schaue, wie sich die Dinge in Delbrück entwickeln. Auch in der 6. Liga und ohne den großen Rummel ist der Job als Coach sehr reizvoll...


Quelle: www.westline.de