Vier Fragen an Horst Steffen
„Preußen Münster hätte Amaury Bischoff heute gebraucht“


05.08.2016
22:15 Uhr
von Jan Ahlers


Rostock – Zwei Niederlagen aus zwei Spielen, das bedeutet den schwächsten Start von Preußen Münster in eine Saison seit Regionalligazeiten – sieben Jahre ist das her. Das reine Ergebnis schmälert jedoch die bis zum Platzverweis akzeptable Leistung. Nach Abpfiff stellte sich Horst Steffen den Fragen der Journalisten. Wir fassen die Antworten zusammen.

Frage: Preußen Münster hat die zweite Niederlage im zweiten Spiel kassiert. Inwiefern haben individuelle Fehler der Außenverteidiger heute den Ausschlag gegeben?

Die Unterzahl spielte uns nicht in die Karten, keine Frage. 55 Minuten hatten wir vorher gut gespielt. Beim Gegentreffer möchte ich die Schuld nicht allein Jeron in die Schuhe schieben, er wird von Sebastian Mai gefährlich angespielt – das wäre vermeidbar gewesen. Wenn ein Anspielpartner nicht frei ist, soll der Ball lieber weggeschlagen werden. Wir haben so viel Aufwand betrieben für eine ruhige Spielanlage, Hansa hat uns bis dahin auch nicht wahnsinnig gefordert. Das ist eine sehr bittere Niederlage.

Frage: Jetzt ist die Anfangseuphorie erst einmal weg. Müssen Sie den Kurs auch im Training korrigieren?

Ich habe heute viele Fortschritte gesehen im Vergleich zu Osnabrück, aber es gibt auch einige Dinge zu verbessern. Etwa die Laufwege in der Offensive, damit wir mehr Situationen vor dem Tor bekommen. Da waren einige gute Kombinationen dabei, aber wir dürfen dann nicht vergessen, wo das Tor steht. Es gab genügend Situationen, etwa Flanken, woraus mit etwas mehr Präzision etwas hätte entstehen können. In der 3. Liga werden wir nur sehr selten mehrere Großchancen in einer Halbzeit erhalten – umso wichtiger ist es, die wenigen sich bietenden Gelegenheiten clever auszuspielen.

Frage: Wir kommen nicht umhin, die Causa Amaury Bischoff anzusprechen. Was ist da vorgefallen?

Im Gespräch hatte Amaury mir mitgeteilt, dass er sich im Kopf einfach nicht frei fühlt. Daher hatte er mir vorgeschlagen, jemand anderen spielen zu lassen. Nach dem Training bin ich als Trainer sogar nochmals auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt: „Bist du bereit, kannst du spielen?“ Er wich aus, konnte nichts Deutliches sagen.

Immer wieder habe ich nachgehakt. „Die Mannschaft braucht dich, ich brauche dich“ habe ich ihm gesagt. Er wollte sich nicht klar äußern. Ich kann ihn doch nicht drei Wochen mit Samtpfoten behandeln, ehe er sich wieder spielfähig fühlt. Das kann es doch nicht sein. Alle Spieler bei uns wollen aufs Feld, wollen spielen. Nur einer möchte nicht, fühlte sich nicht bereit. Dann kann ich ihn nicht spielen lassen, ganz einfach.

Frage: Und wie sieht es mit dem ehemaligen Kapitän gegen Duisburg aus? Gibt es Tendenzen?

Auch das habe ich ihn gefragt: „Bist du gegen Duisburg bereit oder gegen Großaspach?“ Er konnte es mir nicht beantworten. Das Team hätte Amaury Bischoff hier und heute in Rostock gebraucht, das ist Fakt. Aber er hat sich so entschieden. Ich erwarte von jedem, dass er sich völlig in den Dienst der Mannschaft stellt. Und nicht, dass ich einem Spieler hinterherlaufen muss. Aber das muss ich selbst noch auf mich wirken lassen und verarbeiten, dafür blieb bisher angesichts der Spielvorbereitung nicht viel Zeit. So eine Geschichte hatte ich bisher aber auch noch nicht erlebt.

Diese Fragen wurden im Mediengespräch nach der Pressekonferenz gestellt


Quelle: www.westline.de