0:3-Niederlage im Wildpark
Karlsruher SC kocht Preußen Münster sauber ab

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(Foto: Sebastian Sanders)

von Carsten Schulte

Karlsruhe – Die Tour nach Karlsruhe hätte sich der SCP schenken können. Am Ende von 90 Minuten blieb das Team von Marco Antwerpen die klare Antwort auf die Frage, ob man schon nah dran ist an den Spitzenteams: Nein.

Vor dem Spiel der Preußen in Karlsruhe hatte Marco Antwerpen im Telekom-Interview noch beiläufig erwähnt, dass man vielleicht werde erkennen könne, ob man schon dran sei an den echten Spitzenteams der Liga. Anlass der Frage war der Hinweis des Resporters auf ein "Spitzenspiel" zweier starker Rückrunden-Teams.

Tja, die Antwort auf diese Frage bekam der SCP dann in den 90 Minuten serviert. Und zwar deutlich. Am Ende verloren die Adler beim KSC mit 0:3 und das ging übers Ganze betrachtet auch völlig in Ordnung. Karlsruhe belegte nachhaltig, warum das Team seit nunmehr 21 Spielen ungeschlagen geblieben war.

Es war keine Chancen-Orgie, die Karlsruhe da fabrizierte und der SCP war am Ende auch nicht drei Tore schlechter. Aber in Sachen Cleverness, Chancenverwertung und auch nach offensiven Qualitäten lag der KSC eben deutlich vorn. Die Unterschiede sind manchmal gering in dieser 3. Liga, aber wenn sie konsequent genutzt werden, kommen Ergebnisse wie das im Wildpark zustande. Für Münster war es nach dem 1:4 gegen Großaspach und dem 2:6 in Wiesbaden die dritthöchste Niederlage der Saison (gleichauf mit dem 0:3 in Halle).

Dabei war der SCP ja wach und aufmerksam ins Spiel gestartet. Wegen des Ausfalls von Adriano Grimaldi und Tobias Rühle hatte Trainer Antwerpen auf ein Talent-Duo gesetzt: Tobias Warschewski und Lucas Cueto bildeten die Abteilung "Offensive".

Und der SCP setzte noch zu Beginn der Partie erste kleine Akzente - nach vier Minuten, als Martin Kobylanski einen Freistoß in den Strafraum der Gastgeber bugsierte, der SCP aber dort den Ball nicht kontrollieren konnte. Kobylanski war über 90 Minuten auch einer der auffälligsten Spieler in der Offensive. Was er nach 14 Minuten belegte: Aus guten 25 Metern zog er ab und zwang Torwart Benjamin Uphoff zu einer Parade. Nur wenige Minuten später war Kobylanski nicht ganz akkurat: Der Versuch, Fabian Menig mitzunehmen und einzusetzen, scheiterte. Der Ball war zu schnell.

Karlsruhe tat sich gegen den SCP schwer, bekam keine Chancen. Die Adler standen sicher und bewiesen das neue Selbstbewusstsein, das sie in den vergangenen Wochen auch getragen hatte. Karlsruhes einzige Szenen in der ersten halben Stunde Ein Distanzschuss von Anton Fink (weit neben das Tor), ein mäßig spannender Kopfball, den Menig klärte.

Den Preußen gelang defensiv vieles, offensiv war deutlich zu spüren, warum Karlsruhe in der Tabelle weit oben einsortiert ist. Die wenigen echten Szenen, die sich hätten bieten können, versandeten oft im Ansatz. So wie nach 30 Minuten, als Michele Rizzi den Ball gut auf Warschewski ablegte, aber eben auch hier zu weit und zu schnell.

Kalte Dusche

Dann die 33. Minute: Karlsruhe mit dem Ball im Strafraum, Jeron Al-Hazaimehs Rettungsversuch endete in einem Schüsschen aus der Drehung - direkt in die Beine von Florent Muslija. Der zog einfach ab und Al-Hazaimeh lenkte den Ball an Max Schulze Niehues vorbei ins Tor. Das 0:1. Irgendwie schon die Vorentscheidung, denn Karlsruhe wachte im Anschluss endgültig auf.

Noch vor der Halbzeit bekamen die Gastgeber weitere Chancen. Auftritt Anton Fink, der binnen zwei Minuten die Chance auf ein früheres 2:0 bekam. Erst durch einen Volleyschuss, den Schulze Niehues parierte, dann mit einem feinen Schlenzer.

Dann war Pause.

Nach der Pause übernahm der KSC spürbar mehr die Regie. Die Gastgeber untermauerten das direkt durch einen gefährlichen Kopfball von Fabian Schleusener, der aber nicht im Tor landete. Im Gegenzug bekam Sandrino Braun die Chance zum Ausgleich - per Kopf (!) scheiterte er nach einem Kobylanski-Freistoß. Es war zugleich Münsters letzte Offensivaktion, die mit einer Chance endete.

Karlsruhe war anschließend Herr im eigenen Hause. Nach 60 Minuten musste Schulze Niehues dann erneut hinter sich greifen. Nach einem Eckball stieg Schleusener gemeinsam mit Fabian Menig zum Kopfball... und der Ball flatterte ins lange Eck. Das 2:0 für die Gastgeber, auch hier sah es so aus, als habe der SCP zumindest den Ball berührt...

Antwerpen nahm das praktisch nicht sichtbare Offensivduo Cueto und Warschewski vom Feld, brachte Philipp Hoffmann und Lennart Stoll. Aber kaum waren die ein paar Minuten auf dem Feld, wurde es schon wieder gefährlich in der Preußen-Abwehr. Marvin Wanitzek hob den Ball von links fast ins lange Eck. Glück fü den SCP.

Beim SCP blieb offensiv einfach zu viel im Ansatz stecken. Und dann fehlte manchmal der entschlossene Torschuss. So wie bei Braun, der nach 69 Minuten an der Strafraumgrenze zu lange zögerte, den Ball dann nicht mehr kontrollieren konnte. Oder nach 73 Minuten, als erneut Kobylanski den Ball auf Stoll weiterleiten wollte - aber eben auch hier zu lang und ungenau.

Oder vielleicht die beste Szene: Wieder war es Kobylanski, der Lennart Stoll glänzend einsetzte. Der war frei unterwegs Richtung KSC-Tor, aber ließ sich dann noch aus der Ruhe bringen und verlor den Ball.

Auf der anderen Seite machte dann Jonas Föhrenbach den Deckel drauf. Der eingewechselte Moritz Heinrich und Lion Schweers waren sich irgendwie uneins, Föhrenbach profitierte von der Unsicherheit und schob locker zum 3:0 ein.

Münster war da längst geschlagen, natürlich. Und in die fehlende Laune der Preußen hinein leistete sich der KSC den Luxus, gleich mehrere Chancen zu vertun. Fast wäre nach 89 Minuten sogar noch das 0:4 gefallen, aber hier reagierte Schulze Niehues glänzend.

Das alles wird den SCP nicht umwerfen, Chemnitz verlor ebenfalls - aber über den Klassenerhalt wird sich der SCP wohl ohnehin keine Sorgen mehr machen. Nur die Ausfälle konnten die Preußen an diesem Tag nicht kompensieren und in den entscheidenden Szenen war Karlsruhe einfach schlauer.


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