Derby-Countdown läuft
Preußen Münster sinnt beim VfL Osnabrück auf Hinspiel-Revanche


von Jan Ahlers

Münster – Es sollte der Auftakt in eine verheißungsvolle Spielzeit werden und endete im Desaster: Die 0:1-Derbyniederlage des SC Preußen Münster gegen den VfL Osnabrück wirkte wochenlang nach und brachte früh mächtig Unruhe an die Hammer Straße. Am kommenden Samstag sinnt der SCP auf Revanche – doch die Vorzeichen haben sich gewandelt.

Aus zwei potenziellen Spitzenteams, die vor der Drittliga-Spielzeit auch als solche benannt wurden, hat sich nur eines in der Hinrunde dementsprechend präsentiert: Der VfL Osnabrück, der mit 32 Punkten aus 19 Spielen auf dem dritten Platz rangiert. Die Preußen krebsten über die längste Zeit der Hinserie auf einem Abstiegsplatz herum, schafften durch eine kurzzeitige Serie den Sprung ins Mittelfeld. Vor der Winterpause zeigte der Trend mit zwei Niederlagen in Folge wieder deutlich bergab.

Die Favoritenrolle geht damit nicht nur ob des Heimvorteils klar an die Mannen von der Bremer Brücke. Die Lila-Weißen hielten sich in der Winterpause allerdings mit Transfers zurück, denn auch im Süden Niedersachsens gilt: Kein Cent zu viel darf ausgegeben werden. Einen Leihspieler leistete sich Osnabrück aber doch, von Fortuna Düsseldorf wurde Sturmtalent Kemal Rüzgar ausgeliehen. Eine Verpflichtung als Reaktion auf den Ausfall des Hinspiel-Torschützen Halil Savran. Aufgrund freier Gelenkkörper im Knie muss der Sturmtank mindestens mehrere Wochen aussetzen.

Weil nicht nur er, sondern auch sein Kapitäns-Stellvertreter und Mittelfeld-Abräumer Christian Groß aufgrund einer Kreuzbandverletzung im Derby nicht zum Einsatz kommen kann, fehlen der Elf um Trainer Joe Enochs gleich zwei Schlüsselspieler. Eine neue Chance für den SCP? Dieser hat derweil mit personellen Problemen ganz eigener Art zu kämpfen: Die Wunschtransfers Manuel Konrad und Martin Kobylanski können vorerst nicht realisiert werden, allen voran in der Defensive ist die Lage angespannt. Es darf nicht viel passieren, ehe bei Preußen Münster eine echte Personalnot ausbricht.

Preußenfans sehen sich vielen Einschränkungen gegenüber

Nein, richtig groß ist die Derby-Vorfreude rund um die Adlerträger bisher noch nicht. Das mag einerseits daran liegen, dass sich die Westfalen erstmals seit der Drittliga-Premierensaison 2011/2012 in der Außenseiterrolle befinden. Andererseits drücken deutliche Einschränkungen durch die Sicherheitsbehörden auf das Gemüt: So wurde im gesamten Stadionumfeld durch eine Allgemeinverfügung ein Verbot von Alkohol sowie Glasflaschen und Dosen erwirkt. Auch der obligatorische „Derbymarsch“ vom Bahnhof zum Gästeblock darf nicht stattfinden.

Und die Akteure? Die wissen, dass ihre Anhänger eine Reaktion auf das Hinspiel erwarten. Dort hatte der SC Preußen jegliche Leidenschaft aus früheren Derby-Jahren vermissen lassen und seine Quittung postwendend in Form einer bitteren, aber nicht unverdienten Niederlage kassiert. Jeder Spieler dürfte auf Revanche sinnen, ohne aber große Töne zu spucken - das hatte schon in der Hinrunde nicht funktioniert.

Auskommen muss Münster dabei ohne seinen Derbyhelden früherer Tage: Amaury Bischoff, Jahre nach seinem verhängnisvollen Foul an Tom Merkens den VfL-Fans noch immer ein Dorn im Auge, bestreitet am Samstag sein erstes Pflichtspiel im Dress von Hansa Rostock – Gast ist Jahn Regensburg.


Quelle: www.westline.de