Preußen-Trainer Antwerpen – Tüftler mit immer neuen Ideen

Münster -

Immer wieder schmeißt Marco Antwerpen die Startelf des SC Preußen um. Mal das System, mal das Personal, oft beides. Der Trainer selbst möchte daraus keine große Nummer machen. Doch sein Team ist dadurch immer schwer auszurechnen. Er reagiert gern auf Stärken und Schwächen des Gegners.
Von Thomas Rellmann

Ein gut gemeinter Tipp für das Zeitmanagement von Daniel Thioune könnte so lauten: Sollte der Trainer des VfL Osnabrück in dieser Woche vorhaben, die taktische Formation des Derby-Gegners am Sonntag (14 Uhr) zu dekodieren oder Hinweise auf das Spielsystem von Preußen Münster zu finden – er kann sich den Aufwand im Prinzip sparen. Seit Marco Antwerpen Trainer an der Hammer Straße ist, ist das Sicherste in diesem Punkt die Unsicherheit.

Nahezu wöchentlich baut der 46-Jährige seine Mannschaft um. „Wir müssen das bei unserem kleinen Kader zum Beispiel in einer Englischen Woche ja so machen“, sagt der Coach. Allein in den vergangenen vier Partien setzte er auf vier verschiedene Anordnungen. Insgesamt begann er fünf Mal im klassischen 4-2-3-1, drei Mal in einem 3-4-3, jeweils einmal in einem leicht modifizierten 3-4-1-2 sowie ein weiteres Mal im 4-1-4-1. Im Laufe der Spiele und je nach Zwischenergebnis ist der SCP aber auch immer in der Lage erneut umzubauen. Auch eine Art 4-4-2 oder ein 4-3-3 waren schon zu sehen. Für Laien sind das erst mal alles viele lustige Zahlen, und oft sind es auch wirklich nur Nuancen, auf welcher Höhe sich die einzelne Spieler einsortieren. Für Antwerpen haben diese Kleinigkeiten indes eine große Bedeutung. allerdings findet er seine Herangehensweise gar nicht so ungewöhnlich. „Ich glaube, es gehört heute dazu, dass man sich Varianten einfallen lässt. Dass Außenspieler zum Beispiel mal die Seite tauschen, sollte selbstverständlich sein.“

Die neue Flexibilität hat natürlich auch Auswirkungen auf das Personal. Der Kreis derer, die gesetzt sind oder immer auf derselben Position auflaufen, ist klein. Simon Scherder ist so eine Konstante. Er lief, abgesehen von kleinen Ausflügen ins defensive Mittelfeld, immer als Innenverteidiger auf. In jeder Partie als Sechser aufgeboten wurde Sandrino Braun (mal allein, mal mit Nebenmann). Fabian Menig ist auch immer dabei und spielte meist auf der rechten Außenbahn, er rückte aber auch schon nach links oder halblinks in eine Dreierkette. Noch variabler muss Tobias Rühle sein. Er ist der vierte Preuße, der bei Antwerpen immer von Anfang an spielte. Seine Stellenbeschreibung reicht aber von Solo-Spitze über hängender Stürmer bis zum Flügelmann für die linke wie die rechte Seite. Eine echte Allzweckwaffe eben. Seines Platzes sicher sein darf sich auch Linksverteidiger Jeron Al-Hazaimeh, der nur gegen Paderborn gelbgesperrt fehlt.

Ansonsten bestimmt Fluktuation die Aufstellung. Ole Kittner oder Lion Schweers in der Innenverteidigung? Michele Rizzi oder Martin Kobylanski als Achter? Rühle oder Adriano Grimaldi in der Spitze? Vierer- oder Dreierkette? Zwei echte Angreifer oder nur einer? Antwerpen entscheidet von Spiel zu Spiel. „Never change a winning team“ heißt eine alte englische Weise. Den SCP-Coach juckt das nicht. Nur einmal ließ er seine Elf ein zweites Mal genau so ran. Nach dem 2:0 über Rostock verlor diese aber in Zwickau. „Die Zufriedenheit hängt auch davon ab, ob es funktioniert“, sagt Antwerpen. „Ich frage aber auch nie explizit bei den Spielern nach, und es ist auch noch keiner zu mir gekommen.“ Sprach‘s – und tüftelte gleich an der Derby-Startelf weiter.► Rühle (Adduktorenzerrung) muss drei Tage im Training pausieren. Sein Einsatz am Samstag ist fraglich.


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