DRITTE HEIMPLEITE IN FOLGE
Preußen Münster vertreibt die Langeweile - und wird zum Sorgenkind

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Nils Körber und Nico Rinderknecht. (Foto: Schulte)

von Jan Ahlers

Münster – In der Länderspielpause beklagten einige Anhänger des SC Preußen noch die zähe Konstellation in der Liga. Nachdem der FSV Zwickau fast schon souverän drei Punkte entführte, wünscht sich mancher die Ruhe bereits zurück. Das Spiel offenbarte, dass Münster gegen jeden Kontrahenten verlieren kann – und das Problem ist nicht leicht zu beheben.

Diese elende Krux mit der Statistik. Eine Heimmacht wurde Preußen Münster vor wenigen Monaten noch genannt – und diese Bezeichnung war völlig verdient, wurde doch Galavorstellung an Galavorstellung gereiht. Nun hat sich unverkennbar ein Bruch eingeschlichen. In bisher vier Heimspielen der Saison 2017/18 verschlechterte sich die Leistung des SCP kontinuierlich – aus dem anfänglichen Chancenwucher ist eine ausgeprägte Harmlosigkeit entwachsen. Das 0:2 gegen den FSV Zwickau war in allen Belangen negativer Höhepunkt und deckte zahlreiche Schwächen auf.

"Überheblichkeit" nannte Trainer Benno Möhlmann das schon vor dem Spiel - und wiederholte das nach Abpfiff. Die grandiose Heimserie der abgelaufenen Saison habe wohl manchen verführt. "Ich verstehe es nicht", so Möhlmann über den seltsam wackeligen und wenig zielstrebigen Auftritt.

Zwickau drängte Münster im Dauerregen ein einfaches, aber ekliges Spiel auf, setzte mit teils harten Zweikämpfen Duftmarken. Der siebte Spieltag schmeckte nach den Zutaten, mit denen Kellerduelle gewürzt werden. Nur spielte Münster lange Zeit nicht mit. Denn: Kein Akteur gab in der ersten Halbzeit die Richtung vor, keiner hielt energisch und für das Publikum sichtbar die Knochen hin. Das muss in einer homogenen Mannschaft nicht jeder tun. Softe Typen wie Danilo Wiebe, Philipp Hoffmann oder Martin Kobylanski sind für diese Rolle zweifellos nicht geschaffen.

Ein Königreich für etwas Kaltschnäuzigkeit

Anders sieht es bei einem Sebastian Mai, einem Ole Kittner aus. Letzterer kämpfte mit einem gebrauchten Tag. Kapitän Adriano Grimaldi litt ebenso. Ihm ist das Glück im Abschluss abhandengekommen. Zu Beginn der Saison netzte er noch routiniert, nun fehlt spürbar die Sicherheit in den Automatismen – seine Entwicklungskurve steht symptomatisch für die ganze Mannschaft. Und ja, auch ein mit Matsch und Dreck bespritzter, aber unter diesen Bedingungen aufgehender Athlet wie Benjamin Schwarz fehlt Preußen Münster an allen Ecken und Enden.

Was sollen die Preußen tun? Ein Grimaldi kann nicht entlastet werden, das gibt der Kader nicht her. Kein Geheimnis ist: Sämtlichen weiteren Spielern, die mit Offensivrollen bekleidet werden, geht das Entscheidende völlig ab. Wer soll die Treffer machen, die Benno Möhlmann so energisch forderte? Am Freitag fehlten bereits die Torabschlüsse. Tobias Rühle schlägt in guter Position den berühmten Haken zu viel. Martin Kobylanski verzettelt sich oft leichtfertig. Philipp Hoffmann zeigt Ansätze und blieb unglücklich, ihm darf noch mehr Zeit attestiert werden, bis er zu alter Form zurückkehrt.

Ohne Selbstbewusstsein und als Außenseiter nach Paderborn

Leider hat der SC Preußen diese Zeit nicht. Und auch kein Geld, mit dem die erwartbaren Probleme bis zum 31. August hätten angegangen werden können. Vom Freitagabend bleiben keine Punkte. Dafür aber die Statistik mit all ihren nackten wie bescheidenen Zahlen. 0:1, 0:1, 0:2 – drei Heimspiele, drei Niederlagen am Stück, dreimal kein Torerfolg. Das gab es bei den Preußen in der eingleisigen 3. Liga noch nicht. Plötzlich sind es die im letzten Jahr diskreditierten Auswärtsspiele, die Münster über Wasser halten. Eine Bilanz, die von drei glücklichen Punkten in Würzburg maßgeblich geprägt wird.

Am Samstag gastiert der SCP zum dritten Mal in vier Monaten in Paderborn. Er wird bei runderneuerten Ostwestfalen den Außenseiter, den Krisengebeutelten darstellen. Gleichzeitig ist der Erfolgsdruck groß. Die Sorgen vor einer neuerlichen Episode in dunklen Tabellengefilden wachsen. Nicht nur der Heimnimbus, sondern das gesamte erarbeitete Selbstbewusstsein des ersten Halbjahres ist verflogen. Trainer Benno Möhlmann stehen die vielleicht schwersten Tage seit der Phase seines Amtsantrittes just bevor.

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