Eine Woche vor Köln
Preußen Münster setzt gutes Zeichen vor dem Saisonstart

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1:0 durch Warschewski. (Foto: Schulte)

von Carsten Schulte

Münster – Sieben Testspiele liegen hinter dem SC Preußen Münster, in einer Woche startet der SCP bei Fortuna Köln. Ready or not, here we come. Der Test am Samstag gegen Heracles Almelo lieferte allerdings positive Erkenntnisse ...

Jetzt ist die Vorbereitung abgeschlossen, zumindest nach Testspielen. Sieben waren es, dazu noch der Benefiz-Kick gegen die Preußen-Allstars. Es gab schwache Spiele, müde, es gab engagierte; und vor allem zum Ende der Vorbereitung waren ernsthaft stabile Leistungen zu sehen beim SCP. So, wie das der Trainer wohl geplant und erwartet hat.

Zum Abschluss gab es gegen Heracles Almelo noch ein 2:2. Der erste "Punktverlust" in einem Test gegen Almelo im fünften Spiel, aber weder der SCP noch Heracles war das Spiel für ein Ergebnis angegangen.

Es war interessanter zu sehen, was auf dem Feld bereits gut funktioniert. Herauszuheben gab es dabei einige Spieler. Das Links-Duo Heidemann und Cueto darf fast als gesetzt gelten. Was da über die Seiten für ein Druck kommt, ist gut und passt. Was insbesondere in der Personalie Cueto bemerkenswert ist, weil der 22-Jährige ja eigentlich schon fast als "abgeschoben" galt. Über die sportlichen Fähigkeiten gab es dabei weniger Fragen als über seinen Auftritt "drumherum". Cueto stellte sich nicht in die Schmollecke, sondern stellte sich der Kritik - und lernte daraus. Folgerichtig sagt der Trainer nun: "Es wird schwierig sein, an ihm vorbeizukommen ..."

Vor drei Wochen habe man schon mit Cueto gesprochen und ihm signalisiert, dass er wieder fest zum Kader gehöre. Die Unsicherheit über einen Wechsel dürfte damit vom Tisch sein, Cueto zog weiter stark mit und bewies das in den Testspielen. "Über die Leistung brauchen wir nicht zu reden, er hat viele starke Aktionen gehabt", so Antwerpen zufrieden.

Ebenfalls positiv überrascht hat Tobias Warschewski. Mit schönen Toren, mehr noch aber mit seinem Einsatz hat er den "alten" Warschewski wiederentdeckt, der beim SCP in der Saison 2016/2017 für viele schöne Moment gesorgt hatte. Auch gegen Almelo traf er unnachahmlich zum 1:0. Mit Glück, aber eben auch mit Können und seiner etwas unorthodoxen Technik mogelte er sich nach tollen Zuspiel von Rodrigues Pires im Strafraum durch und traf dann zur Führung für den SCP.

Ohnehin lieferte das Team eine starke Leistung in der ersten Hälfte ab. Torwart Oliver Schnitzler hatte herzlich wenig zu tun, musste nur zweimal eingreifen. In einer teilweise ruppigen Partie hielt der SCP gut dagegen. Von dem da nun die Härte ausging, war gar nicht so klar - Heracles ging schon energischer als erwartet zur Sache. Kein Zufall übrigens. Trainer Frank Wormuth, zuletzt Chefausbilder beim DFB, hatte jedenfalls einen Plan. "Wir bewusst gegen deutsche Drittligisten gespielt (neben Preußen auch Lotte und Meppen, Anm.d.Red.), weil sie die gesunde Härte mitbringen, die wir in Holland suchen." Wenn man da etwas mitnehmen könne, ließe sich das Spiel verändern, so Wormuth.

Seine Mannschaft hatte den Ansatz wohl verinnerlicht und ging eben nicht zimperlich zu Werke.

Münster legte ja über Tobias Rühle nach. Sein 2:0 nach einer halben Stunde war schön herausgespielt. Nicht der erste Treffer von Rühle in der Sommervorbereitung. Wenn er in der Liga seine Quote auch erhöhen würde ...

Rühle rieb sich im Spiel buchstäblich an allen Fronten auf. Trainer Antwerpen sah es mit Wohlgefallen. "Das gehört einfach zu seinem Spiel, er muss sich aufregen." Tatsächlich war Rühle stets beteiligt, wenn es um Zweikämpfe und die anschließenden Debatten ging. Der SCP verfügt jetzt über mehrere Spieler, die diese spezielle Aggressivität mitbringen, darunter René Klingenburg. "Wir haben die Jungs bewusst ausgesucht."

Nach rund 80 Minuten musste der Offensivspieler runter. "Er hatte Probleme mit der Wade." Für ihn kam Moritz Heinrich.

Aus 0:2 mach 2:2

Heracles kam noch vor der Pause zum 1:2. "Da gehen wir hinten ein hohes Risiko", wertete Antwerpen später. "Schweers und Borgmann sind nicht nah genug an Scherder herangerückt." Und eben jener Simon Scherder stand dann einfach falsch zum Mann, lief glattwegs am Ball vorbei und so war Torschütze Dalmau plötzlich mutterseelenallein auf und davon. Wieder so ein Fehler, wie ihn der SCP in der Vorbereitung häufiger produzierte. "Auch das 2:2 fiel eher aus dem Nichts." So sah es auch aus. Der Schuss von Peterson war nicht sonderlich scharf, sondern rutschte etwas ansatzlos an Schulze Niehues vorbei ins lange Eck.

Wobei: Der Gegentreffer war vom SC Preußen zwar nicht erwünscht, aber zumindest einkalkuliert. Als taktische Maßgabe hatte Antwerpen für die Schluss-Viertelstunde nämlich sein Team nach hinten beordert. "Wir wollten nur noch verteidigen und schauen, ob es geht." Nun: Es ging nicht ganz.

Heracles-Trainer Wormuth sah das auch so. "Es ging uns nicht um das Ergebnis. Aber man hat gesehen: Nachdem Münster sich zurückgezogen hatte, kamen unsere jungen Kerle in einen Spielrausch und haben das dann richtig gut gemacht."

Ärgerlich für den SC Preußen. Doch dessen Trainer schaute ja auf die Leistung insgesamt. "Es waren insgesamt viele gute Sachen dabei, die wir und die Spieler mitnehmen können." Zumal der SCP auch in der Schlussphase noch einige Möglichkeiten hatte, zunächst auf 3:1 zu erhöhen. Die beste Chance vergab Cueto, als er den Ball Zentimeter am langen Pfosten vorbeisetzte.

Auffällig: Erneut gab es in der zweiten Hälfte nur diesen kleinen Bruch, nachdem der SCP vierfach gewechselt hatte. "Ich weiß nicht, woher das kommt", so Antwerpen. Tatsächlich kam Almelo in der letzten halben Stunde besser zur Geltung - aber da in der Liga ja anders gewechselt wird, darf man darüber wohl hinwegsehen.

Die Trainingswoche

Jetzt geht es in den kommenden Tagen um die Startelf. Wer im Tor steht, soll sich bis spätestens Donnerstag entscheiden. Oliver Schnitzler und Max Schulze Niehues durften jeweils für eine Halbzeit ran. Beide hatten nicht übertrieben viel zu tun. Beide liegen nah beisammen, was in der Regel eher für die Stammkeeper als für den Herausforderer spricht. Aber noch ist diese Frage offen.

"Wir schauen jetzt, wer in einer guten Verfassung ist. Wer lässt sich vom Konkurrenzkampf nervös machen? Wer ist fit?" Jetzt beginnt die heiße Phase. Die letzten Trainingstage, bevor es ernst wird.


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