Preußen beim 1:1 gegen Halle zu zehnt besser als zu elft

Münster -
Zwei Schiedsrichter-Entscheidungen und eine fußballerische Steigerung standen im Mittelpunkt beim 1:1 des SC Preußen gegen den Halleschen FC. Ein reguläres Tor wurde dem Tabellen-18. aberkannt, eine strittige Rote Karte führte zur Unterzahl – doch dann legten die Gastgeber zu.
Von Thomas Rellmann

Fußball ist mitunter nur schwer zu erklären. Preußen Münster lieferte am Samstag ein solches Beispiel. Zu elft zeigte der Drittliga-18. gegen den Halleschen FC eine magere Vorstellung. Nachdem Benjamin Schwarz für ein zu resolutes Unterbinden eines Konters gegen Sascha Pfeffer Rot gesehen hatte (36.), stabilisierte sich das Team in Unterzahl überraschend. „Der Punkt tut gut, wir hatten ja noch nicht so viele Unentschieden“, sagte Tobias Rühle, der die Führung durch Danilo Wiebe (58.) energisch und durchsetzungsstark vorbereitet hatte.

Ja, auch die Reaktionen auf den verpassten Heimsieg fielen angesichts der Unterzahl milde aus. Dabei bleibt es im Keller brandgefährlich. Viele Konkurrenten siegten, der SCP bleibt unter dem Strich. „Die zweite Halbzeit haben wir so angepackt wie abgesprochen“, sagte Trainer Benno Möhlmann. „Das Tor haben wir sehr gut herausgespielt, der Ausgleich fiel zu schnell“, analysierte er. Mirkan Aydin wurde seine Defensivtreue zum Verhängnis, als er beim Abwehrversuch Martin Röser den Ball ideal servierte (60.).
Zu reden war natürlich auch über Tobias Stieler. Der Bundesliga-Referee und dessen Assistent Sascha Thielert hatten ein reguläres Tor von Tobias Warschewski, der nach einem Freistoß eine Kopfball-Ablage von Mirkan Aydin eindrückte, aberkannt (20.). „Die Führung hätte uns sehr gut getan“, befand Möhlmann. Logisch. Der Platzverweis war zudem diskutabel. Zwar regelkonform, aber so gar nicht zur Schiedsrichter-Linie bis dahin passend.

Durchgang eins war allerdings noch keine Sahnevorstellung der Hausherren. Halle wirkte griffiger, Münster ging jede Struktur im Aufbau ab. „Wir haben bewusst auf lange Bälle gesetzt. Nach vorne durchzukombinieren war nicht möglich“, erklärte Möhlmann. Kein Zufall, dass die gefährlichsten Szenen verunglückte Flanken der Außenverteidiger Stéphane Tritz (22.) und Jeron Al-Hazaimeh (35.) waren. Dazu kam ein Schwarz-Abschluss (26.) und eben das geklaute Tor.

Vom Gegner kam im letzten Drittel auch nicht mehr viel. Torjäger Benjamin Pintol hatte Sebastian Mai gut im Griff bis auf einen Schussversuch (29.). Keeper Max Schulze Niehues musste nur bei einem Röser-Freistoß eine Glanztat anbringen (44.). Hinten stand Münster wieder sehr gut.

Als sich das Team nach dem Wechsel tiefer staffelte und den HFC zum Aufbau zwang, ergaben sich die erhofften Räume. Rühle, der vor der Pause noch wenig zu sehen war, drehte auf, hatte selbst eine gute Chance (55.), spielte dann Wiebe perfekt (und mit etwas Glück) für das 1:0 frei – und sah konsterniert den schnellen Rückschlag. „Den Vorsprung müssen wir länger halten, dann gewinnen wir das Ding. Sowas darf in der Bezirksliga passieren, aber nicht uns. Halle hatte doch auch keine Mittel“, so der 26-Jährige. „Wir wollten ja eigentlich unsere Heimserie ausbauen, das hätte uns nach diesem Spielverlauf einen Schub gegeben.“

Dem Sieg waren die Hausherren in der letzten halben Stunde auf alle Fälle näher als die Sachsen-Anhaltiner, die zwar 8:1 Ecken verbuchten, aber keine zwingenden Aktionen. Ein Freistoß von Michele Rizzi wäre die perfekte Antwort auf den Ausgleich gewesen (62.), Adriano Grimaldis Kontermöglichkeit ein Lucky Punch (90.+2). Doch dem Kapitän fehlte bei der letzten Szene die Kraft und vielleicht auch ein Schuss Entschlossenheit.

„Ich hätte mir noch ein paar Standards mehr gewünscht“, sagte Möhlmann. „Aber wir sind nicht immer mit genügend Leuten nachgerückt.“ Richtig kritisieren wollte er diesen Umstand aber nicht. Einzig Aydins Aussetzer vor dem Gegentreffer störte ihn. „Da haben wir einfach nicht gut geklärt.“ Nicht der erste Blackout genau dieser Art in den vergangenen Wochen. Allzu oft sollten sich die Preußen so etwas nicht mehr leisten. Im Abstiegskampf werden diese Nuancen entscheiden.

Quelle: www.wn.de