Da helfen die Preußen doch gerne

Münster -
In einem Benefizspiel gastiert der Fußball-Drittligist Preußen Münster am Mittwoch (18.30 Uhr) beim Oberligisten FC Gütersloh 2000. Die Gastgeber brauchen jeden Cent, denn die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim ehemaligen Zweitligisten in diesem Monat ist nicht ausgeschlossen.

Von Alexander Heflik

In Gütersloh , kaum zu glauben, ist man dem SC Preußen Münster doch dankbar. Denn der Fußball-Drittligist wird am Mittwoch (18.30 Uhr) ein Benefizspiel beim schwer angeknockten Oberligisten im Heidestadion bestreiten. Ja, es geht dabei auch um eine kleine Einnahme, aber vor allem um ein Signal an die lokalen Sponsoren. Das Motto lautet ungefähr so: Selbst der frühere Konkurrent hilft mit, wenn es um die Sanierung und die Zukunft des FC Gütersloh 2000 geht.

Rein sportlich betrachtet, so hat es SCP-Trainer Benno Möhlmann gesagt, passt die Partie den Adlerträgern gut in den Kram. Nach dem 3:1-Heimerfolg über Hansa Rostock zeichnet sich für die schwere Aufgabe beim Spitzenreiter MSV Duisburg (Sonntag, 14 Uhr) eine vergleichbare Startelf ab. In Gütersloh dürfte die zweite Garde, auch wenn das die SCP-Offiziellen nicht so gerne hören, mal ran und Spielpraxis sammeln. Immerhin zehn Euro kostet der Spaß im Heidestadion bei freier Platzwahl. FCG-Trainer Fatmir Vata, der unter SCP-Coach Möhlmann bei Arminia Bielefeld spielte, hofft auf 600 bis 1000 Zuschauer. Der Erlös, nach Abzug der Fahrtkosten für die Preußen und Bezahlung des Schiedsrichtergespanns, dürfte im unteren vierstelligen Bereich liegen. Wie gesagt, es ist ein schönes Zeichen, aber alles andere als die Rettung.
Insolvenz möglich

Denn bis zum 1. März muss der Club entscheiden, ob das Insolvenzverfahren eröffnet wird oder nicht. Die letzten Gehälter aus 2016 wurden dank eine Spendenaktion der Fans und des Helferteams bezahlt, somit konnte die Entscheidung um einen Monat vertagt werden. Knapp 17 000 Euro wurden gesammelt.

Nun muss in den nächsten Tage Klarheit geschaffen werden, inwieweit bis Saisonende weitere rund 220 000 Euro aufgebracht werden können und in Zukunft ein Oberliga-Etat von 250 000 bis 300 000 Euro in der Regel gestemmt werden kann. Nur wenn beides gesichert ist, dürfte es weitergehen beim FC Gütersloh 2000. Wird das Insolvenzverfahren allerdings eröffnet, steht Gütersloh als Absteiger in die Westfalenliga fest.
Schon 2000 pleite

Der FC Gütersloh 2000 ist dabei ein Verein, der aus der Konkursmasse des FC Gütersloh im Jahr 2000 entstanden ist. Fast genau vor 17 Jahren, am 13. Februar, verlor der FC Gütersloh in der Regionalliga West mit 1:3 das Heimspiel gegen den VfL Bochum II (2 Tore von Slawo Freier), dann ging alles den Bach runter. Mit 8,9 Millionen Mark hatte sich der FCG verschuldet, nichts ging mehr, außer die Neugründung des FC Gütersloh 2000 zwei Tage später. Dabei hatten die Ostwestfalen 1996 den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft, 1998 sogar an der 1. Bundesliga geschnuppert. Aber der Schuldenberg wuchs ins Unermessliche, die Liquidierung des Clubs war unausweichlich, der Neuanfang in der Oberliga Westfalen höchst umstritten.
Ein Dauerbrenner

Seit Anfang der 70er Jahren standen sich Münster und Gütersloh (Vereinsnamen: SVA, DJK, FC oder FC 2000) in 2. Bundesliga Nord, Regionalliga oder Oberliga gegenüber. Das letzte Punktspiel (Oberliga, 2008) gewann der FCG mit 2:0. In einem Testspiel siegte Münster zuletzt Anfang 2011 mit 3:0 durch Treffer von Ornatelli, Loose und N’Diaye.

Es sei die Krux mit diesem Verein, sagt ein Beobachter: Einerseits träumen viele immer noch von höheren Profiligen. Andererseits sei der Club aufgrund seiner Misswirtschaft bei den lokalen Sponsoren durch und durch verbrannt.
Rettungsaktion

Die aktuelle Rettungsaktion, angeführt vom CDU-Politiker Heinrich Kollmeyer und Fußball-Verbandspräsident Hermann Korfmacher, läuft. Knapp 80 000 Euro werden direkt benötigt, rund 220 000 Euro bis zum Saisonende, Gläubiger-Verzichte schon eingerechnet. Die Einnahme aus dem Benefizspiel mit dem SCP ist ein Tropfen auf den heißen Stein, aber auch ein wichtiges Signal. Die Preußen helfen gerne.


Quelle: www.wn.de