Gebrauchter Nachmittag
Preußen Münster verliert ein merkwürdiges Derby mit 0:3

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(Foto: Schulte)

von Jan Ahlers

Osnabrück – Was für ein komischer Nachmittag in Osnabrück. Preußen Münster konnte sich nicht viel vorwerfen, und ging letztendlich im Derby dennoch sang- und klanglos mit 0:3 (0:2) unter. Zu allem Überfluss sah Kapitän Simon Scherder die Gelb-Rote Karte – es war einer der gebrauchtesten Nachmittag der vergangenen Jahre.

Es war doch eine mutige Aufstellung, die Trainer Marco Antwerpen für das Derby auserkoren hatte: Der am Knie operierte Routinier Ole Kittner wurde in der Dreierkette durch Dominik Lanius ersetzt – der hatte an den ersten vier Spieltagen noch nicht einmal im Kader gestanden. Ansonsten aber vertraute er bewährten Kräften, auch dem jungen Jannik Borgmann. An vorderster Front sollten Tobias Rühle und Philipp Hoffmann die Defensive des VfL Osnabrück durcheinanderwirbeln.

Nicht nur den Fans, auch den Spielern stand das Adrenalin mit Anpfiff auf Oberkante Unterlippe. So brauchte der VfL nur 14 Sekunden für den ersten Abschluss durch Marcos Alvarez, Kevin Pires-Rodrigues näherte sich kurz darauf dem lila-weißen Tor an (2.). Danach: Fouls, Fouls und noch mehr Fouls. Es war eine höchst intensive Startphase, in der sich Ex-Preuße Nils Körber als Torhüter der Gastgeber bei einer kniffligen Flanke von Fabian Menig erstmals strecken musste (7.).

Münster bleibt ein Elfmeter verwehrt

Dann zitterte der VfL, der die anschließende Ecke nicht geklärt bekam. Tobias Rühle fand einen Abpraller, nahm ihn direkt. Körber ließ abprallen, Simon Scherder vergab die große Gelegenheit per Nachschuss (8.). Kurz darauf knallte es wieder – Rene Klingenburg prüfte Körber aus zehn Metern, doch nicht platziert genug (11.). Ob sich Münster später noch über die Chancenverwertung ärgern würde? Das nächste dicke Ding hatte jedenfalls der VfL: Anas Ouahim schoss aus der Drehung, Oliver Schnitzler war unten und parierte (18.).

Das Spiel gönnte sich keine Pausen, das Tempo blieb hoch. Plötzlich protestierte der SCP mächtig, und das nicht zu Unrecht: Steffen Tigges, früh für den verletzten Alexander Dercho ins Spiel gekommen, hatte einen Schuss mit der Hand geblockt (26.). Stattdessen gab es eine Ecke, die verlängert von einem Osnabrücker Kopf an den linken Pfosten schepperte (27.). Doppel-Pech für die Preußen!

Vor der Pause doppelt kalt erwischt

Es sollte sich noch vor dem Seitenwechsel rächen. Erst scheiterte Alvarez noch an Oliver Schnitzler, der schwer am Kopf getroffen wurde (38.). Benommen parierte dieser auch die nachfolgende Ecke, doch dann stand Verteidiger Maurice Trapp goldrichtig und stocherte den Ball zum 1:0 für Osnabrück über die Linie (40.). Drei Minuten später der nächste Schock: Alvarez wurde zum Freistoß von der Strafraumgrenze förmlich eingeladen, weil zuvor Lanius patzte – er versenkte eiskalt ins Torwarteck (44.). Halbzeit, 0:2. Eisdusche.

Die Preußen wechselten, Schnitzler blieb angeschlagen in der Kabine und auch Lanius blieb draußen. Neu dabei: Max Schulze Niehues und Rufat Dadashov. Die ersten 15 Minuten passierte auf beiden Seiten wenig, ehe Fabian Menig sich freistehend die große Ausgleichschance eröffnete, doch Körber blieb erneut Sieger (59.) - Sekunden später hätte Ouahim die Begegnung fast mit dem 3:0 entschieden (60.). Die plötzlich hektische Phase schloss Niklas Heidemann, der ebenfalls in Körber seinen Meister fand (61.).

Scherder fliegt, Münster geht unter

Und plötzlich war alles vorbei. Als Simon Scherder einen Abschluss von Ouahim mit der Hand abblockte. Der bereits verwarnte Kapitän musste, so sehr er sich ärgerte, mit Gelb-Rot vom Feld – und kein Geringerer als Alvarez verwandelte zum viel zu hohen 3:0 (67.). Es war ein unfassbar bitterer Nachmittag für einen SC Preußen, dem jeder Fehler doppelt und dreifach um die Ohren flog. Ab diesem Moment startete eine große lila-weiße Party, auf dem Platz trudelte das Geschehen aus. Nur 1.200 Münsteraner fuhren bedient nach Hause

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