Schwarzer Abend für Preußen Münster in Würzburg

Münster -

Diese Reise hat sich nicht gelohnt. Mit 0:3 verlor der SC Preußen Münster sein Nachholspiel bei den Würzburger Kickers und zeigte dabei eine erschreckend schwache Vorstellung. Es war die zweite Niederlage binnen fünf Tagen. Quo vadis, Preußen?
Von Alexander Heflik

Verschwörungstheoretiker würden sagen, dass man den Spielern des SC Preußen Münster vor dem Anpfiff etwas in den Tee getan habe. Denn anders konnte man die verschlafene, uninspirierte Leistung des Fußball-Drittligisten im Nachholspiel bei den Würzburger Kickers nicht erklären. Der Aufsteiger gewann vor 3896 Zuschauern mit 3:0 (2:0) gegen die Adlerträger, Elia Soriano (3. und 10.) sowie Royal-Dominique Fennell (90.) trafen, es hätte noch höher ausfallen können, wenn SCP-Torwart Niklas Lomb nicht noch drei, vier schwierige Bälle abgewehrt hätte. „Eine Chance pro Halbzeit reicht nicht. Wir hatten wenig Struktur, wenig Klarheit. Nach diesem Spiel sind wir in der Realität angekommen“, sagte Münsters Trainer Horst Steffen.

Das stand alles unter keinem guten Stern: Amaury Bischoff meldete sich beim Frühtraining mit Oberschenkelbeschwerden ab, Rogier Krohne war erst gar nicht mitgereist. Dann rutschte Marcel Reichwein, der zuletzt drei Treffer in drei Partien markiert hatte, aus der Startelf. Adriano Grimaldi war drin.

Die erste Halbzeit dürfte dann als abschreckendes Beispiel für Anti-Fußball in den Videoanalysen von Steffen einen Platz finden. Was Münster vor der Pause ablieferte war nicht Drittliga-würdig. Die Tore fielen, weil der SCP leichtfertig und unentschlossen agierte. Beim 0:1 fabrizierten Grimaldi und Felix Müller einen komplett missratenen Doppelpass vor dem eigenen Strafraum. Nach Flanke von Lukas Billick war Soriano zur Stelle.

Noch ungeschickter stellten sich die Preußen beim 0:2 an, als erst Müller den Ball kerzengerade nach oben pöhlte. Anschließend konnten die Innenverteidiger Lion Schweers und Marco Pischorn mehrfach nicht per Kopf und Fuß klären. Das ging solange schief, bis erneut Soriano wie ein Erstklässler bei der Einschulung seine Schultüte erhält – in diesem Fall kickte er die Kugel völlig unbedrängt ins Tor. „Der Ball wurde mir hingelegt, ich musste ihn nur einschieben“, so Soriano. Steffen sarkastisch: „Er hat viel bei mir gelernt.“

Ausgerechnet Soriano mit einem Doppelpack. Bei den Stuttgarter Kickers blühte er einst unter Steffen auf, nun, in seiner neuen Heimat Würzburg, zeigte er seinem Lehrmeister, wie das mit dem Toreschießen geht. Die Preußen stolperten von einer in die nächste Verlegenheit. Nichts, wirklich nichts ging. Bei der Spieleröffnung kamen die Gäste kaum einmal bis zur Mittellinie, geschweige denn darüber hinaus. Ab und an versuchte Abdenour Amachaibou was, dann bemühte sich Müller, doch insgesamt wirkten die Preußen-Angriffe halbherzig, transusig, das war in der ersten halben Stunde wirklich fürchterlich. Und es wurde auch nicht wirklich besser.

Erst als sich die Kickers im Wissen um den 2:0-Vorsprung zurückzogen, wurden die Preußen etwas agiler. Es blieb aber bei einem Freistoß aus gut 20 Metern von Amachaibou, der sowas wie Gefahr ausstrahlte. Auf der anderen Seite musste Lomb gegen den Ex-Preußen Nejmeddin Daghfous klären. Tatsächlich war der SCP mit dem 0:2 gut bedient.

Dann kam die Wende nach der Pause – nicht. Alles ging weiter so, Würzburg war in allen Belangen besser. Chancen zum Anschluss gab es für Amachaibou (61.) und den eingewechselten Reichwein (81.). Dass der andere Ex-Stuttgarter Fennell seinem früheren Trainer Steffen in der Schlussminute noch einen einschenkte, verstand sich fast von allein. Drumherum gab es massig Kickers-Chancen.


Quelle: wn.de