SCP entlässt seinen Coach
Horst Steffen und der letzte Tag als Trainer von Preußen Münster

von Jan Ahlers

Münster – Aus und vorbei: Horst Steffen ist nicht mehr Trainer von Preußen Münster. Am Ende ging's schneller als erwartet. Die Einheit am Dienstagnachmittag sollte seine vorerst letzte beim SCP werden – e folgte ein 25-minütiges Gespräch in der obersten Etage der Geschäftsstelle. Dann ging Steffen. Ein Rückblick.

Das 0:1 beim VfR Aalen hatte nachgewirkt, keine Frage. Am Sonntag und am folgenden Feiertag kehrte rund um die Hammer Straße eine Art Ruhe vor dem Sturm ein – vielleicht bewegte sich Preußen Münster aber auch schon beim 4:0-Erfolg über Werder Bremen II nur im Auge des Taifuns. Echter Rückhalt kehrte trotz des sichtbaren spielerischen Fortschritts und eindeutiger Gesten der Mannschaft nicht ein: Das Team jubelte vor Wochenfrist noch mit seinem Coach, der nun sein Ex-Coach ist. Auch Marc Rösgen als Athletiktrainer muss seinen Hut nehmen.

Die Diskussion (wieder)aufgenommen wurde bei Preußen Münster am Dienstagmorgen. Die frühmorgendliche Sitzung mit Präsident Georg Krimphove, Carsten Gockel und Siggi Höing geriet zur Krisensitzung. Das Ergebnis klang verdächtig unklar: Am Dienstag würde Steffen noch Preußentrainer sein. Vielleicht auch am Mittwoch, so hieß es. Jedenfalls sei am Dienstag keine Entscheidung mehr zu erwarten. Dabei bahnte sich längst an, was später Gewissheit wurde.

Vertrauen in den Preußen-Coach ist erloschen

Und doch bat Horst Steffen um Punkt 15 Uhr noch zur ersten Trainingseinheit der Woche. Sprach mit den Spielern, seinem Trainerstab und auch mit westline. „Ich bin mir immer noch sicher, hier gute Arbeit zu leisten“, sagte er da. Und ergänzte: „Selbstkritik darfst du dir in diesem Geschäft nicht leisten.“ Sehr wohl wusste Steffen um die Kritik an seiner Person, die an ihm nur äußerlich abperlte. „Ich gehe weiterhin davon aus, dass Vertrauen in mich besteht“, glaubte er noch am Dienstagnachmittag.

Und die Mannschaft? Die trainierte in lockerer Umgebung, die Stimmung wirkte nicht sonderlich angespannt. Kapitän Michele Rizzi kündigte nach dem Training an, „dass wir nicht mehr so viel reden, sondern ab sofort liefern.“ Er hatte den Trainer weder vor dem Aalen-Spiel noch danach zur Diskussion gestellt. Wusste das Team um die prekäre Lage? „Wir geben alles für ihn, müssen uns mit Ergebnissen rechtfertigen. Von der Kritik haben wir nur durch die Medien erfahren“, so der von Steffen ernannte Kapitän. Er muss sich unter dem neuen Übungsleiter, wer auch immer dies sein wird, komplett neu beweisen.

"Ein heftiger Tag für uns alle..."

Nicht wenige Spieler waren schließlich auch oder vor allem wegen Steffen zum SC Preußen gewechselt: Rizzi, Tobias Rühle, Sandrino Braun oder Edisson Jordanov seien hier genannt. Nur: Niemand von den Genannten konnte die in ihn gesteckten Erwartungen bisher erfüllen. Auch deshalb ging nach der letzten Einheit alles ganz schnell: Horst Steffen fuhr in seiner weißen Limousine an der Geschäftsstelle vor. 25 Minuten und ein Gespräch mit Gockel und Krimphove später war das Kapitel Steffen bei Preußen Münster beendet.

„Das war für uns alle ein heftiger Tag, über den wir erst einmal eine Nacht schlafen müssen“, wollten SCP-Präsident Krimphove als auch Sportvorstand Gockel zunächst nicht über die Umstände und Beweggründe für die rasche Trennung reden.

Eine weitere geschlagene Stunde und weitere Wortwechsel mit dem ebenfalls scheidenden Athletiktrainer Marc Rösgen sowie dem Mannschaftsrat der Preußen später verließen Gockel und auch Krimphove schließlich gegen 18 Uhr das Gelände. Ein ganz normaler Dienstag, aber kein normaler Tag für den SC Preußen.

Quelle: www.westline.de