Spiel ohne Defensive
Preußen Münster verteidigt desolat und kassiert peinliche 2:6-Klatsche

von Jan Ahlers

Wiesbaden – Willkommen im Abstiegskampf, Preußen Münster. Beim SV Wehen Wiesbaden setzte es eine klare und hochverdiente 2:6 (1:4)-Niederlage, nachdem die zuvor gelobte Defensive ihren Dienst weitestgehend verweigert hatte. Die beste Leistung zeigten die mitgereisten Fans.

Krankheiten und kleine Blessuren hatten den SC Preußen in der vergangenen Trainingswoche immer wieder geschwächt. Pünktlich zum Auswärtsspiel war jedoch fast die komplette erste Elf in den neuen Mannschaftsbus gestiegen. Danilo Wiebe rückte für Moritz Heinrich in die Startelf, Kapitän Adriano Grimaldi hatte sich derweil einer Komplettrasur unterzogen. Erst auf den zweiten Blick war der 26-Jährige wiederzuerkennen.

Wie geht man ein Auswärtsspiel nicht an? Richtig, mit einem Abwehrpatzer. Den servierten Ole Kittner und Danilo Wiebe aber gegen dominante Wiesbadener schon nach vier Minuten – Agyemang Diawusie steckte auf Torjäger Manuel Schäffler durch, der traf ohne Mühe aus kurzer Distanz (4.).

Der zweite Fehler von Körber wird bestraft

Was für ein schlimmer Auftakt, der durch einen Leichtsinnsfehler von Nils Körber hätte getoppt werden können. Doch Diawusie versagten im Nachschuss die Nerven (8.). Lange ärgern musste sich der SVWW über die ausgelassene Großchance aber nicht. Münster bekam eine Ecke der Gastgeber nicht geklärt, Schäffler bedankte sich und legte das 2:0 nach (16.). Die Reaktion der 400 Preußenfans folgte prompt. „Wir wollen euch kämpfen sehen!“, hallte es durch den Blechpalast.

Doch zehn Minuten später klingelte es abermals. Einen harmlosen Distanzschuss von Robert Andrich ließ der schwache Nils Körber prallen, dieses Mal bedankte sich Patrick Breitkreuz (26.). Das Spiel war entschieden. Und Münster hatte, wie üblich in solchen Situationen, auch noch Pech, als Adriano Grimaldi im Eins gegen Eins vor Markus Kolke nur den rechten Außenpfosten traf (31.).

Es war die beste Phase des SCP, der sich belohnte: Philipp Hoffmann brachte eine Flanke, Grimaldi ließ für Martin Kobylanski durch, 1:3 (40.). Zwei Minuten darauf legte Andrist das 4:1 nach (42.). Ein Hühnerhaufen wäre beim Vergleich mit der Münsteraner Hintermannschaften schlecht weggekommen. Ehe weiterer Schaden entstehen konnte, war Pause. Schiri Asmir Osmanagic hätte die Partie genauso gut beenden können.

Das Debakel nimmt Formen an

Denn Wiesbaden hätte das 5:1 nachlegen können, Schäffler verfehlte leichtfertig (51.). Wieder hatte das Innenverteidiger-Duo Kittner/Mai den Stürmer völlig aus den Augen verloren. Dann beruhigte sich die Partie, die Preußen konnten nicht, die Hessen brauchten nicht mehr Vollgas geben. Und erspielten sich doch weitere Gelegenheiten – Andrist scheiterte aus kurzer Distanz am Torhüter (68.). Zwei Minuten später traf David Blacha nach einer Ecke den Innenpfosten, Niklas Dams staubte reaktionsschnell zum 5:1 ab (70.).

Wieder steckte Münster nicht völlig auf. Tobias Rühle verpasste das 2:5 (72.), dann legte Grimaldi auf Kobylanski auf und der schnürte einen Doppelpack, über den er sich kaum freuen wird (78.). Denn wieder schlief anschließend eine am Sonntag nicht einmal regionalligataugliche Abwehr, durch die Stephane Mvibudulu problemlos marschierte – er ließ auf Schäffler abtropfen, der machte seine dritte Bude (80.).

Damit hatte Wiesbaden genug, die Schmach für die Adlerträger war ohnehin längst besiegelt. Nie hatte Preußen Münster zuvor mehr als vier Gegentore in der 3. Liga kassiert. Trainer Benno Möhlmann besitzt nun drei Trainingstage bis zum Freitagsspiel gegen Fortuna Köln. Geht diese Partie schief, wird in dieser so unsicheren Zeit für den gesamten Verein abermals jeder auf dem Prüfstand stehen.

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