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Spielerporträt: Simon Scherder ist zurück!

Am vergangenen Freitag gewann der SC Preußen Münster mit 1:0 gegen den Chemnitzer FC und sammelte damit wichtige Punkte im Abstiegskamp. Matchwinner war neben der gesamten Mannschaft vor allem einer: Simon Scherder. Er erzielte das umjubelte Tor des Tages. Kaum einem dürften die Preußenfans das Tor mehr gönnen, denn hinter Eigengewächs und Preußen-Urgestein liegen harte Monate bzw. Jahre. Wir schauen im Spielerporträt zurück auf eine Verletztenmisere mit Happy End.

Wenn man sich die Anfänge der Karriere von Simon Scherder anschaut, gleicht sie einem Musterbeispiel. Früh zog es den talentierten Defensivmann von seinem Heimatverein in die Nachwuchs-Abteilung des SC Preußen, wo der Rechtsfuß fortan alle Jugendmannschaften durchlief, sich stets weiterentwickelte und schließlich den Sprung zu den Profis schaffte. Nach einem lehrreichen ersten Jahr schaffte Scherder auch im Drittliga-Kader den Durchbruch, wurde Stammkraft in der Innenverteidigung. Eine Art Bilderbuchkarriere. Bis zum 28. Juni 2015.

Preußen Münster - SC Fortuna Köln„Ich war im Rasen hängengeblieben und habe direkt geahnt, dass ich mich ernsthaft verletzt habe“, erinnert sich der heute 24-Jährige noch genau an den Moment, als er sich beim Testspiel in Kinderhaus das Kreuzband riss. „Als das MRT-Ergebnis da war, war ich natürlich geschockt. Aber ich war mir schnell im Klaren, dass schon viele andere Spieler so eine Verletzung überstanden hatten und gesund auf den Platz zurückgekehrt sind“, hatte Scherder in den kommenden Wochen und Monaten ein festes Ziel vor Augen: „Auch wenn die Reha härter als gedacht war, ich habe einfach alles dafür getan, um wieder meiner Leidenschaft nachgehen zu können.“ Er schuftete täglich mehrere Stunden, machte stetig Fortschritte und sein Comeback rückte näher.

Im Trainingslager in Estepona stieg der damals 22-Jährige dann ins Mannschaftstraining ein – und verletzte sich erneut. Ein Teileinriss an der eingesetzten Kreuzbandplastik, ein weiterer Rückschlag. „Ich hatte erst gar nichts gemerkt, habe mir da gar nicht so viele Gedanken gemacht“, wartete aber wieder eine Zwangspause auf ihn. Ein weiteres Mal bewies er Entschlossenheit und den nötigen Ehrgeiz, arbeitete emsig in der Reha und war wenige Wochen später wieder da. „Es lief alles wie am Schnürchen, ich hatte in keiner Einheit Probleme“, sah sich der Blondschopf auf einem guten Weg. Und durfte im Testspiel gegen den FC Emmen sein nächstes Comeback geben. In der Schlussphase kam der Innenverteidiger rein, sollte ein bisschen Spiel-Luft schnuppern. „Der Zeitpunkt war richtig, ich hatte ein gutes Gefühl“, stand Scherder aber nur wenige Minuten auf dem Platz, als er nach einem Zweikampf schmerzverzerrt auf dem Boden liegenblieb. „Ich habe gleich gemerkt, dass das Kreuzband wieder gerissen war. In dem Moment dachte ich nur noch, leck mich doch. Ich wusste ja gleich, dass ich die ganze Sch****, die ich gerade hinter mir hatte, wieder von vorne losgeht“, beschreibt er die Sekunden, als er seine erneute Verletzung realisierte: „Das war noch bitterer als beim ersten Mal.“

Auch wenn die ersten Tage brutal hart waren, seine Liebe zum Fußball gab ihm wieder die nötige Kraft. „Man hat die Hoffnung und das Gefühl, irgendwann wieder sein Hobby ausüben zu können. Auch wenn es für den Kopf in der Zeit schwer war, der Gedanke, bei einem Heimspiel wieder auf dem Feld zu stehen, hat sehr geholfen“, standen wieder gefühlt unendlich viele Stunden in der Reha an: „Meine Freundin war für mich eine große Unterstützung und konnte mich auch mal ablenken. Aber auch die Physiotherapeuten, mit denen man ja jeden Tag mehrere Stunden verbringt und die fast zu deinen besten Freunden werden, waren eine große Hilfe.“ Ohne jemals ans Aufgeben gedacht zu haben, grüßte Scherder nach Monaten des harten Einzeltrainings wieder vom Trainingsplatz. Zum Ende der letzten Saison absolvierte er wieder alle Einheiten mit der Mannschaft, in der diesjährigen Saisonvorbereitung griff er voll an.

„Am Anfang hat man schon ans Knie gedacht, jetzt kann ich aber im Training und in den Spielen so in die Zweikämpfe gehen, wie ich mir das vorstelle“, holte Scherder die Rückstände nach seiner langen Leidenszeit Schritt für Schritt auf und überzeugte mit seinen Qualitäten. Beim Auswärtsspiel bei den Würzburger Kickers war dann der Moment gekommen, auf den er über zwei Jahre hingefiebert hatte. In der Schlussphase brachte Cheftrainer Benno Möhlmann Scherder ins Spiel, wollte mit ihm die Defensive stabilisieren. „Das war für mich der emotionalste Punkt in der ganzen Zeit. In diesem Augenblick konnte ich mir sagen: Du bist zurück!“, wurde das Kind des Vereins nach Schlusspfiff mit Sprechchören der mitgereisten Preußenfans bedacht: „Das hat enorm gepuscht. Und ein wenig Pipi hatte ich auch in den Augen.“ Auch wenn Scherder unter Benno Möhlmann auf einer neuen Position zum Zuge kommt, für ihn ist nur eines wichtig: „Wieder auf dem Platz zu stehen und bei diesem Verein Fußball zu spielen!“

Dienstag, 28. November 2017 - 17:43 1. Mannschaft | Autor: Moritz Schwegmann

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