Rückblick: Vor 10 Jahren...
Preußen Münster zu Gast: Als der SV Emsdetten seinen großen Tag hatte

von Carsten Schulte

Emsdetten – 2006: Das Jahr des Sommermärchens. Fußball in Deutschland war heiß wie selten - aber bei Preußen Münster herrschte Katzenjammer. Abstieg! Und dann reiste der Klub zum direkten Nachbarn aus Emsdetten...

Zehn Jahre ist das her. Ein heißer Sommertag in der Oberliga Westfalen. Es war der 5. Spieltag und Preußen Münster hatte ein besonderes Auswärtsspiel vor der Brust. Es ging zum SV Emsdetten 05.

Vom Preußenstadion sind es nur 28 Kilometer rüber zum Salvus-Stadion am Grevener Damm. Mindestens seit Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Adler kein Liga-Spiel derart nah vor der eigenen Haustür - zum Wersestadion in Ahlen oder auch zur TSG Dülmen ist der Weg weiter.

28 Kilometer, aber mehr als eine Welt dazwischen. Hier der SC Preußen Münster, ausgerechnet im Jubiläumsjahr erstmals viertklassig. Der sich einst mit Borussia Dortmund oder Schalke maß. Und dann der SV Emsdetten, ein klassischer Amateurklub. Seit 2002 kickte das Team in der Oberliga Westfalen - höherklassig spielte der SVE niemals.

Das Spiel elektrisierte die Fans beider Klubs. Aus Münster und Umgebung schoben sich Auto- und Buskolonnen über den Schifffahrter Damm und die B481. Viele reisten sogar mit dem Rad an. Und Preußenfans aus Emsdetten bekamen ein Heimspiel vor der eigenen Haustür.

Am Ende schauten fast 4.400 Zuschauer im Salvus-Stadion zu und damit war es pickepackevoll. Selten zuvor war ein Liga-Spiel derart gut besucht, vielleicht nie. Ja, es gab in Emsdetten 1980 mal ein DFB-Pokal-Spiel gegen den 1. FC Köln und Jahrzehnte zuvor mal ein Aufstiegsspiel gegen Hüls. Da war es voller, aber das waren auch andere Zeiten.

Für die Preußen war der Plan klar. Der sofortige Wieder-Aufstieg musste her, Trainer Georg Kreß bekam dazu ein teures Oberliga-Team mit zweitliga-erprobten Kickern. Der Saisonstart lief allerdings nur fast grandios. Zwei Siege, zwei Unentschieden. Immerhin: Platz 2 hinter Gütersloh.

Und dann rückte der "FC Bayern der Oberliga" also in Emsdetten ein. Dem eigenen Selbstverständnis nach Überflieger in der Liga. Und so sah das auf den Rängen auch aus. Ein Banner stand sinnbildlich für den Anspruch der Adler. "Münster zu Gast bei Bauern." Nun ja.

Die "Bauern", das sollten die Emsdettener sein. Aber deren Team war auch nicht gerade schlecht besetzt. Arne Barez, Oliver Logermann, der begehrte Philipp Böwing-Schmalenbrock. Und Fabian Leifken. Der erinnert sich auch heute noch an dieses Spiel im September 2006. "Das waren schon besondere Spiele gegen Münster in dem Jahr - und das war wohl für jede Mannschaft so."

Leifken kam nach 75 Minuten in die Partie und würde noch eine besondere Rolle spielen. Dazu gleich mehr. "Ich war gerade aus der Landesliga von GW Nottuln nach Emsdetten gekommen", erinnert sich Leifken. "Ich habe zwar in allen Partien gespielt, war aber eigentlich immer nur Ergänzungsspieler."

Die Partie war besonders für die "Münsteraner Fraktion" beim SV Emsdetten spannend - zu der zählte neben Logermann oder Böwing-Schmalenbrock ja auch Yannick Gieseler. Alles bekannte Namen aus Münsters Fußball.

Die freuten sich über den gewaltigen Zuschauer-Andrang. "Wir hatten ja sonst höchstens mal 1.000 Zuschauer."

Der Ausgleich...

Sportlich sollte die Sache für Münster mit drei Punkten enden und nach Frank Mayers Tor zum 1:0 nach einer Stunde sah es auch danach aus. Ansgar Brinkmann bekam sogar die Riesenchance zum 2:0. Machte sie aber nicht. Dann kam Fabian Leifken ins Spiel und verdarb die Preußen-Party. Zehn Minuten vor Ende stellte er auf 1:1. Der Endstand.

"An das Tor kann ich mich erinnern", sagt Leifken heute. "Die Situation war fast geklärt. Langer Ball in den Strafraum, die Preußen wollten den Ball ins Aus fliegen lassen, ich kam noch dran und hab ihn aus spitzem Winkel unter die Latte gehauen..."

Nicht Leifkens einziges Tor. "Sieben habe ich wohl erzielt", meint er. "Aber dieses eine hatte schon eine besondere Bedeutung."

Für beide Klubs endete das Jahr mit Enttäuschungen. Münster rutschte nach einem ziemlich mäßigen Jahr deutlich am Aufstieg vorbei. Und der SV Emsdetten stieg aus der Oberliga ab und spielt aktuell in der Landesliga.


Quelle: www.westline.de