Ist noch Platz für Simon Scherder?

Münster -
Zwei Jahre verletzt, den Anschluss verpasst? Simon Scherder, das Eigengewächs von Fußball-Drittligist Preußen Münster, würde gerne bleiben und an seinem Comeback arbeiten. Nur läuft sein Vertrag aus.

Von Thomas Rellmann

Jetzt ist erst einmal Zeit für andere Dinge als Fußball und Reha. Simon Scherder hat sich in die Sonne verabschiedet. In die Karibik, in die Dominikanische Republik genauer gesagt. Mit seiner Freundin erholt sich das Eigengewächs des SC Preußen, genießt die wenigen freien Wochen im Leben eines Profis.

Wie es nach seiner Rückkehr weitergeht, weiß er allerdings nicht. Sein Vertrag läuft aus. Endet nun etwa seine Zeit in Münster? Seit 2006 ist der heute 24-Jährige im Verein. Damals kam er von Brukteria Dreierwalde, spielte sich durch die Nachwuchs-Mannschaften bis ins Drittliga-Aufgebot. Dort gelang der Sprung zur Stammkraft schnell. Im Sommer 2015 war er sogar Anwärter auf die Kapitänsbinde. Dann kam das fatale Testspiel bei Westfalia Kinderhaus. Eine dumme Bewegung. Weggeknickt mit dem Knie – Kreuzbandriss. Fast zwei Jahre ist diese Szene her. Die Nachwirkungen waren lang und bitter. Beim Comeback-Versuch riss im April 2016 die eingesetzte Plastik am Gelenk. Wieder eine OP, wieder bei Null anfangen.

Jetzt, da sich eine Rückkehr abzeichnet, bleibt die Frage, ob beim SCP überhaupt noch Platz ist für ihn. „Ich weiß, dass das eine schwierige Situation für ihn ist.“ Sagt wohlgemerkt Scherder über Sportdirektor Malte Metzelder und nicht umgekehrt. „Er und auch Trainer Benno Möhlmann kennen mich gar nicht als Spieler, auch der alte Vorstand ist ja weg.“ Einen wie ihn jagt man nicht einfach vom Hof, logisch. Das würden die Fans nicht goutieren. Keiner ist länger im Club, aber hat er noch eine Zukunft auf diesem Niveau?

Der Abwehrspieler bleibt positiv: „Mein Gefühl sagt mir, dass wir eine Lösung finden.“ Natürlich geht es um einen stark leistungsbezogenen Kontrakt. Denkbar wäre, dass er sich über das Training der Drittliga-Elf immer weiter an das alte Level herantastet und in der U 23 Praxis sammelt. Deren Trainer Sören Weinfurtner würde nicht Nein sagen zu einem Mann mit Führungsqualitäten. Doch noch ist das hypothetisch. Denn die Krux für Metzelder lautet: Er muss mit einem begrenzten Budget haushalten. Auch wenn Scherder keineswegs ein Großverdiener wäre – jeder Euro zählt. Auf Kosten der Kader-Qualität möchte der Sportchef keine Goodwill-Arbeitspapiere verteilen. Die Konkurrenz auf der Position ist groß, Scherder wäre eher eine Ergänzung des Kaders.
Keine Garantie für ein erfolgreiches Comeback

Vor fünf Wochen stieg der Innenverteidiger nach kaum enden wollender Leidenszeit wieder ins Training ein. „In den ersten Tagen war ich schon sehr vorsichtig. Aber nach einer Zeit lief es immer besser. Das Knie hält.“ Das ist zunächst das Wichtigste. Scherder, und das passt zu ihm, ordnet die Dinge realistisch ein: „Na klar, ich habe nach 22 Monaten Pause noch einige Defizite. Aber ich bin der Meinung, dass ich es noch packen kann.“

Nach seiner Rückkehr soll das nächste Gespräch stattfinden. Bis dahin möchte Metzelder ein paar Schritte weiter sein in der Planung und bewerten, ob er den Daumen heben kann für den vereins­treuen Rheinenser. „Vielleicht kann ich auch die Vorbereitung erst mal mitmachen“, sagt der Spieler. „Preußen ist die beste Option für mich. Mit anderen Clubs habe ich mich gar nicht beschäftigt. Mein Anspruch ist es schon, wieder so weit oben einzusteigen.“

Natürlich weiß Scherder, dass es keine Garantie für ein erfolgreiches Comeback gibt. Entsprechend weitsichtig hat er inzwischen ein Studium (Sportbusiness Management) an der Fern-Uni Düsseldorf aufgenommen. Ex-Kollege Niklas Lomb (Bayer Leverkusen) war in diesem Punkt das Vorbild. „Es funktioniert und ist wichtig“, sagt Scherder. Aber der Traum vom Profifußball hat doch Priorität.

Quelle: www.wn.de