Preußen erleben ein bitteres und umstrittenes Ende in Duisburg

Duisburg -
Ein Schuss ins Glück in der Nachspielzeit – für den Gegner. Dem SC Preußen geriet durch den späten (und umstrittenen) Treffer zum 3:2-Sieg des MSV Duisburg ein bis dato ansprechender zu einem ganz bitteren Nachmittag.
Von Thomas Rellmann

Wer so dicht vor einer Sensation steht und dann scheitert, der darf vielleicht auch mal kurz die Beherrschung verlieren. Nach dem 3:2-Siegtreffer für den MSV Duisburg gegen Preußen Münster brannten beim Verlierer für einen Moment ein paar Sicherungen durch. Alles im Rahmen, aber die Wut war unverkennbar. Sekunden zuvor soll der Ball im Toraus gewesen, ehe ihn Stanislav Iljutcenko wieder ins Feld beförderte und Fabian Schnellhardt mit einem Sonntagsschuss aus 35 Metern ins Netz jagte (90.+6).

Die Meinungen reichten von „klar weg“ (Sebastian Mai) bis zu „vielleicht korrekt“ (Max Schulze Niehues). Wie dem auch sei – der SCP stand nach einer matten ersten und einer beachtlichen zweiten Halbzeit komplett mit leeren Händen da. Coach Benno Möhlmann fand als einer der ersten wieder zur Ruhe. „Was soll ich Wildsau spielen, ändern kann ich es ja eh nicht. Ich dachte auch, die Kugel sei im Aus gewesen. Aber aus meiner Position war es nicht sichtbar. Also kann ich es nicht beschwören.“ Die TV-Bilder lieferten auch keinen Aufschluss, Schiedsrichter Tim Skorczyk war daher letztlich nichts anzulasten.

Was war das für ein Nachmittag an der Wedau. 45 Minuten lang stand der SCP extrem tief und sorgte vor allem kaum für Entlastung. „Wir haben die Kugel zu schnell verloren, sind kaum rausgekommen hinten“, so Möhlmann. Adriano Grimaldi und Mirkan Aydin waren zwar zwei nominelle Spitzen, arbeiteten aber vor allem gegen den Ball. Schon nach einer Viertelstunde unterstellte der MSV-Anhang den sich eingrabenden Gästen Zeitspiel. Die Abwehr stand ordentlich, individuelle Patzer von Michele Rizzi vor dem Schuss von Andreas Wiegel (24.), den Schulze Niehues parierte, und von Sinan Tekerci, der gegen Nico Klotz den Ball verlor, ehe Wiegel vergab (25.). Bis auf einen geblockten Grimaldi-Versuch (18.) kam von den Preußen nichts. Wie man kontert, zeigten vielmehr die Zebras. Nach einer Ecke für Münster ging es schnell über Wiegel, Kingsley Onuegbu blieb an Schulze Niehues hängen, legte dann aber den Abpraller ab auf Schnellhardt, der per Schlenzer die Führung machte (38.).

Zur Pause sprach wenig für Möhlmanns Jungs, doch die Einwechslung von Martin Kobylanski (für Aydin) änderte alles. Ein Doppelpass mit Grimaldi führte nach nur 23 Sekunden zum Ausgleich. Der Leihspieler hatte freie Bahn und tunnelte Mark Flekken (46.). Tobias Rühle (59.) hätte nachlegen können, auf der Gegenseite scheiterte Thomas Blomeyer (60.). Dann packte Schulze Niehues einen Spitzenreflex gegen Wiegel nach einer Flanke von Tim Albutat aus (70.) – im Gegenzug machte Kobylanski das 2:1, als es über Tekerci und Grimaldi beim Gegenstoß schnell ging (71.). „Natürlich freue ich mich über jedes meiner Tore“, sagte der Doppelpacker. „Aber am Ende haben wir drei Punkte liegen gelassen. Obwohl wir super schnell das 1:1 machen, nachlegen, in der Verteidigung gut standen und Max einige Schüsse super hält. Etwas Glück braucht man eben auch.

Hatten die Preußen aber nicht. In der unglaublich hitzigen Schlussphase wollten sie den Sieg irgendwie über die Zeit bringen. Doch nach einer weiteren Parade von Schulze Niehues gegen Iljutcenko fiel Dustin Bomheuer der Ball zum 2:2 vor den Fuß (86.). Anschließend handelte sich Benjamin Schwarz eine schon strittige Ampelkarte für ein Foul an Tim Albutat ein (90.+4). Und nach dem folgenden Freistoß kam über Umwege Schnellhardt. Kobylanski wurde gar noch zur tragischen Figur, denn er legte unfreiwillig auf. „Den kann ich ganz sicher besser rausschießen“, gestand er. Die Arena bebte. Münster fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen und bleibt tief im Keller hängen – nur die Tordifferenz ist die Grenze zur Abstiegszone. „Unterm Strich ist es kein Beinbruch, beim Tabellenführer zu verlieren. Unglücklich ist nur wie“, sagte Möhlmann. Damit war alles gesagt.


Quelle: www.wn.de