Wenig Zeit zur Kurskorrektur bei den Preußen

Münster -

Bereits am Freitag um 19 Uhr kann der SC Preußen Münster Wiedergutmachung für die 2:6-Pleite beim SV Wehen Wiesbaden betreiben. Vor heimischer Kulisse geht es gegen den Überraschungs-Zweiten Fortuna Köln. Kann das gutgehen?

Von Alexander Heflik

Vier, vielleicht fünf Übungseinheiten bleiben Benno Möhlmann, um seine Mannschaft wieder auf Vordermann zu bekommen. Am Freitag gastiert Fortuna Köln im Preußenstadion, um 19 Uhr wird die Partie in der 3. Liga angepfiffen. Tatsächlich kommt der Tabellenzweite aus dem Rheinland mit kräftigem Rückenwind nach Münster, das Team von Trainer Uwe Koschinat verlor nur zwei Mal in den letzten zehn Partien, holte aufstiegsreife 20 Zähler - und ist Favorit beim Gastspiel gegen die Preußen. Eine Wahnsinns-Entwicklung.

Vogelfreie Adlerträger

Kölns Höhenflug hat so gar nichts mit der Entwicklung beim SCP gemein. Nach dem 2:6 in Wehen Wiesbaden ist Alarmstufe rot ausgerufen. Ein Sieg aus den letzten zehn Partien, eine total verunsicherte Auswahl der Adlerträger, und nun die Aufarbeitung der Pleite von Wehen muss zeitnah, schnell und vielleicht auch ruppig erfolgen. Möhlmann und Sportchef Malte Metzelder stehen vor keiner angenehmen Phase. Der Druck im Kessel steigt weiter.

„Jeder hat gemacht, was er wollte.“

Adriano Grimaldi

Der Gegner aus Wiesbaden legte dabei auch noch den Finger unwissentlich in die Wunde. „Wir glauben so sehr an uns, dass wir auch die 50:50-Dinger machen“, meinte Patrick Breitkreutz, Angreifer aus Wehen, nach dem Triumph. Den Preußen fehlt auch das, das Selbstbewusstsein und die Überzeugungskraft, natürlich, weil das Team verunsichert ist, keinen wirklichen Plan verfolgt, meist der Musik hinterher läuft. Kapitän Adriano Grimaldi sprach das aus, was der eigentliche Sprengstoff beim Viertletzten aus Münster ist: „Jeder hat gemacht, was er wollte.“ Vogelfreie Adlerträger
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Schnelle Fehleranalyse

Nun also beginnt die Vorbereitung auf das Flutlicht-Spiel gegen Köln. Natürlich werden die Videosequenzen aus Wiesbaden noch einmal eine Rolle spielen. Aber Benno Möhlmann dürfte sich die Frage stellen, wie er seine Mannschaft auf das erfolgreiche Niveau der Rückserie 2016/17 hieven kann. Da machte der SCP das so: Eine sattelfeste Defensive räumte auf, Disziplin war Trumpf, Laufbereitschaft und Zweikampfstärke waren ein Pfund, mit dem gewuchert wurde, vorne wurden Chancen effektiv genutzt. Genau da muss der SCP schnellstens wieder hin. Hört sich einfach an.

Kein großer Umbruch

Dabei wurde der Kader im Sommer nicht so gravierend verändert. Amaury Bischoff war zu Hansa Rostock noch in der Saison gewechselt, Sinan Tekerci - aktuell mit einem Muskelbündelriss verletzt - verschlug es zum FSV Zwickau, und Mirkan Aydin wechselte in der zweite türkische Liga nach Altinordu, wo er in zehn Partien sechs Treffer markierte. Das war kein großer Umbruch, wenige Stammspieler gingen, deshalb ist der aktuelle Leistungsabfall nur schwer zu verstehen ist.

Die 2:6-Blamage in Wiesbaden wirkt bei den Preußen nach

Konsequenzen bei Preußen denkbar nach Debakel von Wiesbaden

Wenn schon kein Leistungssprung, dann war eine Stabilisierung auf einem vernünftigen und solidem Niveau erwartet worden. Doch nach einem guten Start ging es Stück für Stück bergab. Zuletzt agierte der SCP in Unterhaching ganz schwach, präsentierte sich gegen Karlsruhe vor der Pause enttäuschend, um nach dem Wechsel deutlich zuzulegen, in Wiesbaden schließlich wurden die Preußen „in ihre Bestandteile zerlegt“ (O-Ton Sportchef Malte Metzelder).

„Ich muss mit diesem Aufgebot auskommen, mehr habe ich nicht.“

Benno Möhlmann

Dass nichts verändert wird am Freitag gegen Fortuna Köln ist nahezu ausgeschlossen. Bereits nach der 0:2-Heimpleite gegen Zwickau wurde es Benno Möhlmann zu bunt, in Paderborn (1:2) änderte er die Startformation auf fünf Positionen. Aber der 63-Jährige sagt auch immer wieder: „Ich muss mit diesem Aufgebot auskommen, mehr habe ich nicht.“ Will sagen, dass ihm die große Auswahl fehlt. Tatsächlich kehrt keiner überraschend aus einer Verletzungspause zurück, ein ausgemachter Hoffnungsträger ist nicht zu identifizieren.
Welche Alternativen gibt es?

Am einfachsten ist es, wenn ein Übungsleiter ein Zeichen setzen will, den Torwart zu tauschen. Nils Körber, 20 Jahre alte Leihgabe von Hertha BSC, rutschte mit der Mannschaft auch in ein Tief. Max Schulze Niehues stünde wohl bereit. Und sonst? Soll keiner mit den Langzeitverletzten Benjamin Schwarz (Mittelfeld), Tobias Warschewski und Lucas Cueto (beide Offensive) zeitnah rechnen. Die Rückkehr des verletzten Nico Rinderknecht für die Mittelfeldzentrale ist unwahrscheinlich.

Aber in der Abwehr ist Lion Schweers für die Innenverteidigung immer ein Thema, für die linke Außenbahn „Edelreservist“ Jeron Al-Hazaimeh. Das Comeback des ausgebooteten Mehmet Kara, der in die U-23-Auswahl in der Westfalenliga abgeschoben wurde, findet nicht statt - obwohl der Mittelfeld-Rastelli damit kein Problem hätte. Sturmtalent Justin Steinkötter - elf Tore in acht Partien der U-19-Bundesliga sowie 14 Minuten in der 3. Liga - oder auch andere Akteure aus dem Kader von A-Junioren-Coach Cihan Tasdelen werden den Karren nicht aus dem Dreck ziehen können.

Quelle: https://www.wn.de/Sport/Lokalsport/P...-Zeit-zur-Kurskorrektur-bei-den-Preussen