Do., 15.09.2016
Fußball: 3. Liga Wiebe hatte bei den Preußen kaum einer auf der Rechnung

Münster -
Als Gewinner sieht sich Danilo Wiebe nicht. Doch im Mittelfeld der Preußen hat sich der 22-Jährige beherzt einen Platz erkämpft, obwohl er Teile der Vorbereitung verletzt verpasst hatte. Auch neben dem Platz überzeugt das Mitglied des Mannschaftsrats mit kluger Analyse.

Von Thomas Rellmann

Vor dem Saisonstart waren die Pflöcke im Preußen-Mittelfeld eigentlich fest eingeschlagen. Im Zentrum stand Michele Rizzi, den Trainer Horst Steffen zum Kapitän und Vertrauensmann machte. Auch auf dessen Spielführer-Vorgänger Amaury Bischoff mochte der Coach aufgrund der hohen Passquote nicht langfristig verzichten. Und dann war da ja auch noch Sandrino Braun, mit viel Vorschusslorbeer von den Stuttgarter Kickers gekommen, wo er als laufstarker Abräumer unter Steffen aufblühte.

Knapp zwei Monate später ist alles anders. Rizzi findet ganz allmählich Form und Fitness, Bischoff ist nach Irritationen zum Start jetzt verletzt – und Braun kam bisher kaum zur Geltung. Ausnahmen in der aktuellen Preußen-Krise? Ja, die gibt es auch. Es sind eher Profis, die nicht in ihrer ersten Saison in Münster sind. Der immer solide Keeper Max Schulze Niehues, der endlich gesunde Jesse Weißenfels – und Danilo Wiebe, den vor kurzem angesichts der beschriebenen Konkurrenz niemand auf dem Schirm hatte. „Ein Gewinner bin ich nicht, den Ausdruck verbietet der Blick auf die Tabelle“, so der Sechser.
„Und in den Vordergrund will ich mich auch nicht schieben“, sagt der Profi, der 2016 schon drei Mal mit muskulären Problemen oder Faserrissen pausieren musste und einen beträchtlichen Teil der Sommer-Vorbereitung verpasste. „Jetzt bin ich nah dran an den 100 Prozent. Spielerisch geht mehr, da habe ich meine Leistung noch nicht ausgeschöpft. Aber die zwei Mal 90 Minuten haben mir schon sehr geholfen.“

Auffällig ist, dass die beiden Partien, in denen der 22-Jährige in der Anfangsformation stand, die besten des SCP, waren: das 1:0 gegen Mainz II und zuletzt das unglückliche 1:2 in Halle. „Ich glaube, dass wir in den ersten Wochen noch zu viele kleine Fehler drin hatten und dann nicht das Selbstvertrauen mitgebracht haben, unser Spiel durchzubringen. Freitag saßen wir zur Halbzeit in der Kabine und wussten nicht, wie wir da hinten liegen konnten.“

Vor der Saison berief Trainer Horst Steffen Wiebe als Vertreter der jungen Garde in den Mannschaftsrat. Etwas mehr Verantwortung als in seiner ersten Saison in Münster trägt der Ex-Kölner also schon. „Ich weiß, dass das Floskeln sind. Aber jetzt müssen wir zusammenwachsen und zeigen, dass wir ein Team sind. Wenn man oben steht, ist das einfach“, sagt er. Die Gespräche mit den Leadern, aber auch den noch jüngeren Akteuren liegen längst hinter Wiebe. „Klar, wir reden über vieles. Aber irgendwann ist es auch genug.“ Am Samstag (14 Uhr) zu Hause gegen den 1. FC Magdeburg? „Das ist eine eckige Truppe, und Christian Beck ein Stürmer, den man oft nicht sieht, der dann aber trifft“, sagt Wiebe.

Dass er selbst mit seiner Ballsicherheit und guter Antizipation als eine Art Hoffnungsträger nicht nur für die nächste Partie gilt, möchte der Mittelfeldspieler gar nicht weiter thematisieren. „Der Trainer hat mich reingeworfen, als wir einige Ausfälle hatten. Mein Auftritt im Pokal in Vreden vorher war ja nicht so gut, aber ich glaube, dass ich mich im Training gezeigt habe.“ Klar ist aber, dass sich Wiebe auf verschiedene Anforderungen in der SCP-Zentrale einstellen muss. Zuletzt war er im Rautensystem der Mann vor der Viererkette. „Aber wir wollen variabel agieren. Inzwischen gehört es zum Repertoire eines Fußballers, dass man mal in dieser und mal in jener Aufstellung zurechtkommt. Das sollte ja eigentlich unsere Stärke sein.“ Im Augenblick steht allerdings nicht die spielerische oder taktische Komponente im Vordergrund – für den Vorletzten geht es simpel und schmutzig um Siege. Wiebe sagt: „Es müssen Punkte her. Und zwar jetzt.“

Quelle: wn.de