Rizzi-Festspiele an der Weser

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Tor zum 3:2 durch Michele Rizzi gegen Torwart Eric Oelschlägel und Luca Caldirola.
Foto: Jürgen Peperhowe

Münster - Unfassbar! Diese Moral. Nach 54 Minuten lagen die Preußen bei der zweiten Garde des SV Werder Bremen völlig verdient mit 0:2 im Hintertreffen. Und dann? Dann bäumten sich die Jungs aus Westfalen nochmals auf.
Von André Fischer

Angeführt von einem angefixten Michele Rizzi, der erst nach der Pause aufs Feld durfte. Der Kerl schlug gleich viermal zu und war der Garant für den ersten Auswärtssieg seit dem 2. August 2017 in Würzburg. Alles gerizzit. Münster kletterte auf Rang 14 und hat den Abstand zur Grauzone der Liga vergrößert. Respekt!

Ja, dieser Auftritt bleibt in Erinnerung. Minutenlang nach der Partie feierten Hunderte mitgereiste Preußen-Fans ihren Michele, der an diesem Tag über sich hinauswuchs. Und nur 45 Minuten benötigte, um sein Kunststück zu vollbringen. Das waren Rizzi-Festspiele im hohen Norden.

Bremen wühlt sich ins Spiel

18 Mal in Serie hatte die Bremer Garde nicht mehr gewonnen. Eine Bilanz, die schier unerträglich wirkt und die Norddeutschen tief in den Abstiegssumpf hineingerissen hat. Der letzte Sieg datierte vom vierten Spieltag. Wohlgemerkt in Münster. Beim 1:0 hatte Rafael Kazior getroffen, danach war Ebbe an der Weser. Dass gerade gegen die Preußen der Knoten platzen würde war im Vorfeld beinahe undenkbar, zumal Münster mit der Empfehlung von zwei Heimsiegen gegen Würzburg und Erfurt anreiste.

Und mit dem wiedererstarkten Adriano Grimaldi, der gegen die Thüringer beim 5:0 endlich mal wieder zugelangt hatte, per Doppelpack sogar. Eigentlich sprach alles für den SCP. Umso erstaunlicher, dass Münster nach guter Anfangsphase und einer Chance von Fabian Menig (6.) mehr und mehr den Rhythmus verlor. Bremen wühlte sich ins Spiel hinein und ging nach 20 Minuten nicht mal überraschend in Front. Boubacar Barry legte das Leder zurück, Idrissa Tourés Ball wurde allerdings geblockt. Den Abpraller nahm Niklas Schmidt auf: 1:0. Bis auf eine Chance von Grimaldi kurz vor dem Wechsel blieb der Gast harmlos. Erschreckend.

Krönender Abschluss der Rizzi-Show

Preußen-Coach Marco Antwerpen tauschte zur Pause, nahm seinen bislang mit acht Treffern erfolgreichsten Schützen Martin Kobylanski einfach runter und brachte Michele Rizzi, der sauer war, dass er nicht von Beginn an ran durfte. Seine erste Aktion ging allerdings in die Hose. Rizzi verlor die Murmel an Fridolin Wagner, der Johannes Eggestein in Szene setzte. Dessen Pass wiederum auf Wagner landete schließlich bei Ousman Manneh: 2:0 (54.). Hatte sich Coach Antwerpen mit seinem Wechsel verzockt?

Nein! Ein unermüdlicher Rizzi legte per Strafstoß den Grundstein für die Wende (56). Grimaldi war von Touré gefoult worden. Fünf Minuten später stand der Deutsch-Italiener goldrichtig, als der Ball über Menig und Jeron Al-Hazaimeh bei ihm auf der Brust landete. Gekonnt nahm er das Spielgerät runter und vollendete zum Ausgleich. Bäm! Hier auf Platz 11 direkt neben dem Weserstadion spielte jetzt die münsterische Musik. Und Rizzi mimte den Solisten. Nach 73 Minuten war er nach einem Fehlpass von Dominic Volkmer zu Stelle. Das 3:2. Münster führte und hatte die Partie gedreht. Das 4:2 in der Nachspielzeit (90.+1), als Grimaldi quer auf den Joker legte, war der krönende Abschluss der Rizzi-Show. „Wenn ich jetzt in Magdeburg auch viermal treffe, renne ich nackig über den Prinzipalmarkt“, kündigte der Vier-Tore-Mann vollmundig an.

Münsters Trainer Antwerpen war im Anschluss erleichtert: „Das 1:2 fiel relativ schnell und wir waren wieder drin im Spiel, dann haben wir brutal effektiv gespielt. Michele Rizzi hat alles rausgehauen, was in ihm steckt, er war enttäuscht, dass er nicht von Beginn an spielen durfte. Wir machen jetzt zwei Tage frei, haben in einer Woche neun Punkte geholt, das ist unfassbar." Sein Gegenüber, Oliver Zapel vom SV Werder, war bedient: „Was nach dem 0:2 passiert ist, verstehen die Wenigsten. Wir haben das Spiel unter Kontrolle und schenken alles her, lassen alles über uns ergehen. Das ist deprimierend. Mir fehlen die Worte.“ In Bremen gehen sich schweren Zeiten entgegen.

Bremen II: Oelschlägel - Caldirola, Volkmer, Bünning - Kruska (81. Young) - Barry, Fridolin Wagner, Toure (70. Pfitzner), Niklas Schmidt (76. Jensen) - Manneh, Johannes Eggestein. - Trainer: Zapel
Münster: Schulze Niehues - Menig, Schweers, Scherder, Al-Hazaimeh - Braun, Wiebe - Philipp Hoffmann (82. Heinrich), Kobylanski (46. Rizzi), Rühle (77. Kittner) - Grimaldi. - Trainer: Antwerpen
Schiedsrichter: Steffen Brütting (Effeltrich)
Tore: 1:0 Niklas Schmidt (20.), 2:0 Manneh (43.), 2:1 Rizzi (56., Foulelfmeter), 2:2 Rizzi (61.), 2:3 Rizzi (73.), 2:4 Rizzi (90.)
Zuschauer: 1000
Gelbe Karten: Fridolin Wagner, Toure, Kruska - Rizzi


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