STANDORTSUCHE VOR ENTSCHEIDUNG
Das neue Preußenstadion: Gemeinde Senden "streckt die Hand aus"


von Carsten Schulte

Senden – Das Thema Preußenstadion geht vielleicht nicht auf die Zielgerade, aber steht kurz vor einem bedeutenden Etappenziel. Wo findet der SCP seine sportliche Heimat? In Münster? An der Hammer Straße? Die Nachbargemeinde Senden stünde jedenfalls bereit...

Die Diskussion um ein neues oder umgebautes Preußenstadion kreist seit Wochen um ein paar Fixpunkte. Die Ratsmehrheit will nur einen Umbau an der Hammer Straße unterstützen, die Stadt Münster kann für einen Neubau lediglich drei mehr oder minder realistische Flächen benennen - aber für diese möchte die Ratsmehrheit lieber kein Geld ausgeben. Es gibt in der Stadt andere Themen, vielleicht drängendere Themen.

Wie auch immer: Falls der SC Preußen bei seinem Vorhaben "Neubau" bleibt, kann die Richtung angesichts der politischen Lage in Münster nur noch heißen: Wir bauen auswärts.

Hier fällt seit einigen Monaten wieder verstärkt der Name Bösensell. Mit der Gemeinde Senden beispielsweise hat der Verein tatsächlich Gespräche geführt. Das bestätigt auch Sendens Bürgermeister Sebastian Täger (parteilos) auf westline-Anfrage. "Ja, wir haben über einen möglichen Standort gesprochen, über die Anforderungen", so Täger. "Und wir haben auch eine Präferenz."

Dieser bevorzugte Standort dürfte tatsächlich nahe dran sein an einem Ideal. Er liegt direkt an der Autobahnabfahrt Senden, also neben der A43. Von der Hammer Straße bis zum denkbaren Standort sind es nur ein paar Autominuten. Nur wenige Meter von diesem Standort entfernt liegt zudem der Bahnhof Bösensell, von dem aus man in Minuten zu einem Stadion gelangen würde.

Kurzum: Lage, Sichtbarkeit, Erreichbarkeit - da sind eine Menge Kriterien erfüllt, die der SC Preußen formuliert hatte. Nur eben nicht eine Fläche auf münsterischem Boden. Trostpflaster: Von dem Standort könnte man fast einen Stein rüber auf Münsters Stadtfläche werfen...

Das Stichwort "Stadt" ist dabei wichtig. Denn, so Sebastian Täger: "Wir stehen einem solchen Stadionbau positiv gegenüber, aber das geht nur im Schulterschluss mit Münster." Auf eine Kontroverse will es Täger keinesfalls ankommen lassen.

"Wir sind auch so auseinander gegangen, dass wir das Gespräch mit der Stadt Münster suchen werden", so Täger.

Große Sorgen müsste sich Senden dabei nicht machen. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) gegenüber westline: "Ich halte das grundsätzlich für ein gutes Beispiel interkommunaler Aufgabenteilung." Die Stadt sei ja praktisch Nachbar, es gebe einen ausgebauten Radweg, einen Bahnhof, Platz genug. "Genau diese Dinge machen das Thema in Münster ja so kompliziert." Die Stadt wird also keine Hürden aufbauen.

Ist das etwa das Schwert, mit dem der gordische Knoten durchschlagen werden kann? Münster und Senden als konstruktive Nachbarn, der SC Preußen Münster als Klub fürs Münsterland bekommt sein Stadion in direkter Stadtnähe?

"Das sind keine Luftschlösser"

Was da aus den Rathäusern in Münster und Senden zu hören ist, klingt nicht nach großem Zoff. Bedenken, dass der Standort Senden als "Druckmittel" missbraucht werden könnte, hält Sendens Bürgermeister Täger für unnötig. "Das hat schon Hand und Fuß, was der SC Preußen da vorhat. Das sind keine Luftschlösser."

Über die Lage in Münster will sich Täger gar keine Urteile erlauben. Nur so viel: "Wenn man Investoren an der Hand hat, dann investieren die sicher nicht an einem begrenzten Standort. Und es weiß ja jeder, dass die Hammer Straße Grenzen hat, das muss man dann eben akzeptieren."

Die Bereitschaft wäre also da, in Senden so ein Projekt zu stemmen. "Ich sehe das als große Chance für die Region Münsterland", so Täger, der damit durchaus widergibt, was auch Markus Lewe formuliert.

Die Debatte um einen Stadionstandort Bösensell ist ja nicht einmal neu. Schon Anfang der 2000-er war der Umzug in die Nachbargemeinde im Gespräch. Damals eher eine "Drohgebärde", diesmal aber sehr viel konkreter. Richtig ins Rollen kam die Sache aber erst, nachdem ein anderer Standort - nämlich eine Fläche in Albachten - diskutiert wurde. Da fiel der Blick ein paar Meter weiter auf die Äcker in Bösensell...

Baubeginn an der Hammer Straße

Unterdessen bleibt ja das Thema Hammer Straße auf dem Papier noch aktuell. Ja, der Bebauungsplan ist erneut verzögert. Darüber hatte sich der Verein jüngst noch kritisch geäußert und natürlich ist das ganze Verfahren längst eine arg langwierige Sache. Aber eines der aktuell noch offenen Themen hat sich halt erst kurzfristig ergeben. Gemeint ist die Diskussion um die künftige Trinkwasserversorgung in Münster. Zu dem Thema musste noch ein Gutachten eingeholt werden - aber das soll nicht zu weiteren oder erheblichen Verzögerungen führen.

Auch wenn es nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre schwerfällt, das zu glauben: Das Bebauungsplanverfahren soll im Frühjahr 2018 abgeschlossen sein. Und Oberbürgermeister Markus Lewe wiederholt, was er jüngst auch schon dem Verein gegenüber formuliert hatte: Ein Beginn der Umbauarbeiten im Preußenstadion wäre im Frühjahr 2018 möglich.

Kräne an der Hammer Straße? Es ist die Entscheidung, die der Klub nun für sich treffen muss. Rückkehr zur alten Idee, Umbau der Hammer Straße - mit politischer Unterstützung durch die Ratsmehrheit. Oder aber der Umzug an einen neuen Standort außerhalb der Stadtgrenzen. Beide Themen liegen auf dem Tisch, jetzt muss der Verein wohl selbst für Klarheit sorgen.

https://www.westline.de/fussball/sc-...ion-gemeinde-senden-streckt-die-hand-aus