SCP entlässt seinen Trainer
Horst Steffen und Preußen Münster: Nur enttäuschte Hoffnungen

von Jan Ahlers

Münster – Selten fiel es den Verantwortlichen von Preußen Münster schwerer, einen Übungsleiter von Bord zu werfen. Zwischen Horst Steffen und dem SCP hatte es kaum interne Dispute gegeben, die gemeinsame Marschroute war klar festgelegt. Einzig die Ergebnisse fehlten – und die sind und bleiben entscheidender Faktor, Sympathie hin oder her.

Horst Steffen wird als einer der erfolglosesten, wenn nicht sogar der bisher erfolgloseste Trainer in die SCP-Vereinsgeschichte eingehen – kurzzeitige Interimslösungen einmal ausgenommen. In 27 Ligaspielen erbeutete Steffen lediglich 0,96 Punkte im Schnitt. Das ist mehr als bedenklich, das ist abstiegsreif. In der letztjährigen Rückrunde fiel das nicht weiter ins Gewicht, weil die Spitzenränge ohnehin frühzeitig als nicht erreichbar schienen. Und weil nicht wenige dachten: Aus dem vorhandenen Kader lässt sich vielleicht gar nicht mehr herausholen.

Mit Horst Steffen wurde viel Hoffnung verbunden, als dieser an Heiligabend 2015 bei den Preußen vorgestellt worden war. Man erinnere sich an die Freude, nach dem Defensivtaktiker Ralf Loose nun wieder auf puren Fußball hoffen zu dürfen. Sie belebte die Anhänger, sie wurde durch die zwei Auftakterfolge über RW Erfurt und beim FSV Mainz 05 II deutlich befeuert. Preußen Münster lebte! Für 180 Minuten. Die folgenden 25 Partien endeten gar mit einem Schnitt von 0,77 Punkten. Eine unfassbar lange Durststrecke für die ohnehin leidgeprüften Anhänger. Irgendwie blieb dem SCP keine Wahl mehr.

Transferkracher entpuppen sich als Rohrkrepierer

Den Neuanfang im Sommer dieses Jahres war dennoch jeder gerne mitgegangen, niemand im Vorstand stellte sich quer. Drittligaerfahrene und in der Liga hoch angesehene Kicker wie Michele Rizzi, Sandrino Braun oder Tobias Rühle wechselten zur Hammer Straße. Das waren nach damaligem Ermessen bezahlbare Transferkracher – zu Großteilen zurückzuführen auf Trainer Steffen.

Spätestens nach zehn Spieltagen dieser Saison stellt sich jedoch heraus: Die Mischung stimmt nicht. Die Kracher entpuppen sich als Mitläufer oder sogar Rohrkrepierer. Defensive Anfälligkeit gepaart mit einem völlig wechselhaften Auftreten machen einen Regionalliga-Abstieg von Preußen Münster nach aktuellem Stand realistischer als je zuvor. Eine derartige Krise, die sich zudem in der untersten Tabellenregion abspielt, hat es seit 2006 nicht gegeben.

Zu viele Totalausfälle eingestreut

Mit dieser Situation, mit dieser personellen Konstellation muss sich nun Horst Steffens Nachfolger abfinden. Was findet dieser vor? Eine Mannschaft, die sich der Ernsthaftigkeit ihrer Lage offenbar lange Zeit nicht bewusst war. Kaum ein Spieler wählte zuletzt der Situation angemessen deutliche Worte. Die Zeit des braven Drittligafußballs ist lange abgelaufen, es braucht Kämpfer auf dem Feld. Diese waren bei den Preußen zuletzt nicht immer vorzufinden. Ein Jordanov, ein Tekerci, ein Rizzi – sie verfügen über andere Qualitäten als die Truckenbrods, Kühnes und Siegerts, die vor einigen Jahren noch an der Hammer Straße über den Rasen jagten.

Quelle: www.westline.de