Neubau, Umbau
Preußenstadion: Die Standortfrage entwickelt sich zur Lachnummer

von Carsten Schulte

Münster – Gerade erst hat die Stadt Münster dem "bauwilligen" SC Preußen Münster einen Stadion-Standort angedreht, der schon seit langer Zeit bekannt war. Der aber nicht ansatzweise realisierbar scheint. Das wird langsam zur Lachnummer. Ein Kommentar.

Braucht noch jemand einen schnellen Überlick?

Der SC Preußen Münster wollte bis vor wenigen Wochen das Stadion an der Hammer Straße ausbauen. Dann trat die neue Klubführung an und erklärte, sie wolle einen kompletten Neubau im Stadtgebiet errichten. Dann kam die Stadt - und schob dem Verein einen Standort vor die Füße, der schon seit Anfang der 2000-er Jahre bekannt ist. Doch der stellt sich mehr und mehr als Luftnummer heraus. Und damit wird die ganze Diskussion zu einer peinlichen Farce.

Am Mittwoch beschrieben die Westfälischen Nachrichten das ganze Dilemma erneut. Die Nieberdingstraße bietet derzeit nicht nur Wohnraum mit Mietern. Sie hält auch noch verschiedenen Unternehmen und Einrichtungen bereit. Und niemand denkt daran, dort wegzuziehen. Die Nieberdingstraße ist für die nächsten Jahre - und wir reden hier nicht über zwei oder drei Jahre - ein Wolkenkuckucksheim. Eine Fata
Morgana. Ein irrer Traum. Die Stadt hat in den vergangenen Jahren ja nicht wirklich hart daran gearbeitet, den Standort Nieberdingstraße auch nur ansatzweise weiterzuentwickeln. Dass sie diese Fläche jetzt scheinbar ernsthaft als Standort erneuert, ist entweder Taktik oder glattwegs unverschämt.

Der Verein trägt allerdings auch seinen Anteil daran. Der frühere Präsident Marco de Angelis musste der Politik vor einigen Jahren noch eine Art "Standortgarantie" für die Hammer Straße geben. Nur unter dieser Voraussetzung stellte die Stadt Geld für die wichtigsten und notwendigen Sanierungsmaßnahmen zur Verfügung. Denn warum Geld investieren in ein Stadion, das keine Zukunft hat?

Natürlich hatte sich damit der Fokus auf die Hammer Straße verschoben - dort wird in wenigen Monaten ein Bebauungsplanverfahren abgeschlossen, das einen Stadion-Umbau ermöglichen würde. Das war ein realistisches Szenario und es gab dazu auch schon konkrete Pläne.

Stattdessen stellen die Bundesliga-Visionen all diese Pläne ins Abseits, zumindest vorerst. Und leider hat ja auch der "neue" SC Preußen Münster selbst bisher nichts weiter als Visionen veröffentlicht. Finanzierung, Standort, Größe, wirtschaftlicher Betrieb - nichts ist wirklich belastbar erklärt oder gar bekannt. Natürlich wäre es ungerecht, von einem neuen Team sofort detailgenaue Pläne einzufordern. Aber Walther Seinsch hatte die Latte eben auch ziemlich hoch gelegt, als er einen Baubeginn für 2018 anvisierte. Und jetzt will auch er nichts weiter zum Thema sagen.

Man möge bitte bis März 2017 warten, dann werde man klarer sehen, so die höfliche, aber knappe Auskunft. Warum Walther Seinsch nicht beim "Spitzengespräch" mit der Stadt anwesend war? Keine Antwort. Wie der Plan B aussieht, sollten sich die Neubau-Pläne in Münster zerschlagen? Kein Kommentar.

Und falls die Macher im SCP selbst all die Stolpersteine und Probleme in Münster längst erkannt haben und einfach anders oder an einem anderen Ort planen, dann wären auch dazu ein paar klare Worte angezeigt. Denn das wäre eine ganz neue Baustelle und eine ziemlich große dazu.

Wie auch immer: All das ist nicht gerade förderlich und hilfreich in einer Diskussion, die ohnehin nur noch mit Zähneklappern und Gänsehaut zu ertragen ist. Im schlimmsten Fall sind die ambitionierten Neubaupläne sogar ausgesprochen schädlich. Derzeit steht der SC Preußen Münster nämlich unfreiwillig ganz schön dumm da. Die Taube auf dem Dach ist offenbar tot und in der Hand ist auch kein Spatz, sondern nur ein feuchter Vogelschiss, pardon.

Hoffentlich bringt jemand diese Diskussion wieder zum Leben.


Quelle: www.westline.de