3. Liga: Münster schlägt Lotte 3:0
Sommerfußball mit rustikalen Einlagen

Münster - 90 Minuten Sommerfußball mit rustikalen Einlagen: Drittligist Preußen Münster verabschiedete sich mit einem 3:0 (2:0)-Erfolg gegen die Sportfreunde Lotte vom eigenen Anhang aus der Saison. Der Doppeltorschütze war gleichzeitig einer, der vor der Partie vom Verein verabschiedet wurde.

Von Ansgar Griebel

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Foto: Jürgen Peperhowe

Behutsam eingebettet zwischen Verabschiedungszeremonie und Abschlussparty fanden am Samstag noch einmal 90 Minuten Drittliga-Fußball Platz. In dieser Saison die letzten beiden Halbzeiten im heimischen Preußen-Stadion - das Preußen-Fans und -Spielern natürlich weiterhin in aller Pracht erhalten bleibt. Das „neue“ Stadion wird auch in den nächsten Spielzeiten vorerst eine Vision bleiben, auch wenn das Thema den Verein in dieser Saison teilweise mehr beschäftigte, als das Treiben der Mannschaft auf dem Platz.

Die stand aber gegen die Sportfreunde Lotte noch einmal im Mittelpunkt - schon 20 Minuten vor dem Anpfiff: Da nämlich übernahm die Floristik-Abteilung das Kommando und brachte exakt sieben Blumensträuße an den Mann. Luis Klante (verhindert, weil gleichzeitig mit den A-Junioren im Einsatz), Adriano Grimaldi, Stéphane Tritz, Jeron Al-Hazaimeh, Sebastian Mai, Nils Körber, Nico Rinderknecht und last but not least Mehmet Kara, der nach einem Jahr in der Westfalenliga-Reserve nun endgültig sein Adlertrikot an den Haken hängen wird, nahmen Abschied.

Mit Preußen-Vergangenheit an alter Wirkungsstätte

Der Gegner aus Lotte schaute bei der Flower-Zeremonie ganz genau hin: Die Lotteraner feiern in den kommenden Woche ihren Saisonabschied vor heimischem Publikum. Für wen es dann rote Rosen regnen wird, steht noch in den Sternen. Trainer Andreas Golombek wird sich um diese Aufgabe sicher nicht mehr kümmern wollen. Er darf in der kommenden Saison nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Als vierte Wahl spät in der Saison zum Team gestoßen, darf er trotz ordentlicher Arbeitsnachweise nicht den ersten Mann in der Spielzeit 2018/19 geben. Manfred Wilke, Sportlicher Leiter der Sportfreunde, stellte zeitnahe Klärung der Trainerfrage in Aussicht und die Präsentation der ersten drei Neuzugänge.

Gegen die Preußen stellte Golombek seine Mannschaft massiv um, ließ aber mit Marcus Piossek und Keeper David Buchholz seine Spieler mit Preußen-Vergangenheit an alter Wirkungsstätte auflaufen, während Gegenüber Marco Antwerpen erneut keinen Platz für den Ex-Lotter Jeron Al-Hazaimeh in der Startelf fand. Dafür stand überraschend Michele Rizzi nach seiner Adduktorenverletzung nicht nur schon wieder im Kader, sondern um 13.30 Uhr auch auf dem Feld.

Spiel ohne klare Ausrichtung

Dort entwickelte sich das von Antwerpen erwartete Spiel ohne klare Ausrichtung. „In dieser Phase weiß man nie genau, was man kriegt“, hatte Antwerpen vor der Partie prophezeit. „Das kann in die eine oder in die andere Richtung gehen. Wir haben beides schon erlebt: Gegen Halle lief es für uns überhaupt nicht, in Köln lief es dafür absolut rund.“

Köln oder Halle?, lautete nun die Frage gegen Lotte - und zunächst wählten die Preußen das erfolgreiche Kölner Modell, machten Druck und spielten gefällig nach vorn. Nach 24 Minuten folgte die dazugehörige Dokumentation auf der Anzeigentafel: 1:0 für Preußen, durch -- ja, wen schon? Adriano Grimaldi erzielte seinen 14. Saisontreffer. Der Scorerpunkt ging auf das Konto von Martin Kobylanski, dessen Hereingabe vom Kapitän wie zuletzt gewohnt effizient verarbeitet wurde.
Eigentor

Das war gleichzeitig der Weckruf für die Gäste, für die Stürmer Mats Facklam fünf Minuten später etwas zu genau Maß nahm und nur den Innenpfosten des Preußentores anvisierte - und das war es auch schon an Lotter Leben. Der zweite Treffer fiel dafür erneut direkt vor den Augen der 200 mitgereisten SF-Fans, diesmal sogar mit einem Torschützen aus Lotte. Maximilian Rossmann fälschte die Hereingabe des bärenstarken Philipp Hoffmann unhaltbar für Keeper Buchholz zur 2:0-Führung der Preußen ab (40.) Noch vor der Pause durfte sich Piossek aus der Partie verabschieden, er war bis dahin absolut unauffällig geblieben und machte Platz für Stürmer Kevin Freiberger.

Auch Antwerpen musste kurz danach tätig werden: Ausgerechnet Benjamin Schwarz humpelte vom Platz -- ein Jahr lang hatte das malade Knie den Münchener in Diensten der Preußen lahm gelegt. Eine neue Diagnose stand noch aus, für ihn durfte Jeron Al-Hazaimeh nach zwei Jahren in Münster ein letztes Mal an der Hammer Straße ran, wo der harmlose Sommerfußball nun völlig unnötigerweise eine rustikalere Note erhielt. Vor allem die Gäste aus Lotte wollten sich mit einer härteren Gangart aus der eigenen Lethargie lösen.

Zum Abschied eine Rote Karte

Gelbe Karten für Dennis Brock, Kevin Pires-Rodriguez, Moriz Heyer, Nico Neidhart, Maximilian Rossmann und Tim Wendel hüben sowie Sandrino Braun und Michele Rizzi drüben waren die Folge - Sebastian Mai verabschiedete sich nach 60 Minuten sogar mit der Roten Karte aus Münster. Er hatte sich gegen Lottes streitbaren Wendel zu einer Tätlichkeit hinreißen lassen. Spielerisch konnte die Partie mit dieser unnötigen Hektik leider nicht mehr Schritt halten.

In Unterzahl passierte nicht mehr viel - bis auf Grimaldi: Mit seinem zweiten Treffer zum 3:0 (83.) schraubte der Mittelstürmer sein Trefferkonto auf 15 hoch. Ein Tor fehlt jetzt noch bis zu Münsters erfolgreichstem Drittliga-Scorer Matthew Taylor, der in der Saison 2013/2014 16 mal ins Schwarze traf.

Preußen Münster: Schulze Niehues – Schweers, Scherder, Mai – Menig, Kobylanski (74. Rühle), Rizzi, Braun, Schwarz (59. Al Hazaimeh) – Hoffmann (5. Heinrich), Grimaldi
SF Lotte: Buchholz - Schulze , Rossmann , Heyer , Neidhart - Wendel, Putze Brock, Pires-Rodrigues (56. Dej) , Piossek (44. Freiberger) , Facklam


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