SV Meppen gastiert beim SCP
Thilo Leugers: „Preußen Münster ist ein anderes Kaliber als Drochtersen-Assel“

von Jan Ahlers

Münster – Der erste Heimspiel-Gegner von Preußen Münster ist der SV Meppen – aktuell rangieren beide Teams mit jeweils einem Zähler im Mittelfeld. Einer, der Münster noch bestens kennt, ist Meppens Mittelfeldmotor Thilo Leugers. Im westline-Interview verrät er, wie er die Preußen einschätzt.

Hallo Thilo – oder besser Moin? Du bist ja ein waschechter Emsländer…

Mit dem „Moin“ lässt sich anfreunden. Ich komme aus Lingen und habe dementsprechend weite Teile meines Lebens im Emsland verbracht. In der Heimat fühle ich mich einfach besonders wohl – auch das war übrigens ein wichtiger Grund, warum ich im Sommer 2016 zum SV Meppen gewechselt bin.

25 Jahre hat es gedauert, ehe du und der SVM zusammengefunden haben. Dabei stammen doch viele SVM-Fans aus Lingen.

Das stimmt! Aber bei mir hat es etwas Anlaufzeit gebraucht – vielleicht auch, weil die glorreichen Jahre in Meppen mit dem Beginn meiner Fußballbegeisterung vorbei waren. Ich bin regelmäßig zu Borussia Mönchengladbach gefahren, dort lag meine Leidenschaft.

Internationalen Fußball brauchtest du allerdings nicht im Stadion verfolgen, sondern durftest sogar selbst ran. Was kaum jemand weiß: Du hast in der Champions-League-Gruppenphase 2011 gegen Werder Bremen gewonnen!

Mittlerweile liegt dieses Spiel sechseinhalb Jahre zurück – eine lange Zeit. Damals war ich schon in der D-Jugend zu Twente Enschede gewechselt, wurde in der dortigen Jugendakademie ausgebildet. Dafür habe ich viel Zeit investiert, bin oft gependelt. Als ich dann für die Profis nominiert wurde und neben Erstliga-Einsätzen in den Niederlanden auch in der Champions League auflaufen durfte, schien sich alles auszuzahlen. Ich würde diesen Schritt jederzeit wieder machen, auch wenn mir der Durchbruch nicht gelungen ist.

Woran lag das? Wann folgte der Karriere-Knick?

Ich bin niemand, der gerne in die Vergangenheit zurückblickt. Aber nach zwei Jahren in Enschede, in denen es nicht wirklich voranging, habe ich mich zu NAC Breda verleihen lassen – und mir dort kurz darauf das Kreuzband gerissen. Daraufhin war die Tür für mich zu, ich habe ein neues Abenteuer gewagt.

Und bist zu Atletico Baleares in die dritte spanische Liga gewechselt. Zwei Jahre auf Mallorca – der Traum eines jeden Kreisliga-Fußballers.

Ich habe diesen Schritt nicht bereut. Guter Fußball wird da schließlich ebenso geboten! Wenn auch die dritte spanische Liga nur schwer mit der deutschen 3. Liga zu vergleichen ist. Und natürlich: Auch die Insel ist wunderschön und bieten einen besonderen Anreiz. Für die Ewigkeit war das allerdings nichts, das Heimweh hat mich ein wenig gepackt. Und so bin ich in Meppen gelandet.

Was zeichnet die Emsländer aus und inwieweit lassen sich diese Charakterzüge auf den SV Meppen und seine Fans übertragen?

Die Leute sind neben der obligatorischen Trinkfestigkeit bodenständig, ehrlich und herzlich. Unser Publikum kann kritisch sein, keine Frage – wenn es nicht läuft, muss der Frust raus. Dafür sind Siege oder erzielte Tore doppelt emotional, die Atmosphäre in unserem Stadion kann sich binnen Minuten verändern. Und das kann für Gegner gefährlich werden…

Euer Auftakt verlief nicht nach Maß: Im Landespokal gab es eine 0:2-Schlappe gegen den Erzrivalen VfB Oldenburg. Danach brannte schon vor dem Saisonstart der Baum.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass mich selten eine Niederlage mehr gewurmt hat als diese. Endlich befindet sich Meppen eine Liga über Oldenburg, das wollten die Anhänger auskosten. Und dann liefern wir eine solche Leistung ab. Ich habe nach Spielende die Enttäuschung in den Gesichtern der Fans sehen können. Gegen Würzburg ist uns zumindest zum Teil Wiedergutmachung gelungen.

Beim 2:2 standen insgesamt fünf Neue in der Startelf. Ganz schön viele für einen frischgebackenen Aufsteiger! Leidet darunter nicht das Teamgefüge?

Es fühlte sich tatsächlich ungewohnt an. Allerdings haben wir auch nur "zweieinhalb" Stammspieler im Sommer verloren - der Umbruch hört sich folglich größer an, als er war. Zweifellos ist in unserem Kader der Konkurrenzkampf groß, jeder Neue möchte sich seinen Platz erkämpfen. Wer nicht spielt, sollte zusätzliche Motivation für den jeweils nächsten Spieltag daraus ziehen.

Am Samstag reist du schließlich mit dem SVM zu Preußen Münster. Das erste Drittliga-Auswärtsspiel.

Die Vorfreude ist riesig! Für mich ist die Partie eine besondere, denn ich habe zwei Jahre lang in Münster gewohnt. Das war zu Zeiten, als ich in Enschede gespielt habe und aus Münster täglich in die Niederlande gefahren bin. Der SC Preußen feierte damals den Aufstieg und ist seitdem fester Bestandteil der 3. Liga – dementsprechend besitzen sie einen kleinen Vorteil in puncto Erfahrung.

Womit haltet ihr dagegen?

Mit der Aufstiegseuphorie, unserem Willen und natürlich spielerischen Mitteln. Wer meint, dass in Meppen nur geholzt wird, liegt falsch – wir besitzen ebenso ordentliche individuelle Klasse in unseren Reihen. Wir wollen es Münster so schwer wie möglich machen und Zählbares mitnehmen.

1200 Fans reisen euch hinterher, insgesamt dürften 7000 bis 8000 Zuschauer kommen.

Das ist der Wahnsinn – schon in Mannheim, da waren es über 2000 Meppener, haben wir Spieler gestaunt. So etwas ist in Meppen also möglich! 1300 Leute waren beim ersten Heimspiel 2016/17 da, nun kommen ähnlich viele auf eine Auswärtsfahrt mit. Keiner soll die Fahrt bereuen, wir werden alles geben. Auch die Gesamtzahl ist natürlich beeindruckend. Nichts gegen unsere letztjährigen Gegner wie Drochtersen-Assel oder Egestorf-Langreder – aber Preußen Münster ist natürlich ein ganz anderes Kaliber.

Thilo Leugers, vielen Dank für das Gespräch!
https://www.westline.de/fussball/sc-...sen-muenster-ist-ein-anderes-kaliber-als