Interview
Preußen Münster: Benno Möhlmann über Fitness, Strukturen und Perspektiven

von Jan Ahlers

Münster – Seit zwei Wochen bekleidet Benno Möhlmann das Traineramt beim SC Preußen Münster. Trotz nur neun Zählern aus 13 Spielen stellt der 62-Jährige sich der Herkulesaufgabe, die Adlerträger aus der Abstiegszone der 3. Liga zu führen. Wie er dies anstellen will, verriet er im Interview mit Jan Ahlers.

Hallo, Herr Möhlmann! Sie haben ihre Spieler gerade während einer Laufeinheit im Düesbergpark schwitzen lassen. Es sind anstrengende Wochen für das Team, oder?

Ständig lasse ich die Jungs natürlich nicht laufen. In der Gesamtheit liegt der Schwerpunkt des Trainings aber klar im Fitnessbereich, dort soll sich jeder ein Stück weit verbessern. Dazu tragen längere Dauerläufe seinen Teil bei. Die Fitness ist auch nicht pauschal das Hauptproblem – aber sie trägt ihren Teil dazu bei, dass die Spieler ihre Leistung bisher nicht wie gewünscht abgerufen haben.

Zugunsten der Ausdauer müssen dafür aber sicherlich andere wertvolle Elemente des Trainings wegfallen.

Wir müssen in dieser Situation den Zustand der Mannschaft sehen. Grundsätzlich braucht es selbst bei den besten Voraussetzungen für einen tollen Fußball die nötige Fitness. Wenn das nicht der Fall wäre, könnte ich gut und gerne auch selbst meine Schuhe schnüren. Ich weiß noch, wie das geht – bei der Kondition dürfte es aber schnell knapp werden. In jeder Liga ist es wichtig, konditionell auf Augenhöhe mit den anderen Mannschaften zu sein.

Was für ein Fazit ziehen Sie nach zwei Wochen Trainingsarbeit?

Ich sehe die Bereitschaft bei jedem Einzelnen, mögliche Rückstände aufzuholen. Das geht nicht von heute auf morgen – aber es wird von Tag zu Tag besser. Ich werde kontinuierlich optimistischer. Auch weil wir uns mannschaftlich im Spiel gegen Holstein Kiel gesteigert haben.

Was für eine Linie fahren Sie im Training?

Wichtig ist einerseits, immer ehrlich miteinander umzugehen. Andererseits sollen die Spieler ein positives Gefühl ausstrahlen – übermäßiges Draufhauen und überharte Trainingsübungen sind jetzt nicht gefragt. So lässt sich keine gute Grundstimmung erzeugen. Diese Kombination zwischen fordernder Arbeit und Freude am Fußball versuchen wir nun zu finden. Dass es dafür langfristige Ergebnisse braucht, ist klar.

Sie kommen, eine halbjährige Pause eingerechnet, von 1860 München zu Preußen Münster. Inwieweit müssen Sie auch aufgrund der infrastrukturellen Bedingungen Ihre Arbeit anpassen?

Ich sage nur: Mit der Zeit können wir auch hier in Münster sicherlich einige Dinge voranbringen, dafür braucht es allerdings immer das nötige Geld. In der aktuellen Situation steht Preußen Münster dieses Geld nicht zur Verfügung.

Sie haben Adriano Grimaldi zum Kapitän bestimmt, obwohl er seit geraumer Zeit an einer Verletzung laboriert und Sie ihn folglich im Training bisher kaum bewerten konnten.

Adriano ist ein Spieler, der die nötige Erfahrung mitbringt und gleichzeitig die Leistungsbereitschaft aufweist. Außerdem besitzt er die breite Anerkennung in der Mannschaft und kann eine Führungsfunktion ausüben. Seine Rückkehr ist wichtig, aber in der Kurzfrist noch nicht absehbar. Wir hoffen, dass er bald wieder beschwerdefrei trainieren kann.

Sind im Winter Neuverpflichtungen nötig, um die Wahrscheinlichkeit des Klassenerhaltes zu erhöhen?

Das möchte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht öffentlich kommentieren. Ich habe der Mannschaft gesagt, dass ich sie in den kommenden sechs Wochen unter die Lupe nehmen werde, sie trainieren und spielen sehen möchte. Frühestens danach werde ich das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen, um einerseits die Notwendigkeit und andererseits die finanzielle Machbarkeit von neuen Spielern zu klären.

Apropos Verantwortliche: Aktuell besitzen Sie im Verein keinen Sportlichen Leiter. Wie wichtig erscheint ihnen eine zeitnahe Besetzung dieses Postens?

Momentan müssen sich die nötigen Strukturen im Verein erst einmal finden. Mit der Zeit sollte sich jemand finden, der sich hauptamtlich um die sportlichen Belange kümmert, das steht außer Frage. Ich bin zuversichtlich, dass dies bald geschehen wird. Bis dahin bleibt Walther Seinsch mein erster Ansprechpartner, mit ihm treffe ich mich einmal pro Woche zu einem längeren Gespräch. Viel zu bereden gibt es in der aktuellen Phase allerdings ohnehin nicht...

Zu Ihnen persönlich: Warum haben Sie überhaupt der Gang in die 3. Liga vollzogen? Viele hätten Sie etwa bei Arminia Bielefeld gesehen, oder bei einem anderen kriselnden Zweitligisten…

Nun: Relevant wurde der vakante Posten in Bielefeld erst einige Tage nach meiner Unterschrift. Natürlich habe ich viele Jahre mindestens in der 2. Bundesliga gearbeitet – das bedeutet aber nicht, dass mich nicht auch in der 3. Liga ein Projekt mit Zukunftsperspektiven reizen würde. Hier bei Preußen Münster entsteht ein derartiges Projekt, hinter dem ich zu 100 Prozent stehen kann und dabei ein gutes Gefühl besitze.

Sie haben allerdings zunächst nur einen Vertrag über acht Monate unterschrieben, der bis zum Saisonende gilt. Kann aus Preußen Münster und Benno Möhlmann etwas Langfristiges entstehen?

Ich bin am einem Punkt in meinem Leben angekommen, in dem ich nicht mehr krampfhaft auf einen lukrativen Dreijahresvertrag angewiesen bin. Preußen Münster ist allein aufgrund der Vergangenheit in gewisser Weise eine Herzensangelegenheit, auch wenn ich den gesamten Klub neu kennenlernen muss und möchte. Die nächsten drei, vier oder fünf Monate werden wir schauen, wie die Zusammenarbeit funktioniert. Grundsätzlich ist es aber sicherlich reizvoll, mit einem Verein wie Preußen Münster langfristig auf höhere Aufgaben zu blicken.

Vielen Dank für das Gespräch, Benno Möhlmann!


Quelle: www.westline.de