12.03.2009 |

Beni Huggel: «Ich will das Spiel nicht schönreden, aber …» Anzeige Mehrfach stellte sich Benjamin Huggel den Fragestellern. Der Routinier gab sich selbstkritisch, hält den Unmut über die Leistung des FCB aber auch für überzogen.



Benjamin Huggel, das Ergebnis gegen Aarau spiegelt nicht den Krampf über weite Strecken der Partie wider.
Benjamin Huggel: Das ist eine plakative Fan- oder Journalistenmeinung. Wenn eine Mannschaft wie Aarau nur hinten drinsteht, nur zerstören und eigentlich gar nicht am Spiel teilnehmen will, macht es das nicht einfach, zu Chancen zu kommen.



Zu mauern und auf Konter zu lauern, ist zwar kein schönes, aber ein legitimes Mittel, oder?
Das ist so. Und wenn man dann auch noch in Rückstand gerät, werden alle unruhig und nervös. Trotzdem bin ich stolz auf die Mannschaft, darauf, dass sie die Ruhe bewahrt hat, intelligent gespielt hat, versucht hat, Ballbesitz zu haben und nicht die Brechstange ausgepackt hat.



60 Minuten hat der FCB keine klare Chance gehabt, war die Mannschaft nicht in der Lage, den Gegner zu einem Fehler zu zwingen. Stattdessen rannte man dem 0:1 hinterher.
Das hat dem Gegner in die Hände gespielt, das darf nicht passieren. Es war ein Freistoss, dem allerdings gar kein Foul vorausging. Natürlich war das schlecht verteidigt, das darf man uns ankreiden. Aber ich finde es gefährlich, wenn wir uns nach einem 3:1 gegen Aarau anfangen, selbst zu zerfleischen, wenn man zu negativ gegenüber uns und unserem Fussball ist. Wir bieten vielleicht nicht das Spektakel, das noch vor fünf, sechs Jahren geboten wurde. Das sieht der Zuschauer, und das finden wir auch nicht toll. Aber wir kämpfen, wir versuchen immer unsere Leistung zu bringen, das kann man uns nicht vorwerfen. Deswegen finde ich es gefährlich, an einem 3:1 gegen Aarau zu sehr zu mäkeln.



Journalistenmeinung hin oder her – es ist ja kaum wegzudiskutieren, dass das Spiel des FCB sehr fehlerhaft war.
Ich will es ja auch nicht schönreden. Wir haben Phasen gehabt, wo wir zu ungenau waren, wo wir zu viele Fehlpässe hatten. Glauben Sie mir, das analysieren wir schon. Wir sagen nicht: 3:1 gewonnen, alles super gewesen. Wir waren in der ersten Halbzeit nicht gut, das geben wir zu, aber wir haben Charakter bewiesen, haben Geduld gehabt, um noch drei Punkte heimzubringen. Das ist eine Leistung, die man anerkennen sollte. Aber es ist uns schon bewusst, dass gewisse Sachen nicht gut waren. So selbstkritisch sind wir schon.



Welche Rolle spielte es, dass die Mannschaft von Woche zu Woche aufgrund von Verletzungen, Krankheit oder Sperren umgestellt werden muss? Ist das eine Ursache für fehlende Automatismen?
Das ist nicht optimal. Man darf es nicht unterschätzen, wenn ein Spieler reinkommt, der den 90-Minuten-Rhythmus nicht gewohnt ist. Aber wir müssen als Mannschaft so funktionieren, dass wir Ausfälle kompensieren können. Das ist auch nicht das Problem: Wir waren ein bisschen überrascht, dass die Aarauer so tief standen. Das gab es im Joggeli schon lang nicht mehr.



Von den Zuschauern gab es zur Halbzeit gellende Pfiffe. Haben Sie dafür Verständnis?
Das begreife ich schon. Es sind unsere Kunden, die erwarten etwas. Aber ob einer pfeift, muss jeder selbst für sich entscheiden. Als ich als kleiner Junge im Joggeli war, habe ich, wenn der FCB in Rückstand lag, immer bis zur letzten Minute gehofft.



Nach der Pause haben Sie plötzlich als Innenverteidiger gespielt. Waren Sie auf diese Umstellung vorbereitet?
Es war ungewohnt. Ich war überrascht, dass der Trainer zu diesem Mittel greift. Aber ich muss hinterher sagen, dass es gut war: Ich konnte das Spiel von hinten besser leiten. Das war auch die Idee des Trainers: Er hat gesagt, der Spielmacher ist heute ein Innenverteidiger, weil Aarau so tief gestanden ist. In der zweiten Halbzeit haben wir es mit Ballbesitz und Seitenwechseln relativ gut geschafft, den Gegner zum Laufen zu bringen und Räume zu finden, die dann auch zu den Toren geführt haben.



Es dauerte lange, bis es dann zur Ausgleichschance kam. Was geht einem in einem so entscheidenden Moment am Elfmeterpunkt durch den Kopf?
Ich versuche, mich zu konzentrieren und auf den Schuss zu fokussieren. Ich denke da nicht an Konsequenzen – das blende ich aus.



Nächsten Samstag, im Tourbillon von Sion, dürfte es für den FCB kaum einfacher werden.

Da haben wir in der Vergangenheit immer Mühe gehabt. Und es wird wahrscheinlich wieder ein Spiel wie in Luzern: Auf einem schwierigen Platz wird es keinen Schönheitspreis zu gewinnen geben. Wenn wir es seriös und sachlich runterspielen können, dann haben wir eine Chance, zu gewinnen. Wenn man Meister werden will, muss man auch in Sion punkten


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy