Überragender Yann Sommer hält für den FCB die Playoff-Qualifikation fest

Der FC Basel 1893 spielte am Mittwoch, 8. August 2012 zuhause gegen den Molde FK 1:1 (0:1) unentschieden und zog damit mit dem Gesamt-Skore von 2:1 in die Playoffs ein, in die letzte Runde der Champions-League-Qualifikation. In einer zähen ersten Halbzeit gerieten die Basler 0:1 in Rückstand (32., Berget), ehe sie im zweiten Durchgang massiv aufdrehten und in der 75. Minute durch David Degen ausgleichen konnten. Nervenaufreibende Szene dann in der Nachspielzeit: Yann Sommer parierte einen Foulpenalty, der bei erfolgreichem Versuch wohl das Aus für den FCB bedeutet hätte.
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Da sieht man einmal, wie dünn die Luft auf internationalem Niveau sein kann. Ein 1:0-Sieg vor einer Woche in Molde reichte dem FC Basel 1893 nicht, um das Rückspiel in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League ruhigen Blutes nach Hause zu fahren. Es reichte bei Weitem nicht – allerdings hatte das FCB-seitig auch niemand erwartet. Nein, die Basler Spieler, Trainer und Betreuer sowie die 18‘567 Zuschauer im St. Jakob-Park mussten in dieser Partie gegen den Molde FK zuerst eine hoch dramatische Schlussphase inklusive nervenaufreibende Nachspielzeit überstehen, ehe sie sich über die Qualifikation für die Champions-League-Playoffs freuen durften.

Und die Dramatik ging so: Plötzlich pfeift der Schiedsrichter beim Stand von 1:1 zum grossen Basler Entsetzen in der 91. Minute einen Foulpenalty für die Norweger. FCB-Innenverteidiger Gastón Sauro bringt im Strafraumgewühl bei einem Freistoss für Molde einen gegnerischen Spieler zu Fall – eine Aktion, die der Unparteiische als elfmeterwürdig taxiert und sofort entschlossen auf den Punkt zeigt. Das Worst-case-Szenario droht wahr zu werden: Denn trifft Moldes Magne Hoseth, der zum Penalty anläuft, steht es Sekunden vor dem Abpfiff 2:1 für den norwegischen Meister. Verändert sich dieses Resultat in den wenigen Augenblicken bis zum Schlusspfiff nicht mehr, scheidet der FCB aus der Champions-League-Qualifikation aus und spielt im Playoff der Europa League weiter.

Unglaublich aber wahr: Sommer hält!

Aber der FCB hat zum Glück Yann Sommer im Tor. Unglaublich aber wahr: Der Basler Keeper hat die Coolness, Hoseths anvisierte Ecke zu antizipieren und dessen Versuch sensationell zu parieren. Was diese Parade des Ausnahmekönners zwischen den Pfosten des FC Basel wert war, daran wird man unter Umständen im Verlauf des bevorstehenden Herbstes noch ein paar Mal zurückdenken. Jedenfalls bleibt es gegen Molde nach einer emotionalen Tal- und Bergfahrt bei diesem 1:1 – und der FCB ist eine Runde weiter. „Solche Dramatik erlebt man zum Glück nicht alle Tage“, sagte FCB-Trainer Heiko Vogel nach der Partie, als er mindestens zweimal tief durchgeatmet hatte. „Aber in solchen Momenten wird einem wieder klar, weshalb sich Trainer, Spieler und Zuschauer diesem tollen Sport widmen – das war Adrenalin pur.“

Weniger Anlass zur Freude hatte die erste Halbzeit für Heiko Vogel geboten. Während der FCB nicht richtig in die Gänge kam, spielten die Gäste frech und zielstrebig nach vorne und kamen auch bald zu vielversprechenden Gelegenheiten. In der 10. und 15. Minute scheiterte Stürmer Mattias Moström nach schönem Durchspiel zweimal aus höchst aussichtsreicher Position – beim ersten Versuch rettete Yann Sommer mit einem hervorragenden Reflex. Die beste FCB-Chance des ersten Durchgangs hatte David Degen nach einer knappen halben Stunde, als er nach einem sehr guten langen Ball von Gilles Yapi mit links knapp verzog. Irgendwie kam es dann nicht völlig überraschend, dass Molde in der 32. Minute in Führung ging: Sommer konnte Magne Simonsens Schuss nicht festhalten und Jo Inge Berget staubte zum 1:0 ab.

Vogels klare Ansage in der Pause

„Die Leistung in der ersten Halbzeit war absolut nicht zufriedenstellend“, sagte Heiko Vogel nach dem Spiel rückblickend. „Es hat mir das letzte Engagement gefehlt, und das kann man sich auf diesem Niveau einfach nicht erlauben. Wir haben uns das Leben unnötig schwer gemacht, indem wir dem Gegner zu viele Chancen gewährten“, so der FCB-Trainer. Er habe dies seiner Mannschaft in der Pause in aller Deutlichkeit mitgeteilt – und das nützte! Nach dem Seitenwechsel waren die Basler gegen die physisch sehr präsenten Norweger sofort klar spielbestimmend. Nun lief der Ball gut durch die Reihen des Heimteams, es entwickelte jetzt viel Zug nach vorne und kam zu guten Chancen. Bei gut durchdachten und sehenswerten Spielzügen scheiterten aber Stocker (52.), Degen (63./65.), Diaz (69.) und Streller (71.) allesamt aus guten Positionen.

Eine Viertelstunde vor Schluss wurde es besonders laut im St. Jakob-Park, als Mohamed Salah eingewechselt wurde und damit sein Pflichtspiel-Debüt für den FCB gab. Nur eine Minute später – damit hatte Salah allerdings noch nicht viel zu tun – gelang dem FCB der so wichtige Ausgleich: Ein weiterer schöner Spielzug führte über Markus Steinhöfer, der von rechts her eine gute Flanke in die Mitte schlug sowie über Marco Streller, dessen Kopfballvorlage der in dieser Phase sehr druckvoll agierende David Degen souverän zum 1:1 verwertete. Danach liess Olympia-Rückkehrer Salah mehrmals sein grosses Talent und vor allem seine brandgefährliche Schnelligkeit aufblitzen – zweimal schrammte er sogar nach guter Vorarbeit von Marcelo Diaz haarscharf an seinem ersten Torerfolg vorbei. Es war dies ein erstes (aber deutliches) Versprechen des Ägypters für die kommenden Spiele mit dem FCB.

Sauros Rettungstat kurz vor Schluss

Das 1:1 war zwar enorm wichtig, allerdings auch tückisch. Denn die Basler mussten nach wie vor hellwach bleiben und um jeden Preis einen zweiten Gegentreffer verhindern. Und das tat Innenverteidiger Gastón Sauro in der 86. Minute, indem er in allerletzter Sekunde den Ball vor Daniel Chima Chukwu weggrätschte, als dieser gerade alleine auf Sommer losziehen wollte. Es war dies die erste Szene der eingangs beschriebenen, dramatischen Schlussphase…

Molde-Trainer Ole Gunnar Solskjaer zeigte sich nach dem Spiel „stolz auf meine Mannschaft, dass wir bei einem solch guten Team beinahe die Sensation geschafft hätten. Viel knapper als wir kann man wohl nicht ausscheiden, doch in den letzten 25 Minuten hatten wir nicht mehr genügend Energie.“ Zum verschossenen Penalty sagte Solskjaer: „Es sind kleine Details, die in einer solchen Situation darüber entscheiden ob mein Spieler der Held ist oder Yann Sommer. Er wird den nächsten Elfmeter wieder schiessen, auch wenn er nicht will…“ Heiko Vogel sagte dann noch, dass die zweite Halbzeit im Gegensatz zur ersten „sehr positiv gewesen ist. Und die Emotionen, die wir an diesem Abend gemeinsam erlebt haben, waren auf jeden Fall teambildend.“

Weiter geht es für den FCB am kommenden Sonntag mit dem Heimspiel gegen den FC Thun (16.00 Uhr, St. Jakob-Park). Vorher noch findet am Freitag, 10. August 2012 in Nyon die Auslosung für die Playoffs der Champions League statt, die letzte Hürde auf dem angestrebten Weg in die Gruppenphase. Und es ist auf diesem Niveau natürlich keineswegs auszuschliessen, dass der FC Basel 1893 in der nächsten Runde nochmals teambildende Emotionen erleben wird…

Das Telegramm:

FC Basel 1893–Molde FK 1:1 (0:1)
St. Jakob-Park. – 18‘567 Zuschauer. – SR Vladislav Bezborodov (Russland).
Tore: 32. Berget 0:1. 75. David Degen 1:1 (Streller).

FC Basel: Sommer; Steinhöfer, Sauro, Dragovic, Park; Cabral; David Degen (88. Fabian Frei), Yapi (74. Salah), Diaz, Stocker (83. Zoua); Streller.

Molde FK: Pettersen; Vatshaug, Hovland (26. Simonsen), Forren, Rindaroy (57. Hoseth); Hestad; Linnes, Eikrem (70. Stamneststöm), Moström, Chukwu; Berget.

Bemerkungen: FCB ohne Alex Frei, Philipp Degen, Ajeti (alle verletzt). Molde ohne Angan (gesperrt) und Hussain (nicht qualifiziert). – Verwarnungen: 91. Sauro (Foul). 92. Dragovic (Unsportlichkeit). 92. David Degen. – 92. Yann Sommer hält Foulpenalty von Hoseth.

fcb.ch


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