Der FCB schafft das Unfassbare

Das Wunder ist vollbracht: Der FC Basel 1893 gewann am Mittwoch, 7. Dezember 2011, sein Champions-League-Heimspiel gegen das grosse Manchester United mit 2:1 (1:0) und steht als erste Schweizer Mannschaft im Achtelfinal der europäischen Königsklasse (Auslosung am Freitag, 16. Dezember 2011)! Die Treffer für die Basler, die gegen den englischen Rekordmeister eine in allen Belangen herausragende Leistung boten, erzielten Marco Streller (9.) und Alex Frei (84.). Was für eine Basler Fussballnacht, das Champions-League-Märchen geht weiter.
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Eine Stadt ist komplett aus dem Häuschen. Ein weiterer unglaublicher Auftritt der ersten Mannschaft des FC Basel 1893 hat am Mittwochabend dafür gesorgt, dass 36‘000 Zuschauer im ausverkauften St. Jakob-Park phasenweise ihren Augen nicht trauten. Der Schweizer Meister besiegte Manchester United, einen der grössten und bedeutendsten Clubs der Welt, mit 2:1 und qualifizierte sich damit erstmals für die Achtelfinals der Champions League, als erstes Schweizer Fussballteam überhaupt. Nach 93 unglaublich emotionalen, aufwendigen, kampfbetonten und letztlich glückseligen Minuten standen die Spieler, Trainer und der gesamte Staff auf dem „Joggeli“-Rasen und feierten ihren bisher grössten Erfolg.

„Ich bin enorm stolz auf die Mannschaft“, sagte ein tief zufriedener FCB-Trainer Heiko Vogel. „Das war eine ausserordentliche Leistung in taktischer, mentaler und physischer Hinsicht. Es war meiner Meinung nach im Grossen und Ganzen ein verdienter Sieg, weil das Team wahnsinnig viel investiert hat“, so Vogel. Dieser Erfolg über den englischen Rekordmeister sei durchaus als Sensation zu bezeichnen, fand der FCB-Trainer. „Denn es ist nichts Alltägliches, dass man Manchester United schlägt – und dann noch auf diese Art und Weise.“ Vogels Antipode, Sir Alex Ferguson, war natürlich entsprechend enttäuscht: „Wir hatten sehr viel Ballbesitz und diverse Torchancen – wenn man die nicht nutzt, dann verliert man eben.“ Sein Team habe grosse Mühe damit bekundet, so früh in Rückstand geraten zu sein, „und danach konnten wir leider nicht mehr genügend zwingend reagieren“, so Ferguson.

Streller wieder mit einem herrlichen Volley

Nötig für diesen Wahnsinns-Exploit des Schweizer Meisters war eine kämpferische Leistung sondergleichen. Bereits in der 9. Minute traf Marco Streller auf herrliche Art und Weise – mit der ersten wirklichen FCB-Chance des Spiels – zum 1:0 für die Basler, dass der St. Jakob-Park ein erstes Mal bebte. Der FCB-Captain verwertete einen Ball aus rund zehn Metern volley und technisch perfekt, nachdem Xherdan Shaqiri von der linken Seite scharf zur Mitte geflankt hatte und Manchester-Torhüter David de Gea nur ungenügend in die Mitte befreien konnte. Was für ein Auftakt in diese grossartige Affiche im Basler Fussballtempel! Dieser Verlauf bedeutete allerdings auch, dass die Gäste aus England noch nun noch deutlicher spürten, dass ihnen das Wasser bis zum Hals stand – und dies nicht etwa wegen des Regens, denn pünktlich zum Anpfiff hatte der Himmel freundlicherweise seine Schleusen geschlossen.

Jedenfalls war Manchester zwar schon von Beginn weg sehr druckvoll sowie zweikampf- und spielstark aufgetreten – doch nach dem frühen Rückstand wurde das Spiel der Engländer gar noch ein bisschen wuchtiger. Der FCB versuchte nach wie vor den Ball zu halten und selbst Einfluss auf die Partie zu nehmen. Und er machte dabei, gemessen am Format des Gegners, auch einen sehr ordentlichen Job. Doch wenn das starke Pressing der Engländer griff, was es zum Leidwesen der Basler regelmässig tat, fiel es der Mannschaft von Trainer Heiko Vogel selbstredend ziemlich schwer, offensiv zwingende Akzente zu setzen. Anders die Gäste: In der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit kamen Ji-Sung Park (30.), Wayne Rooney nach einem Zuckerpass von Altmeister Ryan Giggs (35.), Nani (36.) und Ashley Young (40.) zu guten Gelegenheiten. Jedes Mal war aber entweder ein Basler Verteidiger, oder dann schliesslich Yann Sommer im letzten Moment noch dazwischen.

Markus Steinhöfers Schrecksekunde

Nach der Pause hatte dann der FC Basel wieder ein paar gute Aktionen zu verzeichnen. Xherdan Shaqiris gefühlvoller Schuss von der Strafraumgrenze flog knapp am Ziel vorbei (52.). Und Alex Frei sah kurze Zeit später seinen gut getretenen Freistoss von De Gea gerade noch aus dem Winkel gekratzt. Danach mussten die Basler auch noch die Hilfe der Glücksgöttin in Anspruch nehmen, als Verteidiger Markus Steinhöfer in der 60. Minute eine Nani-Flanke befreien wollte – und dabei die Querlatte des FCB-Tors traf… Spätestens ab diesem Zeitpunkt erhöhten die Gäste die Kadenz wieder merklich, so dass die Basler Zuschauer, die ihr Team fantastisch unterstützten, wohl das eine oder andere Mal leer schluckten und eine schier unerträgliche Schlussphase erlebten.

Doch anstatt dem Dämpfer – der Ausgleich hätte die nun plötzlich sehr realistischen Achtelfinal-Träume des FCB zunichte gemacht – erlebte Fussball-Basel die ganz grosse Erlösung. In der 84. Minute schlug (wieder) Shaqiri von der rechten Seite eine Flanke in die Mitte, die länger und länger wurde und am entfernten Pfosten zu Alex Frei gelangte. Und der FCB-Topskorer drückte den Ball mit dem Kopf zu seinem fünften Champions-League-Treffer über die Linie – es stand 2:0, und niemanden mehr hielt es auf seinem Sitz. Nur Mario Gomez (Bayern München) und Lionel Messi (FC Barcelona) haben in dieser Gruppenphase sechs Treffer und damit einen mehr als Alex Frei erzielt…. Auch eine schöne Statistik an diesem denkwürdigen Abend. Denn obschon Uniteds Phil Jones in der 89. Minute noch den Anschlusstreffer erzielte, hatte das Basler Bibbern bald ein Ende. Und der Rest war Feiern.

Das Telegramm:

FC Basel–Manchester United 2:1 (1:0)
St. Jakob-Park. – 36‘000 Zuschauer (ausverkauft). – SR Björn Kuipers (Holland).
Tore: 9. Streller 1:0 (Shaqiri). 84. Alex Frei 2:0 (Shaqiri). 89. Jones 2:1.

FC Basel: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park; Shaqiri (91. Stocker), Granit Xhaka (83. Chipperfield), Cabral, Fabian Frei; Streller, Alex Frei (88. Kusunga).

Manchester United: De Gea; Smalling, Vidic (43. Evans), Ferdinand, Evra; Park (82. Macheda), Giggs, Jones, Young (64. Welbeck); Nani; Rooney.

Bemerkungen: FCB ohne Huggel, Voser, Yapi, T. Xhaka (alle verletzt), Andrist, Degen (nicht spielberechtigt). Manchester United ohne Carrick (gesperrt), Anderson, Berbatov, Cleverley, Hernandez, Owen (alle verletzt). – Verwarnungen: 28. G. Xhaka (Foul). 47. (1. HZ) Young (Foul).

fcb.ch


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy