Der FCB strebt den grossen Coup an

Der FC Basel 1893 steht vor dem grössten Spiel dieses Jahres: Am Mittwoch, 7. Dezember 2011, empfängt der Schweizer Meister Manchester United zum sechsten und letzten Gruppenspiel der Champions League 2011/12. Die Mannschaft von Trainer Heiko Vogel könnte sich mit einem Sieg gegen die Engländer und dem damit verbundenen Einzug in die Achtelfinals der Königsklasse für eine hervorragende internationale Kampagne belohnen, die sie bisher gespielt hat. Manchester United, das in diesem Fall in der Gruppenphase ausscheiden würde, hat verständlicherweise andere Pläne.
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Es sind diese Momente, die der Basler Fussballfan besonders liebt. Ein paar Stunden dauert es nur noch, ehe im St. Jakob-Park der nächste grosse Fussballabend beginnen kann. Manchester United, eine der weltbesten Mannschaften, ist zu Gast beim FC Basel 1893. Das Stadion ist längst ausverkauft; 36‘000 Zuschauer werden am Mittwochabend zugegen sein, wenn die unverwechselbare Hymne der Champions League aus den Lautsprechern des „Joggeli“ klingt. Doch bereits jetzt hat man das Gefühl – ähnlich wie letztmals vor dem finalen und titelbringenden Meisterschaftsspiel gegen Luzern im Mai 2011 –, dass die Atmosphäre rund um den St. Jakob-Park elektrisiert ist.

Denn auf dem Spiel steht die erstmalige Qualifikation eines Schweizer Clubs für die K.O.-Phase der Champions League. „Ich glaube nicht nur die Stadt Basel, sondern die ganze Fussball-Schweiz freut sich auf dieses Spiel“, sagte Heiko Vogel am Dienstagabend im „ausverkauften“ Mediencenter des St. Jakob-Parks. Rekordverdächtig viele Schweizer und englische Journalisten waren gekommen, um an den Medienkonferenzen der beiden Teams die letzten Infos vor dem grossen Spiel zu ergattern. „Wir können nun ein sehr ereignis- und erfolgreiches Fussballjahr ganz toll abschliessen“, so der FCB-Trainer. „Ich hoffe und ich wünsche mir, dass uns am Mittwochabend der grosse Coup gelingen wird.“ Bis gestern Abend sah es bedauerlicherweise danach aus, als müsse Vogels Team dieses Unterfangen ohne Benjamin Huggel in Angriff nehmen. Die Wadenschmerzen des Routiniers sind trotz intensiver Pflege noch nicht ganz abgeklungen.

Gelassenheit und Anspannung

Natürlich sei ihm und seiner Mannschaft bewusst, welch hartes Stück Arbeit ihnen gegen den englischen Rekordmeister bevorstehe, um die Sensation zu schaffen, fuhr Vogel fort: „Manchester United ist einer der besten Clubs der Welt und hat unglaublich viel erreicht – das spricht Bände.“ Unterstrichen wird diese Einschätzung im konkreten Fall noch durch die Tatsache, dass die Engländer in ihren letzten acht Auswärtsspielen in der Champions League ungeschlagen blieben. Trotzdem sagt Heiko Vogel: „Wir sind perfekt vorbereitet, es herrscht bei uns im Hinblick auf dieses Spiel eine gute Mischung zwischen einer notwendigen Gelassenheit und einer angenehmen Anspannung.“

Diese Anspannung macht es wohl aus, dass Captain Marco Streller der Meinung ist, „dass dieses Spiel von mir aus jetzt endlich beginnen kann“. Es sei zuletzt so viel darüber gesprochen worden, die Vorfreude und der Tatendrang seien riesig. „Ich sage es nochmals ganz deutlich: Für uns muss realistischerweise wirklich alles perfekt passen, damit wir dieses Wunder – und ich verwende dieses Wort bewusst – schaffen können.“ Nach dem fantastischen 3:3 in Manchester Ende September werde der FCB vom Gegner sicher nicht mehr unterschätzt, deshalb werde es wohl noch schwieriger als im Old Trafford. „Aber man muss auch sehen: Erstens können wir jetzt schon stolz darauf sein, acht Punkte gewonnen zu haben“, so Streller. „Zweitens muss Manchester gewinnen – und wir dürfen. Das könnte vielleicht eine kleine Chance für uns sein.“

Schon einmal nahe dran

Der FCB besass schon einmal die Möglichkeit, am letzten Spieltag einer Gruppenphase noch den Sprung in die K.O.-Phase zu schaffen: Es war in der Zwischenrunde der Champions League 2002/2003. Die Basler hatten sich in der ersten Phase dank mehrerer „magischer Nächte“ in ihrer Vierergruppe gemeinsam mit Valencia für die nächste Runde qualifiziert und Liverpool sowie Spartak Moskau hinter sich gelassen. Am letzten Spieltag der darauffolgenden Zwischenrunde trat der FCB im März 2003 zu Hause gegen Juventus Turin an. Er hätte die Italiener mit 4:0 bezwingen müssen und war zudem darauf angewiesen, dass La Coruna im anderen Gruppenspiel gegen Manchester United nicht gewinnt. Weder das eine noch das andere traf ein – der FCB siegte zwar 2:1, schied aber aus.

Am Mittwochabend ist die Ausgangslage „einfacher“ – jedenfalls was die Kalkulation anbelangt: Gewinnt der FC Basel 1893 gegen Manchester United, steht zum ersten Mal ein Schweizer Team in den Achtelfinals der Champions League. Für die Engländer wäre dieser Ausgang eine mittlere Katastrophe, erst zweimal – 1994/1995 und 2005/2006 – sind sie in bisher 16 Champions-League-Saisons nicht über die Gruppenphase hinaus gekommen. „Meine Spieler waren in den letzten Jahren immer wieder in grossen, wichtigen Partien auf allen Ebenen involviert“, sagte Manchester-Trainer Sir Alex Ferguson an der Medienkonferenz ruhigen Blutes. „Sie sind es gewohnt, solche Spiele für sich zu entscheiden.“

Starke Bilanz von Manchester United

Im ersten Aufeinandertreffen von Manchester United und dem FC Basel sei seine Mannschaft „etwas zu gelassen und nachlässig“ gewesen, deshalb sei nach dem 2:0-Vorsprung am Ende noch ein 3:3 möglich geworden. „Wir sind auswärts in der Champions League schon lange nicht mehr bezwungen worden“, ergänzte Ferguson, dessen Team zuletzt in der Premier League zum fünften Mal hintereinander ungeschlagen blieb und den zweiten Rang belegt. „Diese positiven Erfahrungen werden uns am Mittwochabend helfen.“ Aber auch der Trainer, der bereits seit über 25 Jahren im Old Trafford im Einsatz steht, weiss wohl um die nicht ganz ungefährliche Ausgangslage für sein Team: „Ich war schon ein paar Mal im St. Jakob-Park, und jedes Mal herrschte hier eine fantastische Atmosphäre. Die Zuschauer werden auf jeden Fall ein Vorteil sein für den FC Basel.“

Mal schauen, wie weit das reicht.

fcb.ch


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy