«Ich werde mit dem FC Basel viel erreichen»


Der neue FC Basel-Trainer Thorsten Fink will alte Spieler trotz Verträgen freistellen und für Zuzüge auch seine Kontakte zum FC Bayern nützen.

Thorsten Fink, am Dienstag wurden Sie als neuer Trainer des FC Basel vorgestellt. Was für neue Spieler braucht die Mannschaft?

Wir haben bisher fast jeden Tag über Spieler gesprochen und uns gefragt, wer zuletzt Leistung gebracht hat und wer das Feuer hat, das wir brauchen, um etwas zu erreichen. Und wir haben uns gefragt: Wo haben wir Probleme? Marque (der Innenverteidiger) ist verletzt, Derdiyok (der Stürmer) ist weg, da haben wir Handlungsbedarf. Am nächsten Montag führen wir abschliessende Gespräche und entscheiden, welche Spieler wir abgeben wollen und welche nicht. Ich möchte auch selbst einige Spieler in Einzelgesprächen kennen lernen und erfahren: Brennen sie? Welchen Charakter haben sie? Wer ist teamfähig? Nur mit einem guten Teamgeist kommst du nach oben. Diese Erfahrung habe ich selbst in meiner Zeit als Aktiver gemacht.

Nicht viele Verträge beim FCB laufen aus. Müssen Sie zuerst alte Spieler abgeben, bevor Sie neue verpflichten können?

Der eine oder andere wird uns sicher verlassen müssen - ob er nun einen Vertrag hat oder nicht.

Sie haben gegenüber dem deutschen Fussballmagazin «Kicker» gesagt, dass Sie sich eine Nummer 10 wünschen.

Wenn wir mit zwei Spitzen spielen, so wie ich das auch angekündigt habe, möchte ich auch jemanden haben, der die Pässe vorne reinspielen kann. Wir brauchen dafür einen richtigen Zehner, das hat dem FC Basel zuletzt etwas gefehlt.

Sie haben während Ihrer Karriere als Spieler und als Assistenzcoach viele Trainer kennen gelernt. Von welchen möchten Sie etwas mitnehmen?

Man muss seinen eigenen Stil finden, kann aber von jedem etwas mitnehmen. Trapattoni war immer dabei, der wollte auch mit 70 noch alles mitmachen auf dem Platz. Da war schon Feuer, er war auch im taktischen Bereich sehr gut, das hat mir imponiert. Hitzfeld war ein absoluter Profi darin, wie er die Spieler anfasste und die Stärken aus der Mannschaft kitzelte. Er wusste, wie er mit den Medien umgehen musste und auch mit der Klubleitung des FC Bayern - das ist ja dort nicht so einfach.

Was wollen Sie in Basel anders machen als in Ingolstadt, Ihrer ersten Station als Cheftrainer einer Profimannschaft?

Bei Red Bull Salzburg hatte ich eine Drittliga-Mannschaft, aber das waren Profis, wir haben genau so trainiert wie hier. Mit Salzburg stieg ich auf, mit Ingolstadt auch. Doch ich möchte nicht viel über meine Erfolge sprechen und auch nicht über das halbe Jahr in Ingolstadt, das schlecht lief (und mit der Entlassung in diesem Frühling endete). Ich habe von den positiven und negativen Dingen gelernt, das nehme ich mit. Ich bin kein Trainer, der sagt: Ich kann alles. Ich bin ein junger Trainer, aber ich bin von mir überzeugt, und ich kann diesen Verein nach oben führen.

Wieso sind Sie ein guter Trainer?

Es ist immer eine Sache, über sich selbst zu reden. Was soll ich jetzt sagen? Ich bin ein toller Mensch (küsst sich auf die Arme und lacht). Ich weiss, wie das Geschäft läuft. Ich weiss, wie man ein Team nach oben bringt. Ich kann mit einer Mannschaft umgehen, kann die Leute begeistern und zu Höchstleistungen treiben. Jeder, der sich über mich erkundigt hat, weiss, dass ich gepflegten Fussball spielen lasse, dass ich taktisch etwas draufhabe. Also, ich werde mit dem FC Basel auch viel erreichen.

Sie sind in Dortmund im Ruhrgebiet aufgewachsen. Entsprechen Sie dem Klischee des Kämpfers aus dem Pott?

Mein Vater war im Stahlbau tätig, ich wurde in einer Zechensiedlung gross, ich komme aus einfachen Verhältnissen, da musste man sich durchsetzen. Dortmund ist eine Arbeiterstadt, ich bin keiner, der nur gestreichelt und gehätschelt wurde - und das prägt natürlich. Mir wurde auch als Fussballer nichts in die Wiege gelegt, ich musste mir alles erkämpfen. Ich habe mich auch beim FC Bayern durchgesetzt, weil ich keine Angst hatte. Ich habe mich durchgebissen, so bin ich als Typ. Wenn es irgendwo nicht so läuft, bin ich derjenige, der Vollgas gibt und sich dagegen auflehnt.

Und das erwarten Sie auch von Ihren Spielern.

Natürlich. Wenn es nicht läuft, brauche ich Leute, die den Karren aus dem Dreck ziehen.

Es gibt auch Spieler, die sich nicht durchbeissen können und in schwierigen Situationen Hilfe benötigen.

Dafür bin ich auch da.

Können Sie ihre Kontakte zum FC Bayern als Trainer des FC Basel ausnützen?

Ich habe gestern (am Donnerstag) noch mit Uli Hoeness geredet und ihn gefragt, ob wir nicht einen guten Kontakt unterhalten könnten. Ich denke nicht gerade an eine Kooperation, aber daran, dass wir eventuell auf Spieler zurückgreifen können, wenn die Bayern ausgezeichnete Nachwuchsspieler haben oder Profis, die bei ihnen gerade nicht zurechtkommen. Aber über konkrete Namen haben wir uns nicht unterhalten.


Tages-Anzeiger


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy