Frei und Streller treten mit sofortiger Wirkung als Nationalspieler zurück

Der knapp 32-jährige Alex Frei und der knapp 30-jährige Marco Streller vom FC Basel 1893 haben Nationalcoach Ottmar Hitzfeld nach dem EM-Qualifikations-Spiel Bulgarien–Schweiz vom 26. März 2011 (0:0) und nach einer angemessenen Bedenkzeit den sofortigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft angeboten. Nach ausführlichen Gesprächen, die am 31. März 2011 in konstruktiver und offener Atmosphäre stattfanden, und reiflicher Überlegung hat Hitzfeld das Rücktrittsangebot der beiden FCB-Stürmer angenommen.
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Mit ihrem Rücktrittsangebot haben Frei und Streller für sich die Konsequenzen aus den Entwicklungen der letzten Zeit gezogen. Die Aufgebote zu den Spielen der Nationalmannschaft, die Zeit der Nationalmannschaftszusammenzüge und die Länderspiele selbst sind für die beiden Spieler immer wieder und zunehmend von äusseren, für sie negativen Begleiterscheinungen geprägt und zuletzt gar beherrscht worden.

Zu starke Nebenwirkungen

Diese Nebenwirkungen sprengten zuletzt den beruflichen Rahmen deutlich, gingen weit über eine normale und zu akzeptierende Kritik hinaus und griffen auf teils krasse Weise in das Privatleben der beiden Fussballer und in jenes ihres persönlichen Umfeldes hinein. Deshalb sind sie zur Einsicht gelangt, dass es für sie in einer derartigen Atmosphäre nicht mehr möglich ist, ihr optimales Leistungsniveau zu erreichen und in den Spielen mit dem Nationalteam abzurufen. Diese Erkenntnis hat sie nun dazu bewogen, per sofort, also noch vor dem EURO-Qualifikationsspiel vom 4. Juni 2011 in England, aus dem Kader der Nationalmannschaft zurückzutreten.

Mit ihrem Rückzug wollen Frei und Streller im Hinblick auf den Weg weisenden Match im Londoner Wembley-Stadion und die weitere Zukunft die Voraussetzungen für einen Schweizer Angriff ohne lähmende Nebenwirkungen schaffen. Die Offensive des Nationalteams soll künftig unbelastet auftreten können und ohne die ablehnende Stimmung eines Teils der Anhänger, der öffentlichen und der veröffentlichten Meinung in Bezug auf die Nationalspieler Frei und Streller.

Diese erhoffen sich, dass mit ihrem Rückzug eine zuletzt permanent spürbare Unruhe wegfallen wird. Die Schweizer Nationalmannschaft soll wieder ohne eindeutige Reaktionen aus dem Publikum spielen können. Insbesondere soll auch die Fokussierung eines markanten Teils der medialen Berichterstattung – im direkten Zusammenhang mit Frei und Streller – auf negative Themen ein Ende haben.

Kein störendes «Abschiedsspiel»

Aus sportlicher Sicht bedauern Frei und Streller, dass sie sich zu diesem für sie unumgänglichen Schritt veranlasst sahen. Als Berufsfussballer wäre für sie ein Spiel mit der Schweizer Nationalmannschaft im Wembley sehr reizvoll gewesen. Doch vor allem Alex Frei will mit seinem Entscheid auch verhindern, dass diese Qualifikations-Partie auf unangebrachte und für die Mannschaft störende Weise zu einem Abschiedsspiel hochstilisiert wird. Deshalb haben beide Spieler im Gespräch mit Ottmar Hitzfeld auch deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie ihren Entscheid ausschliesslich aus menschlichen Gründen und im Interesse der Nationalmannschaft fällten, zumal sie sich bis anhin während rund eines Jahrzehnts stets loyal und mit grösstmöglichem Einsatz in den Dienst des Nationalteams gestellt hätten.

In der Tat bestritt Frei in exakt zehn Jahren zwischen dem 24. März 2001, als er bei einem 1:1 im damaligen Jugoslawien debütierte, und dem Spiel in Sofia vom 26. März 2011 nicht weniger als 84 A-Länderspiele absolviert, in denen er mit 42 erzielten Treffern zum aktuellen Schweizer Rekordtorschützen wurde. Zu diesen 84 Länderspielen gehörten die Teilnahme an je zwei EM- Endrunden und WM-Endrunden.

Marco Streller seinerseits brachte es zwischen 2003 und 2011 auf 37 Länderspiele mit 12 Toren und der Teilnahme an der WM 2006 in Deutschland. Weitere Länderspiel-Einsätze verpasste Streller aufgrund mehrerer Verletzungspausen, unter anderem auch im Sommer 2010, als er für die WM-Endrunde in Südafrika kurzfristig Forfait erklären musste.

Hitzfelds Summe der Gründe

Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld hat das Rücktrittsangebot der beiden Stürmer nach reiflicher Überlegung und dem Abwägen aller Argumente mit Verständnis akzeptiert, dies in erster Linie aus Respekt gegenüber den von den Spielern angebrachten persönlichen Argumenten, deren Dimension für die beiden Betroffenen er aus eigener Wahrnehmung sehr wohl nachvollziehen könne. Dazu habe er, Hitzfeld, in seiner langen Trainerkarriere die Erkenntnis gewonnen, dass der eigene ungebrochene Antrieb eines Sportlers, sein Selbstvertrauen und die Unterstützung der eigenen Anhängerschaft wichtige Kriterien für den sportlichen Erfolg einer Mannschaft seien. Die Summe dieser Gründe hat Hitzfeld bewogen, die Rücktrittsangebote von Alex Frei und Marco Streller anzunehmen.

Reaktionen und Kommentare (alle Zitate zur freien Verwendung)

Alex Frei: «Ich habe zehn Jahre lang eine gute Zeit in der Nationalmannschaft gehabt, dabei aber auch mit einigen Tiefschlägen fertig werden müssen. Teils habe ich diese selbst verursacht, teils musste ich sie aus nicht nachvollziehbaren Gründen einstecken. Ich kann aber mit gutem Gewissen sagen, dass ich immer versucht habe, mein Bestes zu geben. Aber jetzt ist es aus den Gründen, die ich Ottmar Hitzfeld erklärt habe, Zeit für einen Schnitt. Ich wünsche dem Nationalteam weiterhin nur das Beste und danke allen Fans, die hinter mir standen, auch jenen, die kritisch waren, aber die Grenzen der Fairness und des Anstands nicht überschritten haben.»

Marco Streller: «Mir war es vergönnt, mit Unterbrüchen acht Jahre lang Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft zu sein. Dabei habe ich viele gute Erlebnisse gehabt, aber auch einige negative Erfahrungen sammeln müssen. Mehr Länderspiel-Einsätze habe ich vor allem durch einige Verletzungen verpasst. Jetzt habe ich mich für den Rücktritt entschieden und bin dankbar, dass Ottmar Hitzfeld meine Argumente nachvollziehen kann. Den jungen Kollegen im Nationalteam wünsche ich für die Zukunft das Beste, vor allem auch, dass sie auch in schwierigen Momenten die Unterstützung der Fans haben.»

Ottmar Hitzfeld: «Ich bedaure diesen Doppel-Rücktritt aus sportlicher Sicht ausserordentlich. Von den rein menschlichen Gesichtspunkten her kann ich die Überlegungen, die dazu geführt haben, jedoch nachvollziehen. Alex Frei und Marco Streller haben nicht aus dem Affekt heraus entschieden, sondern sich diesen Schritt wohl überlegt. Darum habe ich mich entschieden, auf weitere Gespräche zwecks Umstimmung zu verzichten und den Fokus sofort auf die Zukunft zu richten. Wir haben ein Weg weisendes Spiel in England vor uns, das ich nun unter stark veränderten Voraussetzungen planen muss. Die Herausforderung ist gross, und ich werde alles daran setzen, dass das Schweizer Nationalteam bereit ist, diese anzunehmen und erfolgreich zu bewältigen. Ich danke Alex Frei und Marco Streller für ihren jederzeit tadellosen Einsatz im Nationalteam, für ihre Leistungen sowie ihre Beiträge zu den Erfolgen, die das A-Team und damit auch der Schweizer Fussball in den letzten Jahren erleben durfte. Ich wünsche beiden Spielern für den weiteren Verlauf ihrer Karriere alles Gute.»

Hinweis für die Redaktionen:

Der Schweizerische Fussballverband, der Nationaltrainer, der FC Basel 1893 und die beiden Spieler sind übereingekommen, ausserhalb dieser ausführlichen Medienmitteilung vorerst keine weiteren Stellungnahmen zum Nationalmannschafts-Rückzug von Alex Frei und Marco Streller abzugeben. Im vorliegenden Communiqué sind alle Argumente, Fakten und weiter führenden Erklärungen enthalten. Zudem stehen den Medien die angeführten Zitate frei zur Verfügung.

fcb.ch


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy