Knapper Sieg in verrücktem Spiel

Der FC Basel 1893 musste am Samstag, 26. November 2011, im Cup-Achtelfinal auswärts gegen den FC Wil eine Sonderschicht einlegen. Der hervorragend aufgelegte Challenge-League-Vierte machte dem Schweizer Meister das Leben höllisch schwer und die Basler konnten das Spiel erst in der Verlängerung mit 3:2 für sich entscheiden. Fabian Frei, Philipp Degen und Alex Frei erzielten die Tore für den FCB, dessen Torhüter Yann Sommer in der 59. Minute die rote Karte sah und der in der Verlängerung gar einem 1:2-Rückstand hinterherrennen musste. Jetzt stehen die Basler im Viertelfinal.
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Heiko Vogel hatte vor dem Cup-Achtelfinal gegen den FC Wil ein Spiel erwartet, das „ein hartes Stück Arbeit für uns“ werden würde. Der FCB-Trainer sollte damit so etwas von recht behalten! Die Gastgeber heizten dem Schweizer Meister von Beginn weg so richtig ein und drängten immer wieder frisch und frech in die Offensive. Zwar konnten die Basler bereits in der 8. Minute durch einen sehenswerten Kopfballtreffer von Fabian Frei in Führung gehen – Granit Xhaka hatte die schöne Flanke in den Strafraum geschlagen. Doch der schnelle Vorsprung desillusionierte die Wiler keineswegs, scheinbar fast im Gegenteil.

Mit wirklich guten Fussballern wie Sergio Bastida, Fabian Schär, Sandro Lombardi oder Ex-FCB-Nachwuchsspieler Sehar Fejzulahi bestückt, kam der FC Wil immer wieder gefährlich in die Nähe des Basler Tores. Goalie Yann Sommer musste mehrmals eingreifen, während sein Gegenüber Guillaume Faivre im ersten Durchgang nicht allzu viel zu tun hatte. Irgendwie kamen die Basler im Wiler Bergholz nicht so zwingend wie gewünscht in die Gefahrenzone des Gegners.

Colombas Penalty-Parade

So richtig Fahrt nahm die Partie dann in der zweiten Hälfte auf, jedoch zu Ungunsten des FCB. Yann Sommer unterband einen Angriff der Wiler energisch, in dem er den heranstürmenden Lombardi vom Ball trennte – Schiedsrichter Carrel taxierte Sommers Eingreifen als Notbremse, pfiff Penalty und stellte den FCB-Torhüter vom Platz. Granit Xhaka musste weichen, damit Massimo Colomba eingewechselt werden konnte. Und was machte der Basler Ersatz-Keeper als erstes? Er parierte den Penalty-Versuch von Wil-Stürmer Dzengis Cavusevic und damit blieb es beim zwischenzeitlichen 1:1.

Doch der Challenge-League-Club hielt den Druck aufrecht, gegen einen FCB, der weiterhin nicht richtig in die Gänge kommen wollte und nun zu zehnt auf dem Platz stand. Der Ausgleich für die Ostschweizer kam deshalb nicht unverdient – es war der wirblige Lombardi, der in der 84. Minute über die rechte Seite kam und mit einem platzierten Flachschuss in die entfernte Ecke zum 1:1 traf. Das Spiel musste vor 4400 Zuschauern und bei unangenehmer Kälte sowie bisweilen störendem Nebel in die Verlängerung. Und so, wie die Partie bis anhin gelaufen war, musste dies für den FCB nicht unbedingt etwas Gutes bedeuten…

Das grosse Aufbäumen des FCB

Tatsächlich: In der zweiten Hälfte der „Sonderschicht“ erhöhte Cavusevic sehr zur Freude des Heimpublikums auf 2:1 und die Wiler waren gegen den Schweizer Meister knapp zehn Minuten vor Schluss nahe an der Sensation. Doch es folgte die Phase des grossen Aufbäumens des Champions-League-Teilnehmers: Zunächst traf der eingewechselte Philipp Degen, der im Cup-Achtelfinal seinen ersten Pflichtspiel-Einsatz seit seiner Rückkehr zum FCB absolvierte, mit dem linken Fuss aus rund 15 Metern zum wichtigen Ausgleich. Und kurz vor Schluss verhinderte Alex Frei mit einem seinem Treffer zum 3:2 ein mögliches Penaltyschiessen und noch stärker strapazierte Nerven der Basler Delegation. Unschön waren die überhitzten Szenen kurz vor dem Abpfiff, als es aufgrund eines Gerangels noch einmal zwei rote Karten (Cavusevic und Kusunga) gab.

Natürlich hatte FCB-Trainer Heiko Vogel nicht alles gefallen, was er gesehen hatte. Trotzdem wollte er seiner Mannschaft vornehmlich lobende Worte aussprechen. „Es gibt immer Dinge zu verbessern“, sagte er. „Aber existenziell ist der grosse Wille und die Kampfkraft dieses Teams. Wenn man in der Verlängerung mit 1:2 in Rückstand gerät und dann das Spiel noch dreht, muss man schon ganz besondere Qualität haben.“ Grossen Respekt zollte der Basler Trainer aber auch dem Gastgeber: „Der FC Wil war der erwartet starke Gegner, der uns mental und physisch während 120 Minuten gefordert hat – Kompliment!“ Deswegen zeigte sich Heiko Vogel in erster Linie „sehr erleichtert“, dass dieser kalte Samstagabend doch noch ein gutes Ende für seinen FC Basel nahm.

Nun hat der FCB eine Woche Pause, ehe es am kommenden Samstag, 3. Dezember 2011, mit dem Heimspiel gegen den Tabellen-Zweiten FC Luzern weitergeht. Wieder steht den Baslern also ein kapitales Spiel bevor. Gegen die Zentralschweizer müssen die Basler auf Yann Sommer und Genséric Kusunga verzichten, die nach ihren Platzverweisen in Wil eine Sperre absitzen müssen.

Das Telegramm:

FC Wil–FC Basel 2:3 (0:1; 1:1) n. Verl.
Bergholz. – 4400 Zuschauer. – SR Damien Carrel.
Tore: 8. Fabian Frei 0:1 (Granit Xhaka). 84. Lombardi 1:1. 111. Cavusevic 2:1. 113. Philipp Degen 2:2. 117. Alex Frei 2:3.

FC Wil: Faivre; Lekaj, Schär, Jaggy, Diakité (73. Jahovic); Holenstein (66. Ngamukol), Schönenberger, Bastida, Lombardi (102. Bozic); Fejzulahi; Cavusevic.

FC Basel: Sommer; Steinhöfer (88. Degen), Kusunga, Kovac, Park; Fabian Frei, Cabral, Granit Xhaka (60. Colomba), Zoua (85. Shaqiri); Chipperfield, Alex Frei.

Bemerkungen: Wil ohne Cha (verletzt). FCB ohne Yapi, Stocker, Voser, Taulant Xhaka (alle verletzt), Huggel, Streller und Abraham (alle geschont). – Rote Karte: 59. Sommer (Notbremse). 120. Cavusevic (Tätlichkeit). 120. Kusunga (Tätlichkeit). – Verwarnungen: 56. Kovac (Foul). 76. Fejzulahi (Unsportlichkeit). 81. Schär (Foul). 105. Ngamukol (Foul). – 60. Colomba hält den Penalty von Cavusevic.

fcb.ch



FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy