Valentin Stocker schiesst den FC Basel zum 1:0-Triumph über Bayern München

Das Märchen geht weiter! Der FC Basel 1893 besiegt im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals den FC Bayern München sensationell mit 1:0 (0:0). Dies dank einer äusserst konzentrierten Leistung und einem hervorragenden Torhüter Yann Sommer, der mehrere hochkarätige Torgelegenheiten der Münchner bravourös zunichte machte. Und natürlich dank dem eingewechselten Valentin Stocker, der sein Team kurz vor dem Schlusspfiff auf Zuspiel von Jacques Zoua zum historischen Sieg schoss. Damit hat sich der FCB eine hervorragende Ausgangslage für das Rückspiel in München am 13. März 2012 geschaffen.
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Was ist schwieriger? Als FC Basel den FC Bayern München zu besiegen – oder hinterher, wenn dies tatsächlich vollbracht ist, die richtigen Worte dafür zu finden? Schwierig zu sagen… Aber einen Versuch ist es wert: Die Mannschaft von Trainer Heiko Vogel gewinnt also am Mittwochabend im ausverkauften St. Jakob-Park gegen den deutschen Rekordmeister mit 1:0 (0:0). Valentin Stocker wird in der 66. Minute eingewechselt, Jacques Zoua in der 83. Drei Minuten später zieht Zoua mit dem Ball unaufhaltsam von rechts her in die Mitte und spielt einen äusserst klugen Pass auf Stocker, der München-Keeper Manuel Neuer mit einem starken Schuss zwischen den Beinen erwischt. Ein Stich mitten hinein die bayrische Fussballseele, ein Schuss für die Basler Glückseligkeit.

Wie beim 2:2 gegen den BSC Young Boys vor knapp einer Woche war es also wieder Valentin Stocker, der kurz vor Schluss für den FC Basel traf. Diesmal brachte sein Tor aber einen fast unbeschreiblich bemerkenswerten Sieg über einen vermeintlich übermächtigen Gegner. Das mit der Übermacht hatten die Basler im St. Jakob-Park allerdings bereits am 7. Dezember 2011 ziemlich relativiert, als sie Manchester United sensationell mit 2:1 besiegten und damit überhaupt erst in den Achtelfinal gegen Bayern München einzogen. Mit den Deutschen hat das Team von Heiko Vogel in der Champions League nun zum zweiten Mal hintereinander einen absoluten Hochkaräter des europäischen Fussballs bezwungen – es sind dies Erfolge von historischer Bedeutung, welche die Reife, die Klasse und das hervorragende Funktionieren dieses Basler Kollektivs belegen.

Yann Sommers Glanzleistung

Die tolle Affiche am Mittwochabend hielt von Beginn weg, was sich die 36‘000 Zuschauer an Brisanz von ihr versprochen hatten. Allerdings musste der FCB zunächst zwei Grosschancen der Münchner überstehen – und konnte es dabei Torhüter Yann Sommer verdanken, der sein Team mit zwei Glanzparaden gegen Bayerns Franck Ribéry im Spiel hielt. Zuerst parierte er gegen den Franzosen aus nächster Nähe, als dieser sich nach einem Zuckerpass von Arjen Robben im Fünfmeterraum gegen David Abraham durchgesetzt hatte (3.). Und in der 12. Minute tauchte Ribéry über die linke Seite plötzlich alleine vor dem FCB-Torhüter auf, scheiterte aber erneut an Sommer, der zunächst lange stehen blieb und dann blitzschnell am Boden war, um den Ball ins Corner-Aus zu lenken.

Dann ging’s aber auf der anderen Seit los: Marco Streller erwischte Manuel Neuer beinahe mit einem gefühlvollen Heber (16.), ehe Aleksandar Dragovic in der gleichen Minute seinen Kopfball nach einer Flanke von Xherdan Shaqiri ebenfalls vom Bayern-Schlussmann pariert und an den Pfosten abgelenkt sah. Nur 180 Sekunden später wurde das Gehäuse des Bayern-Torhüters – sehr zur Verzweiflung des Basler Publikums – ein weiteres Mal auf seine Standfestigkeit geprüft, als Alex Frei den Ball nach einer perfekten Vorlage von Joo Ho Park mit dem linken Fuss an die Latte beförderte. Es waren noch keine 20 Minuten gespielt, und bereits war im „Joggeli“ genug Stoff für ein abendfüllendes Programm vorhanden.

Heiko Vogel: „Bin sehr, sehr stolz auf die Mannschaft“

Dafür passierte in der Folge in Sachen konkreten Torchancen nicht mehr besonders viel. Die Bayern blieben in der Vorwärtsbewegung zwar stets gefährlich, insbesondere wenn Ribéry seine Füsse im Spiel hatte. Aber bis am Schluss fanden sie gegen die sehr disziplinierten und selbst äusserst aktiven Basler schlicht keine konkrete und konstruktive Lösung, entsprechend kamen die Gäste auch kaum noch zu zwingenden Strafraumaktionen. Die Ausnahme bildete Mario Gomez‘ Chance in der 73. Minute, die aber von Yann Sommer erneut mit einer mirakulösen Reaktion entschärft wurde. FCB-Trainer Heiko Vogel brauchte später zur Beurteilung der Gesamtleistung seines Torhüter nur ein Wort: „Weltklasse!“

Auch sonst war der Basler Übungsleiter natürlich „sehr, sehr stolz auf das, was meine Mannschaft heute geleistet hat“. Sie hätten gewusst, dass die Bayern mit aller Wucht kommen würden – „wir konnten sehr gut dagegenhalten und selbst einige Nadelstiche setzen“. In der zweiten Halbzeit habe das Spiel seines Team im Ballbesitz besser geklappt als in der ersten, was er in der Pause von den Spielern auch gefordert hatte. „Und dann haben es die zwei Einwechselspieler Zoua und Stocker ganz fein gemacht, so dass wir am Ende verdient gewonnen haben“, freute sich Vogel. Bayern-Trainer Jupp Heynckes hingegen fand, dass „über die gesamten 90 Minuten gesehen ein Unentschieden wohl gerecht gewesen wäre“. Seine Mannschaft sei mit einer guten Einstellung die Partie gegangen, habe es aber verpasst, die Torchancen zu Beginn der Partie zu nutzen. „Und natürlich hat der FC Basel eine sehr gute Equipe, die in der Vorwärtsbewegung immer sehr gefährlich ist.“

Abgerechnet wird in knapp drei Wochen

Dramatisieren wollte Heynckes die Niederlage jedoch nicht. „Ich sehe das nicht ganz so aufgeregt wie viele in unserem Umfeld.“ Er habe sich in seiner langen Karriere im Europacup schon oft in solchen Situation befunden und wisse deshalb: „Abgerechnet wird nach dem Rückspiel, und der FC Bayern hat genügend Selbstvertrauen um zu wissen, dass wir diesen Rückstand noch drehen können.“ Tatsächlich hat der FC Basel mit dem 1:0-Sieg über die Münchner zwar in Fussball-Europa ein weiteres Mal schwer beeindruckt und verblüfft, doch gewonnen ist im Hinblick auf das Rückspiel am 13. März 2012 noch nichts. Allerdings trifft auch Heiko Vogel den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: „In unserem Heimspiel haben wir zu null gewonnen, was schon mal sehr gut ist. Und in dieser Champions-League-Kampagne haben wir in der Vergangenheit bewiesen, dass wir auch auswärts wissen, wo das Tor steht.“

Das Telegramm:

FC Basel–FC Bayern München 1:0 (0:0)
St. Jakob-Park. – 36‘000 Zuschauer (ausverkauft). – SR Nicola Rizzoli (Ita).
Tor: 86. Stocker 1:0 (Zoua).

FC Basel: Sommer; Steinhöfer, Abraham, Dragovic, Park; Shaqiri (83. Zoua), Huggel, Granit Xhaka, Fabian Frei (66. Stocker); Streller, Alex Frei (90. Cabral).

FC Bayern München: Neuer; Rafinha, Boateng, Badstuber, Lahm; Tymoshchuk, Alaba; Robben, Kroos (88. Olic), Ribéry (71. Müller); Gomez.

Bemerkungen: FCB ohne Chipperfield, Yapi, Voser (alle verletzt) und Kusunga (krank). Bayern ohne Schweinsteiger ,Van Buyten, Contento und Breno (alle verletzt). – Verwarnungen: 63. Abraham (Foul). 72. Müller (Foul). 82. Rafinha (Foul). – 16. Pfostentreffer nach Kopfball Dragovic. 19. Lattenschuss Alex Frei.

fcb.ch


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy