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Im Prinzip reicht es in diesen Tagen, wenn man «Porto» sagt. Mehr muss dem halbwegs fussballinteressierten Basler nicht erklärt werden, soll ihm gesagt werden, worum es geht. Es ist Champions League, es ist Achtelfinal, es ist Ausnahmesituation und damit ein früher, erster Höhepunkt des Kalenderjahres 2015. Morgen ab 20.45 Uhr empfängt der FC Basel im St.-Jakob-Park den FC Porto und will sich im Hinspiel dieser ersten K.-o.-Runde eine Ausgangslage schaffen, die ihm dann am 10. März in Portugal einen neuerlichen Coup auf höchster europäischer Ebene ermöglicht, ihn als erste Schweizer Mannschaft überhaupt in die Viertel­finals der Sternenliga bringt.

Es ist dies kein neues Unterfangen: Streng genommen durften sich die Basler schon zweimal auf dieser Stufe versuchen: In der Saison 2002/2003, in einem anderen Modus, mit zweiter Gruppenphase. Und vor drei Jahren, als sie in den Achtelfinals auf den FC Bayern München trafen. Beide Male erwies sich die Aufgabe als zu gross.

Präsenter ist dabei der Vergleich mit den Bayern im Februar und März 2012, als auf einen umjubelten 1:0-Heimsieg in München das Erwachen aus allen Träumen erfolgte, der FCB in der Allianz-­Arena mit 0:7 die bis heute höchste Europacup-Niederlage der Clubgeschichte kassierte. Die BaZ vergleicht die Vorzeichen vor jenem Messen mit den aktuellen Signalen, sagt, was gleich ist wie damals – und wo sich die Unterschiede finden.

Das ist gleich wie 2012

Der FC Basel ist souveräner Leader der Super League. Zweiter ist dabei der BSC Young Boys – aktuell acht Zähler zurück, damals sechs Punkte bei einem Basler Spiel weniger. Trotzdem ist Rotblau nicht mit Pauken und Trompeten in die Hinrunde gestartet – ein Sieg und ein Remis 2015, zwei Remis 2012. Auf dem Weg in die Achtelfinals haben die Basler in der Gruppenphase einen englischen Traditionsclub rausgeworfen (Liverpool aktuell, 2012 Manchester United). Sie haben dabei gegen diesen englischen Traditionsclub je vier Punkte geholt und ein Tor mehr erzielt als erhalten.

Marco Streller ist Captain und wird im Sturm spielen. Fabian Frei spielt im Mittelfeld, wenn auch auf anderer Position. Philipp Degen ist Rechtsverteidiger und wird wohl wieder auf der Bank sitzen. In der Innenverteidigung spielt ein Argentinier – und sein Nachname ist auch ein biblischer Vorname (Samuel, Abraham). Besonders um­schwärmt ist ein Teenager, der zwar in der Schweiz aufgewachsen ist, aber ausländische Wurzeln hat. Nur heisst dieser jetzt Breel Embolo und nicht mehr Xherdan Shaqiri. Der FC Basel hat einen ausländischen Trainer, der aus demselben Land stammt wie der Achtelfinalgegner. Der Torhüter Nummer 1 ist in der jeweiligen Saison bereits einmal wegen einer Notbremse vom Platz geflogen – Tomas Vaclik gerade eben, Yann Sommer im November 2011 im Cup gegen Wil. Der ausländische Trainer des FC Basel ist in der jeweiligen Saison bereits einmal wegen seines Verhaltens an der Seitenlinie auf die Tribüne verbannt worden. Und zwar jeweils im November: Paulo Sousa beim 3:0 gegen den FC Aarau, Heiko Vogel im Cup gegen Wil.

Das ist anders als 2012

Der FC Basel hat in der Meisterschaft mehr Tore erzielt (45), aber auch mehr Treffer erhalten (21) als 2012 (40:19). Er hat dafür in der Champions League weniger Tore erzielt (7) und weniger erhalten (8) als 2012 (11:10). Und er hat in der Champions-League-Kampagne mit sieben Zählern auch vier Punkte weniger geholt als 2011/2012.

Identisch hingegen ist die Punktezahl des jeweiligen Achtelfinal-Gegners: Sowohl der FC Porto, Ausgabe 2014/2015 als auch die Bayern von 2011/2012 haben ihre jeweilige Gruppe mit 13 Punkten gewonnen. Trotzdem gilt natürlich: Der FC Porto ist nicht der FC Bayern. Anders gesagt, die Portugiesen sind zwar ein grosser Club, der auch schon die Champions League gewonnen hat. Aber sie sind kein Gigant, wie es die Bayern waren und sind. Aktuell liegt Porto auf dem neunten Platz im Uefa-Ranking, in die Saison gingen sie als Nummer 10. Zum Vergleich: Die Bayern waren 2011/12 die Nummer 4 und lagen damit auf dem gleichen Platz wie vor jener Saison. Der FCB begann diese Saison auf dem 20. Platz, ist aktuell 17.

Obwohl sich das Durchschnittsalter des Kaders unwesentlich von damals unterscheidet, weisen die aktuellen Profis viel mehr Erfahrung auf. Allein Walter Samuel mit seinen offiziell 72 Champions-League-Einsätzen drückt den Schnitt massiv nach oben. Dahinter folgen Behrang Safari (36) und Marek Suchy (35), bevor mit Streller (34) und Frei (29) zwei Spieler kommen, die bereits 2012 dabei waren. Sie, Degen und Samuel, wissen inzwischen auch, was es heisst, in einem Achtelfinal der Sternenliga zu stehen. 2012 wusste das von den FCB-Spielern keiner.

Das Kader ist dabei nicht nur erfahrener, sondern auch internationaler geworden: So verdienen trotz der Abgänge von Marcelo Diaz, Geoffroy Serey Die und Giovanni Sio noch immer elf Profis ohne Schweizer Pass ihr Geld in Basel – 2012 waren es acht. Damals standen in der ersten Partie gegen die Bayern gar sieben Spieler in der Start­elf, die aus dem eigenen Nachwuchs stammten – sechs davon sind gar ganz oder teilweise in der Region aufgewachsen. Das wäre zwar auch dieses Mal möglich, aber nur wenn Paulo Sousa neben Streller, Xhaka und Frei auch noch vier Spieler aus dem Sextett Embolo, Degen, Arlind Ajeti, Albian Ajeti, Robin Huser und Pascal Albrecht für die Startelf nominiert.


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy