Eine unbelohnte Topleistung des FCB

Im ersten Champions-League-Heimspiel dieser Saison zeigte der FC Basel 1893 im mit 37‘500 Zuschauern ausverkauften St. Jakob-Park eine bärenstarke Leistung, unterlag aber dem FC Bayern München denkbar knapp mit 1:2 (1:0). Um den herrlichen Führungstreffer von Alex Frei (18.) auszugleichen waren die Bayern auf einen Foulpenalty angewiesen, den Bastian Schweinsteiger in der 56. Minute verwertete. Der gleiche Spieler traf kurz vor Schluss noch zum 2:1 für die Münchner (89.) – ein Unentschieden wäre allerdings gerecht gewesen.
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Es war der ganz grosse Abend des FC Basel – zumindest bis eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit. 1:1 zeigte die Resultattafel zu diesem Zeitpunkt an, und der FCB hatte gegen den FC Bayern München eine hervorragende Partie absolviert. Die Basler boten dem deutschen Rekordmeister Paroli, drängten ihn in der ersten Halbzeit gar ein ums andere Mal in die Defensive und kamen auch im zweiten Durchgang noch vereinzelt zu guten Gelegenheiten. Das Publikum im ausverkauften „Joggeli“ war begeistert und stellte sich bereits darauf ein, die FCB-Spieler mit lautstarkem und warmem Applaus in die Kabine zu verabschieden.

Doch dann trat Holger Badstuber in der 89. Minute einen verhängnisvollen Freistoss aus dem rechten Mittelfeld. Der Ball wurde länger und länger, bis er schliesslich am entfernten Pfosten von Bastian Schweinsteiger zum 2:1 für die Bayern verwertet wurde. Damit sicherte sich München den Sieg, der aufgrund des Spielverlaufs nicht zwingend als verdient bezeichnet werden kann. Zwar machten die Münchner in der zweiten Halbzeit gehörig Druck, doch auch in dieser intensiven Phase hielten die Basler immer wieder dagegen und suchten ihrerseits die Offensive. Ein Unentschieden hätte an diesem tollen Fussballabend durchaus Gerechtigkeit bedeutet.

Kein Wunder sagte FCB-Trainer Thorsten Fink nach der Partie: „Ich bin total enttäuscht, meine Mannschaft hat ein hervorragendes Fussballspiel gezeigt. Wir haben dem FC Bayern die Stirn geboten, brachten uns aber am Ende wegen einer Unachtsamkeit selber um den Lohn.“ Den grossen Applaus des Publikums gab es am Schluss verdientermassen trotzdem für die Basler Mannschaft, aber eben doch keine Punkte im zweiten Champions-League-Spiel. Finks Antipode Louis van Gaal seinerseits war selbstredend „sehr zufrieden, da es nicht einfach ist, in der Champions League auswärts zu gewinnen. Für Basel ist es natürlich bitter, dass wir das Siegtor in der letzten Minute machten.“

Herausragender Auftritt

In der Tat: Hätte der FCB aus diesem grossen Fussballspiel einen Punkt mitgenommen, wäre dies der Lohn für einen herausragenden Auftritt gewesen. „Wir waren offensiv eingestellt, gingen von Beginn weg voll drauf und wollten die Bayern früh stören“, resümierte Marco Streller nach der Partie. Der Stürmer war in der 18. Minute massgeblich an der Situation beteiligt, die den St. Jakob-Park ein erstes Mal gehörig zum Beben brachte: Ein Pass in die Spitze von Valentin Stocker, Streller behauptet den Ball gegen Badstuber, wartet einen Moment, spielt ihn dann rückwärts perfekt in den Lauf von Alex Frei – und der, ja der schlenzt die Kugel aus 14 Metern rechts an Bayern-Torhüter Jörg Butt vorbei, als gäbe es nichts Einfacheres auf der Welt. Ein Traumangriff, das perfekte Tor – 1:0 für den FC Basel gegen den FC Bayern München.

Dabei blieb es dann auch noch eine Weile. Die Basler waren aggressiv, sehr konzentriert in der Defensive, wo Beg Ferati neben David Abraham erneut eine sehr starke Figur abgab. Dahinter ein blendend aufgelegter Franco Costanzo, der alles hielt, was die Bayern-Offensiv anzubieten hatte und bis zu ihm durchkam. Auch die Aussenverteidiger erledigten ihre Aufgabe tadellos – es ist schwierig, Spieler hervorzuheben, es war schlichtweg eine ganz starke Mannschaftsleistung, die der FCB da zeigte. Trotzdem erwähnenswert ist, wie Xherdan Shaqiri einmal mehr wirbelte und zu Rushes ansetze, so dass es dem einen oder anderen Bayern-Spieler mitunter schwindlig werden konnte.

Kein Kinderspiel

In einer der ersten Strafraumaktionen der zweiten Halbzeit kam WM-Torschützenkönig Thomas Müller im Zweikampf mit Benjamin Huggel zu Fall – der Schiedsrichter pfiff einen Elfmeter, den Bastian Schweinsteiger souverän zum 1:1 verwandelte (56.). Der Bann war damit für die Bayern allerdings keineswegs gebrochen, auch wenn sie nun eindeutig konkreter und druckvoller auftraten. Aber der FCB hielt nach wie vor dagegen – was gegen eine Offensive mit Klose, Müller, Gomez und Olic nicht eben ein Kinderspiel war. Es gab weiterhin Chancen auf beiden Seiten, während sich dieses packende Fussballspiel langsam dem Ende zuneigte.

„Wie wir alle wissen, dauert ein Spiel mindestens 90 Minuten“, sagte Bayern-Trainer Van Gaal zur Schlussphase und Schweinsteigers entscheidendem Treffer zum 2:1 noch leicht süffisant. Natürlich hat er recht damit. „Wir waren in dieser letzten Szene leider nicht mehr hundert Prozent beim Mann“, befand Thorsten Fink. „Das ist schade, aber wir geben uns nach dieser Niederlage noch nicht geschlagen. Wir können Rom und auch Cluj bezwingen, wir streben immer noch den zweiten Platz an, und sehr realistisch ist sicher Rang 3.“

Gegen die Italiener tritt der FC Basel in der nächsten Champions-League-Partie am Dienstag, 19. Oktober 2010 auswärts an. Zunächst aber gilt es, nach dieser unbelohnten Topleistung den Fokus wieder auf die Meisterschaft zu richten: Am Sonntag, 3. Oktober 2010 empfängt der FCB den FC Sion im St. Jakob-Park.

Das Telegramm:

FC Basel 1893–FC Bayern München 1:2 (1:0)
St. Jakob-Park. – 37‘500 Zuschauer (ausverkauft). – SR Craig Thomson (Scho).
Tore: 18. Frei 1:0 (Streller). 56. Schweinsteiger (Foulpenalty) 1:1. 89. Schweinsteiger 1:2.

Basel: Costanzo; Inkoom, Abraham, Ferati, Safari; Shaqiri (80. Chipperfield), Huggel (87. Cabral), Yapi (91. Almerares), Stocker; Frei, Streller.

Bayern: Butt; Lahm, Van Buyten, Badstuber, Pranjic; Van Bommel, Schweinsteiger; H. Altintop (46. Gomez), Müller, Kroos (56. Olic); Klose (77. Tymoshchuk).

Bemerkungen: Basel ohne Zoua (verletzt) und Cagdas (krank). Bayern ohne Ribéry, Robben, Contento, Alaba, Sattelmaier (alle verletzt) sowie Breno (im Aufbautraining). – Verwarnungen: 29. Badstuber (Foul). 35. Kroos (Foul). 58. Pranjic (Reklamieren). 61. Schweinsteiger (Unsportlichkeit). 83. Streller (Foul).

fcb.ch


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy