Ganz knapper Sieg in Locarno – der FCB steht im Cup-Viertelfinal

Der FC Basel 1893 erreicht mit viel Mühe den Viertelfinal im Schweizer Cup, wo er am 27. Februar 2013 auswärts auf den Sieger der Begegnung FC Wohlen-FC Thun trifft. Erst in der 117. Minute, kurz vor Ablauf der Verlängerung, traf der eingewechselte Valentin Stocker beim FC Locarno zum erlösenden 3:2 für die Basler. Zuvor hatte der FCB ein hoch überlegen geführtes Spiel und eine 1:0-Führung gegen den Challenge-League-Club aus der Hand gegeben, geriet 1:2 in Rückstand und musste danach mächtig Gas geben, um die Partie letztlich noch zu seinen Gunsten zu wenden. Die beiden FCB-Treffer in der regulären Spielzeit hatte der starke Mohamed Salah erzielt (43./75.). Damit schliesst das Team von Trainer Murat Yakin das Jahr 2012 auch im dritten Wettbewerb positiv ab und verabschiedet sich nun in die Weihnachtspause.
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So kann es manchmal gehen, das zeigt der Schweizer Cup immer wieder. Der FC Basel tritt im Tessin gegen den Tabellenletzten der Challenge League an, hat das Spiel über weite Strecken völlig im Griff, geht noch vor der Pause hoch verdient mit 1:0 in Führung, kassiert dann unverhofft den Ausgleich und kommt plötzlich ins Schleudern. Zwei Tore innerhalb von fünf Minuten kurz nach dem Seitenwechsel durch Locarnos Stürmer Nicolas Mazzola sorgen für eine überraschende Tessiner 2:1-Führung gegen den Schweizer Meister. Doch dieser reisst sich nochmals zusammen, bringt mit Marco Streller ein belebendes Element ins Spiel, kommt zum Ausgleich und muss dann trotzdem in die Verlängerung. Dort sorgt letztlich der eingewechselte Valentin Stocker für die Entscheidung und dafür, dass die Basler nicht noch zum Penaltyschiessen antreten müssen.

„Am wichtigsten ist, dass wir eine Runde weiter sind“, sagte Captain Streller nach dem Schlusspfiff. „Damit haben wir die Pflicht erfüllt, auch wenn es diesmal etwas länger gedauert hat.“ Es sei eigentlich nicht geplant gewesen, dass er in Locarno zum Einsatz komme. „Doch als es 2:1 für den Gegner stand, hatte ich die Schienbeinschoner schnell an…“ Trainer Murat Yakin sagte hinterher, dass seine Mannschaft das Spiel in der ersten Halbzeit im Griff gehabt habe. „Aber wir waren zu wenig effizient, um einen beruhigenden Vorsprung herauszuspielen.“ Und dann sei es wie so oft im Cup: „Wenn man nicht konzentriert bleibt und nur fünf Prozent nachlässt, dann bekommt man Probleme. Am Ende waren wir zum Glück konditionell und mental überlegen, um das Spiel doch noch zu gewinnen“, so Yakin.

Viele Neue und ein anderes System

Angefangen hatte der FCB-Trainer das Spiel mit einer Aufstellung, die gegenüber der Genk-Partie auf nicht weniger als acht Positionen verändert war – nur Philipp Degen, Marcelo Diaz und Fabian Schär standen in Locarno bei winterlichem Sonnenschein von Beginn weg auf dem Platz. Yakin schickte sein Team in einem 3-4-3-System ins Spiel, mit Gastón Sauro, Schär und Arlind Ajeti in der Verteidigung (siehe Telegramm unten). Die Basler hatten soweit alles im Griff und kamen durch Jacques Zoua (6.) schon früh zu einer guten Kopfballchance, doch Torhüter Mitrovic fing den Ball auf der Linie ab. Nur kurz darauf lag die Kugel nach Mohamed Salahs Volley im Locarno-Tor, doch der Schiedsrichter hatte den Ball im Out gesehen, bevor ihn Alex Frei zur Mitte spielte. Marcelo Diaz mit einem guten Weitschuss (21.) und noch zweimal der spielfreudige Salah (33./38.) besassen weitere gute Chancen zur Basler Führung.

Diese fiel dann beruhigenderweise noch vor der Pause – und es war nicht zufällig der auffällige Salah, der es erzielte: Fabian Schär spielte einen guten Steilpass in die Spitze, Salah war dank seiner enormen Schnelligkeit vor dem herauseilenden Torhüter am Ball und spitzelte diesen am Keeper vorbei via Innenpfosten zum 1:0 ins Tor. Ein guter Zeitpunkt, so kurz vor der Pause – hätte man meinen können. Doch in der zweiten Halbzeit wurden die Gastgeber aufmüpfiger und frecher. In der 50. Minute verlor Sauro ein Laufduell gegen Simone Rapp, der den Ball zur Mitte spielte, wo Captain Mazzola goldrichtig stand und vor Philipp Degen zum 1:1 einschob. Nur fünf Minuten später war es erneut Mazzola, der einen Zweikampf gegen Fabian Schär gewann und danach alleine auf FCB-Torhüter Germano Vailati zuziehen konnte – und sich nicht zweimal bitten liess.

Stocker mit der Entscheidung

Plötzlich lag der FCB also 1:2 zurück, und Yakin brachte in der 64. Minute Marco Streller für Philipp Degen. Fortan entwickelte sich ein Einbahnfussball, die Basler zogen ein Powerplay auf und die Gastgeber kamen nur noch sehr vereinzelt zu Kontergelegenheiten. In den Reihen des FCB scheiterten Zoua (64./68.), Schär (69.), Alex Frei mit einer Grosschance (71.) sowie Salah (73.) allesamt am hervorragend aufgelegten Torhüter Mitrovic. Kurz darauf setzte aber erneut Mohamed Salah nach einem guten Streller-Zuspiel zu einem sehenswerten Solo an und erzielte in der 75. Minute mit seinem zweiten Tor des Abends den so wichtigen 2:2-Ausgleich. Weil es für mehr aber nicht reichte, mussten die Basler gegen die tapfer kämpfenden Challenge-Ligisten in die nervenaufreibende Verlängerung. Dort fand der Einwegfussball seine Fortsetzung, Salah traf noch den Pfosten (106.), Sauro köpfte knapp über das Tor und schliesslich, als sich viele schon auf ein Penaltyschiessen eingestellt hatten, sorgte Valentin Stocker für die Entscheidung. Nach einem Pass von Joo Ho Park erzielte der Krienser im zweiten Versuch aus naher Distanz den 3:2-Siegtreffer, es lief die 117. Minute.

Im Ergebnis – und abgesehen von der etwas knorzigen Art und Weise des Zustandekommens – war der 3:2-Sieg gegen den FC Locarno für den FC Basel 1893 ein wunderbarer Abschluss eines aufregenden 2012. Mit dem Wissen, in den drei Wettbewerben Meisterschaft, Schweizer Cup und Europa League noch gut im Rennen zu sein, lässt sich nun die Adventszeit geniessen und danach das Jahr 2013 mit neuem Eifer und Hunger in Angriff zu nehmen.

Das Telegramm:

FC Locarno–FC Basel 1893 2:3 (0:1) n.V.
Comunale Lido. – 2630 Zuschauer. – SR Pascal Erlachner.
Tore: 43. Salah 0:1 (Schär). 50. Mazzola 1:1 (Rapp). 55. Mazzola 2:1. 75. Salah 2:2 (Streller). 117. Stocker 2:3 (Park).

FC Locarno: Mitrovic; Regazzi, Carrara (34. Monighetti), Martignoni, Ngan; Bicvic, Spini; Rapp, Pacarizi, Imren (80. Casanave); Mazzola (99. Ekhosuehi).

FC Basel: Vailati; Sauro, Schär, Ajeti (46. Steinhöfer); Philipp Degen (64. Streller), Diaz, Cabral, Park; Salah, Zoua (102. Stocker), Alex Frei.

Bemerkungen: Locarno ohne Polli, Vagra, Panizzolo und Unal. FCB ohne Voser und Jevtic (beide verletzt). FCB-Ersatzbank: Sommer, David Degen, Streller, Yapi, Stocker, Fabian Frei und Steinhöfer. Restliche Spieler ohne Aufgebot. – Verwarnungen: 65. Schär (Foul). 66. Ngang (Foul). 120. Martignoni (Reklamieren). – 106. Pfostenschuss Salah.

fcb.ch


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy