Traurig sein: Ja – aber vor allem stolz!

Der FC Basel 1893 erreichte in diesem Jahr zum ersten Mal den Halbfinal eines Europacups. In der Runde der letzten Vier der UEFA Europa League war der Chelsea FC eine zu grosse Hürde. Natürlich sitzt in einem solchen Moment die Enttäuschung tief. Man darf dabei aber nicht vergessen, was für eine grossartige Leistung die Mannschaft von Trainer Murat Yakin gezeigt hat, welche grosse Hürden sie dabei bewältigt hat und dass sie dabei sich selbst und dem Schweizer Clubfussball geholfen hat eine Position zu festigen, die in Zukunft zu besseren Startbedingungen im Europacup führen kann. Zwanzig internationale Spiele bestritt der FCB in dieser Saison und mit Chelsea war schlussendlich der noch aktuelle Champions-League-Sieger erst Endstation. Allein das zeigt schon zum Teil auf, was der FCB in den letzten zehn Monaten auf dem europäischen Parkett geleistet hat.
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Hand auf’s Herz, wer kann sich noch an den Torschützen im Spiel des FCB vom 17. Juli 2012 in Tallin erinnern (2:0)? Zweimal traf dort Alex Frei, der inzwischen nicht mehr im Kader des FCB steht. Es war dies die erste Partie der Basler in dieser langen und denkwürdigen europäischen Saison, die schon ein paar Mal kurz vor dem Ende schien und jetzt trotzdem bis Anfang Mai gedauert hat. Kurz vor dem Ende schien sie ein erstes Mal am 8. August in der Nachspielzeit des Heimspiels gegen Molde, als Yann Sommer einen Foulpenalty Magne Hoseths hielt. Oder Ende Oktober, als die Rotblauen ihr Auswärtsspiel gegen Videoton Székesfehérvár gerade mit 0:1 verloren hatten und in der Gruppe G auf dem dritten Platz lagen.

Wirklich zu Ende ging diese europäische Kampagne nun in London mit dem Spiel an der Stamford Bridge gegen Chelsea, nachdem sie dem FCB und seinen Fans noch einige wunderschöne Momente und unvergessliche Abende beschert hatte. Denn die Mannschaft 2012/2013 des FC Basel schaffte mit dem Einzug in den Halbfinal der Europa League etwas, was noch keine Basler Mannschaft vor ihr geschafft hatte. Und auf dem Weg dorthin schaltete sie Teams wie Sporting Lissabon, Zenit St. Petersburg und Tottenham Hotspur aus. Bei Chelsea war nun also die Endstation, das ist zwar schade; der FCB kann aber auf das Geleistete mehr als stolz sein, war er doch seit gut zwanzig Jahren der erste Schweizer Club, der den Einzug in die Runde der letzten Vier eines Europacups erreicht hat. Um dies zu vollbringen, musste er zwanzig Europacup-Spiele absolvieren, so viele wie keine andere Mannschaft in diesem Jahr.

Schwaches Jahr fällt aus der Wertung

Mit dieser starken Performance half der FCB einerseits den Landeskoeffizient der Schweiz zu erhöhen und verbesserte gleichzeitig seinen eigenen Teamkoeffizient spürbar. Der Schweizer Clubfussball profitiert unter anderem von den starken Ergebnissen der Young Boys, die trotz starken Leistungen in der Gruppenphase der Europa League ausgeschieden sind, und des FCB insofern, als der Schweizer Meister 2013/2014 wieder direkt für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert sein wird. Besonders erfreulich ist dabei, dass im nächsten Jahr die schwache Wertung aus der Saison 2008/2009 gestrichen wird, in der die Schweiz lediglich 2,9 Punkte für den Länderkoeffizient sammeln konnte. Sollten also in der nächsten internationalen Saison den Schweizer Mannschaften ähnlich gute Resultate gelingen wie zuletzt, bestehen berechtigte Hoffnungen, dass sich die Schweiz im vorderen Viertel der Länderkoeffizienten-Rangliste halten kann und somit regelmässig einen festen Platz in der Gruppenphase der Champions-League erhält.

Sich selbst hat der FCB einen Gefallen getan, indem er die schon gute europäische Saison vom letzten Jahr mehr als bestätigt hat, somit sein Renommée vielleicht noch vergrössern konnte und eifrig Punkte für den Clubkoeffizient gesammelt hat. Dieser Koeffizient kommt dann ins Spiel, wenn es bei Auslosungen darum geht, welche Mannschaften gesetzt sind und in welchen Topf man kommt bei Gruppenauslosungen. Auch beim FCB war das Jahr 2008/2009 nicht besonders erfolgreich gewesen: Man spielte zwar in der Champions League, holte in der Gruppenphase aber lediglich einen Punkt, mit dem 1:1 in Barcelona. Mit 4,58 Punkten aus jenem Jahr resultierte das schwächste Resultat des FCB in den vergangenen fünf Jahren. Diese Punkte fallen in der nächsten Saison aus der Wertung. Der FCB könnte mit einer starken europäischen Kampagne ab dem kommenden Herbst seine Position im vorderen Teil dieser Tabelle festigen und sogar noch weiter nach vorne dringen. Zur Veranschaulichung: Die Basler liegen in dieser Tabelle im Moment auf Platz 35, bereits vor so grossen Clubs wie dem VfB Stuttgart, Galatasaray Istanbul, dem FC Sevilla oder der AS Roma.

Fantastische Momente

Obwohl also die fantastische Geschichte, die der FCB in der Europa League 2012/2013 geschrieben hat, nun vorbei ist, können der Schweizer Fussball und der FCB im Speziellen noch eine längere Zeit von diesen starken Resultaten zehren. Rein punktemässig war zwar die Achtelfinalqualifikation in der Champions League 2011/2012 wertvoller. Die Momente und unbeschreiblichen Abende, die uns der FCB des Jahres 2012/2013 bescherte, werden uns aber noch lange in Erinnerung bleiben und Gesprächsstoff für manche Diskussion über Fussball bis tief in die Nacht liefern.


fcb.ch


FCB-Fan kasch nid wärde, FCB-Fan das muesch syy