09.04.2015

Der kanadische Fußballspieler Julian de Guzmán wechselte nach dem Bundesliga-Aufstieg der 96er in der Saison 2002/03 an die Leine. In drei Spielzeiten absolvierte der Mittelfeldspieler über 80 Spiele für die Niedersachsen.


Heute ist der 34-Jährige vertraglos und verbringt viel Zeit mit seiner Familie. Im Interview spricht der ehemalige 96er über seine Verbindung zu den Roten, seine ungewöhnliche Karriere und das Gefühl nach seinem ersten Bundesligator.

Du hast Hannover 96 im Jahr 2005 in Richtung Spanien verlassen. Hast Du noch Erinnerungen an den Verein, die Stadt oder die Fans?

De Guzmán: "Ich habe viele gute Erinnerungen an Hannover 96. Das ist der Verein, bei dem ich schon als 21-Jähriger die Chance bekommen habe, in der Bundesliga zu spielen. Die Wertschätzung der Fans habe ich sehr genossen. Auch an die Stadt erinnere ich mich gerne, weil meine Tochter dort geboren ist. Hannover 96 wird immer einen Platz in meinem Herzen haben."

Wo bist Du gerade und was machst Du?

De Guzmán: "Ich bin derzeit bei meiner Familie in Toronto, meine Kinder sind mit ihrer Mutter in Saarbrücken. Ich reise regelmäßig nach Europa, um meine Kinder und auch meinen Bruder in Italien zu besuchen. Derzeit bin ich vertragslos. Das erste Mal widme ich meine Zeit wieder voll und ganz der Familie, seitdem ich 1997 meine Heimat verlassen und begonnen habe, Fußball zu spielen."

Sprichst Du immer noch Deutsch?

De Guzmán: "Mein Deutsch ist ganz okay. Ich spreche die Sprache mit meinen Kindern und wenn ich Deutschland besuche. Ich muss mich aber wirklich noch verbessern."

Von Hannover aus ging es für Dich nach Spanien, Kanada, die USA, wieder zurück nach Deutschland und später nach Griechenland. Das klingt nach einer ungewöhlichen Karriere, oder?

De Guzmán: "Es war auch eine sehr ungewöhnliche Karriere, aber ich habe jeden einzelnen Moment genossen. Ich hatte die Möglichkeit, in all diesen Ländern zu leben und das zu machen, was ich liebe: Um die Welt reisen, neue Kulturen kennenlernen, Fußball spielen und dafür bezahlt werden. Was gibt es Besseres?"

Hast Du etwas von den Europa League-Erfolgen der 96er in den vergangenen Jahren mitbekommen?

De Guzmán: "Ja, natürlich! Ich habe mitbekommen, wie sich Hannover 96 zu einem etablierten Verein in der Bundesliga entwickelt hat und gleichzeitig Anerkennung für die Leistungen in der Europa League bekommen hat. Es ist großartig, das zu sehen. Ich fühle mich immer noch dazu gehörig."

Hannover 96 durchlebt aktuell eine schwierige Phase. Hast Du Ratschläge für das Team, das momentan gegen den Abstieg kämpft?

De Guzmán: "Die Bundesliga ist nie einfach. Es wird von Jahr zu Jahr schwerer und diese Liga wird immer zu den besten der Welt gehören. Hannover 96 muss kämpfen und daran glauben, wie die Mannschaft es im Jahr 2002 gemacht hat, als sie in die Bundesliga aufgestiegen ist. Ich kann mich daran erinnern, wie die Fans immer hinter uns gestanden haben. Das Team muss gemeinschaftlich gegen den Abstieg kämpfen. Ich weiß, dass es gut ausgehen wird."

Erinnerst Du Dich an Deinen Treffer beim 3:2-Sieg der Niedersachsen in Berlin (5. Spieltag, Saison 2003/04)? Du hast damals gegen unseren kommenden Gegner Hertha BSC Dein erstes Bundesligator erzielt.

De Guzmán: "Es war ein unbeschreibliches Gefühl, dieses Tor zu erzielen. Wir haben an diesem Tag eine solide Leistung gezeigt und verdient gewonnen. Es war ein großartiger Sieg und ich bin mir sicher, dass Hannover 96 die Berliner jetzt erneut schlagen kann."



Viele 96-Fans erinnern sich noch an das Bild, das nach diesem Tor entstanden ist. Du lächelst in die Kamera und streckst die Zunge raus. Was ging Dir in dieser Sekunde durch den Kopf?

De Guzmán: "Das war mein erstes Tor überhaupt als Fußballprofi. An dieses Ereignis werde ich mich immer erinnern. Auch heute noch hängt dieses Foto als gerahmtes Bild in meinem Haus."

Du hast für Kanada gespielt und Dein Bruder für die Niederlande. Wie kam es dazu und wie fühlt es sich für die Familie an, wenn zwei Brüder für verschiedene Länder spielen?

De Guzmán: "Wir sind zwar im selben Haus aufgewachsen, aber danach in verschiedene Richtungen gegangen. Ich bin als 16-Jähriger nach Frankreich gegangen, er mit zwölf Jahren in die Niederlande. Mein Traum war es, Fußballprofi in Europa zu werden. Der Traum meines Bruders war konkreter: Er wollte unbedingt für die holländische Nationalmannschaft spielen. Ich denke, wir waren beide sehr erfolgreich."


Quelle: www.hannover96.de