Mit 96 zerlegt sich der nächste Traditionsklub

Die Erklärung von Hannover 96, im Falle eines Abstiegs den Trainer wechseln zu wollen, wurde als das aufgenommen, was sie ist: als schlechter Witz! Erst recht, als Geschäftsführer Martin Bader auch noch hinzufügte: „Beide Parteien sind der Überzeugung, dass ein personeller Neuanfang die beste Lösung ist.“

Aha! Dann frage ich mich aber natürlich, warum man bei zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz (bei nur noch sieben Spielen) Trainer Thomas Schaaf nicht gleich vor die Tür gesetzt hat. Dieser hat von zehn Spielen neun verloren und hat die Mannschaft längst gegen sich. Und warum man die zweiwöchige Länderspiel-Pause fast verstreichen ließ (in der man für die aller-aller-letzte Chance vielleicht doch noch etwas hätte bewegen können), um auf diese „Lösung“, die keine ist, zu kommen.

Mitten im Klassenkampf „Tradition gegen Plastik“ zerlegt sich der nächste stolze Traditionsklub nach allen Regeln der Kunst. Und zwar nicht wegen vermeintlicher Wettbewerbs-Nachteile, in der viel diskutierten Verteilungs-Tabelle der TV-Gelder lag Hannover Anfang der Saison immerhin auf Platz 7, sondern vor allem wegen haarsträubender Management-Fehler.

Warum durfte Ex-Sportdirektor Dirk Dufner die Saison noch planen und beginnen, obwohl längst feststand, dass er am 31. August geht? Und warum war dann ausgerechnet Martin Bader der angeblich Richtige, der in Nürnberg schon lange keinen Erfolg mehr hatte?

Und der sich (zumindest für mich) disqualifiziert hatte, als er nach einer Auswärtsniederlage den Mannschaftsbus auf einem Autobahn-Parkplatz stoppen ließ, eine Gruppe der berüchtigten Ultras dazu bestellte und eine mitternächtliche Diskussion veranstaltete. Beim Club läuft es übrigens wieder, seit er weg ist.

Und warum durfte das Erfolglos-Duo Schaaf/Bader im Winter unkontrolliert sechs Neue holen (u.a. die abgehalfterten Ex-Stürmer Almeida und Szalai), die sich allesamt als Flops erwiesen?

SPORT BILD berichtet, dass die Mannschaft mit Wortführer Manuel Schmiedebach in der Kabine ihren Trainer heftig angezählt hat. Almeida und Szalai würden nur spielen, damit Trainer und Manager ihr Gesicht wahren können. In der Tat änderte Schaaf etwas: Vor dem Spiel in Frankfurt strich er Schmiedebach aus dem Kader…

Zählt man eins und eins zusammen, ist man natürlich bei der Verantwortung von Präsident Martin Kind. Der Hörgeräte-Hersteller übernahm 1997 den beinahe insolventen Klub in der 3. Liga, führte ihn (auch mit eigenen Millionen) zurück in die Bundesliga und war vor vier Jahren noch im Europacup.

Ohne ihn, so sagen Insider in Hannover, wäre wahrscheinlich der Weg zurück auf den Tiefpunkt 3. Liga vorprogrammiert. Ende der Saison wird Kind trotzdem vieles zu erklären haben!


Quelle: www.bild.de