21.11.2015 / Spielbericht
Unglückliches 1:2 in Gladbach

Hannover verkaufte sich trotz großer Personalsorgen teuer beim Champions League-Teilnehmer aus Mönchengladbach, stand beim 1:2 am Ende aber mit leeren Händen da. Ibrahima Traoré hatte die Fohlen zur Halbzeitführung geschossen (34.), die Artur Sobiech verdient ausgleichen konnte (65.). Gerade als 96 sogar den Auswärtsdreier vor Augen hatte, schlug Raffael entscheidend zum 2:1 zu (84.).

Drei Neue als Reaktion auf personelle Engpässe
96-Cheftrainer Michael Frontzeck sah sich gezwungen, auf die erneute Verletzung Kiyotakes und die Ausfälle Andreasens (Handverletzung) und Sakais (grippaler Infekt) personell reagieren zu müssen. Bei den offensivstarken Fohlen aus Gladbach brachte er mit Gülselam, Sorg und Karaman ein frisches Trio. Prib sammelte an diesem Wochenende nach seiner langen Verletzung erste Spielpraxis bei der U23 der Roten. Erdinc pausierte weiter mit muskulären Problemen. Gladbachs Coach Andre Schubert brachte zwei Neue in seine Startelf: Jantschke und Korb begannen für Alvaro Dominguez und Xhaka.

Mutiger 96-Start, dann trifft Traoré
Trotz der personellen Misere und klaren Außenseiterrolle waren es die Gäste aus Hannover, die erstmals gefährlich vor Gegners Gehäuse auftauchten. Jantschke, der Sobiechs Schuss aus linkem spitzem Winkel für den bereits getunnelten Sommer von der Linie kratzte, war es zu verdanken, dass 96 nicht früh in Führung ging (4.). Defensiv stand die Frontzeck-Elf zudem sehr kompakt und ließ die Gastgeber kaum zur Entfaltung kommen. Die Roten dagegen spielten ihrerseits mutige Konter und kamen auch zu Abschlüssen, wie Gülselam bei seinem Außennetzsschuss (11.). Eine Minute später war es dann aber Lars Stindl, der erstmalig für die Schubert-Elf für eine Gelegenheit sorgte. Nach schönem Traoré-Zuspiel traf der ehemalige 96-Captain aber nur den rechten Außenpfosten (12.). Auch in der Folge verteidigten die 96er sehr hoch und hielten die Hausherren weg von ihrem Tor, um ihrerseits selbst immer wieder offensive Nadelstiche zu setzen. Vollkommen ausschalten ließ sich die starke Gladbacher Angriffsreihe natürlich nicht. Vor allem der quirlige Traoré war nur schwer zu stellen. So hatte 96 Glück, dass dessen Hereingabe Freund und Feind verpassten (28.). Zwei Minuten später dann die bis dahin dickste Borussen-Chance: Wieder war Traoré Vorbereiter per Freistoß, der Kopfball des sieben Meter vor dem Kasten vollkommen allein gelassenen Raffael landete genau in Zielers Armen. Was sich in diesen Minuten andeutete, fand in Minute 34 dann seine Bestätigung: Fast erwartungsgemäß war es der bärenstarke Ibrahima Traoré, der die nächste Gastgeberchance zu deren inzwischen verdienter Führung nutzen sollte. Stindl hatte klug die Seite verlagert und den Außenstürmer rechts angespielt, Traoré schob das Spielgerät Zieler durch die Beine. Doch die 96-Reaktion auf den Rückstand war gut, man zeigte sich keinesfalls geschockt. Im Gegenteil, fast hätte Karaman noch vor der Pause ausgleichen können. Albornoz hatte sich stark am linken Flügel durchgesetzt und ins Zentrum geflankt, wo der Deutschtürke das Leder direkt aufs Tor brachte und Sommer zu einer Glanzparade zwang (40.). So ging die Frontzeck-Elf nach durchaus mutigen Auftritt mit einem etwas unglückichen 0:1 in die Pause.

Verdienter Ausgleich, doch Raffael entscheidet
Wie schon in Durchgang eins hatte erneut 96 auch nach Wiederanpfiff die erste Großchance. Und was für eine! Karaman hatte sich das Leder toll in der eigenen Hälfte erkämpft und Bech auf die Reise geschickt. Der kleine Däne lief links auf und davon und hatte nur noch Gladbach-Keeper Sommer vor sich. Doch statt in die Maschen traf Bech nur den linken Außenpfosten (50.). Die Roten hatten also durchaus ihre Gelegenheiten, scheiterten aber an ihrer mangelhaften Effizienz. So auch wenig später, als Sobiech nach Albornoz-Freistoß per Kopfball im allerdings gut reagierenden Sommer seinen Meister fand (52.). Inzwischen wäre der Ausgleich für die mutig aufspielenden Gäste sicherlich verdient gewesen. Allerdings bekamen auch die Fohlen ihre Chance zur Vorentscheidung: Wendt hatte Sorg am linken Flügel ausgetanzt und Stindl im Zentrum blendend bedient. Der Edeltechniker machte das fantastisch, scheiterte aber erneut am linken Aluminium (62.). Doch Hannover blieb das aktivere Team und sollte schließlich doch noch für den großen Aufwand belohnt werden. Zunächst scheiterte Gülselam noch per Kopf am erneut aufmerksamen Sommer (64.). Im Anschluss an die darauf folgende Ecke war es erneut der Borussen-Keeper, der Marcelos Kopfstoß zunächst abwehren konnte, doch aus dem Gewühl stocherte Artur Sobiech die Kunststoffkugel über die Linie – endlich das verdiente 1:1 (65.). Gladbach zeigte sich durchaus angeschlagen, musste den Ausgleich erst einmal verdauen. Erst in der 74. Minute setzte Nordveit mit einem abgefälschten Schuss mal wieder ein Gladbacher Lebenszeichen, doch der Führung blieben die Gäste aus Hannover näher. So hatte Bech seine zweite Riesengelegenheit, traf aber erneut nur das linke Außennetz und übersah dabei den vielleicht besser postierten Karaman (75.). Als Sommer erneut gegen Sobiechs Kopfball eingreifen musste (76.), war klar: 96 hätte hier beim Champions League-Teilnehmer sogar einen Sieg mitnehmen können. Es ging jetzt inzwischen Hin und Her: Traoré (77.) und Raffael (79.) sowie Dahoud (83..) zwangen Zieler zu drei Paraden – beide Keeper standen nun im absoluten Fokus einer jetzt hochklassigen und enorm spannenden Partie! Dann die 84. Minute – und Gladbach sollte sich doch noch den Dreier holen: Christensen passte im zweiten Versuch mustergültig auf den am Fünfer lauernden Raffael, der Zieler dieses Mal keine Abwehrchance ließ – 2:1 für die Gastgeber! Die Partie war entschieden, Wendt (89.) und Johnson (90.+1) hätten sogar noch erhöhen können, doch erneut zeigte sich Zieler zweimal reaktionsstark.
Voller Einsatz auch bei Christian Schulz, dessen Abwerverbund einen guten Job machte

Ein Auftritt, der Mut macht
Schade! Nach einer hochspannenden und ansehnlichen Partie standen die Roten am Ende mit leeren Händen da. Trotzdem sollte die Art und Weise des Auftretens des stark ersatzgeschwächten Teams viel Mut für die kommenden Aufgaben machen. Bereits am kommenden Samstag hat die Frontzeck-Elf gegen Aufsteiger Ingolstadt die Gelegenheit, das Punktekonto aufzufüllen.
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STATISTIK:

Borussia Mönchengladbach: Sommer - Korb, Christensen, Jantschke (78. Drmic), Wendt - Nordtveit, Dahoud - Traoré (88. Elvedi), Johnson - Stindl, Raffael

Hannover 96: Zieler - Sorg, Marcelo, Schulz, Albornoz (90.+1 Felipe) - Schmiedebach (85. Benschop), Sané, Gülselam, Bech (76. Saint-Maximin), Karaman - Sobiech

Tore: 1:0 Traoré (34., Dahoud), 1:1 Sobiech (65.), 2:1 Raffael (84., Christensen)

Gelbe Karten: Wendt / Sorg

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)

Zuschauer: 52.214