Hannover: Wechsel an der Führungsspitze
96-Boss Kind: "Meine Zeit geht zu Ende"

Der Mann, der die Geschicke des Klubs mit kurzer Unterbrechung seit 1997 lenkt, macht Ernst. Mit dem Einstieg von Martin Bader als Geschäftsführer Sport zieht sich Martin Kind bei Hannover 96 nach und nach aus der Führung zurück. Sportlich fiebert der 71-Jährige aber ungebremst weiter mit - und fordert bis zur Winterpause mindestens vier Siege, möglichst einen schon am Samstag gegen Bremen.

Der 1. Oktober könnte als historisches Datum in die Geschichte von Hannover 96 eingehen. Martin Kind, der dem Verein - mit kurzer Unterbrechung 2005/06 - seit 1997 als Klubboss ein Gesicht gab, verdeutlichte bei der Vorstellung des neuen Geschäftsführers Sport, Martin Bader, mit klaren Worten selbst den Wechsel in der Führungsspitze des Bundesligisten. "Für den Bereich Sport gibt es künftig nur einen Ansprechpartner, und das ist Herr Bader", so der 71-Jährige.

Mit weiteren Belangen des Vereins, etwa dem eingeleiteten Neubau des Nachwuchsleistungszentrums, wird sich Kind weiterhin befassen. Doch aus der vordersten Front zieht er sich nach und nach zurück. Ausdrücklich weist Bader zwar darauf hin, jede Entscheidung - wie die bevorstehende Installation eines Sportdirektors - mit Kind abzusprechen und einen Konsens zu suchen. "Meine Zeit geht trotzdem zu Ende", macht dieser jedoch ernst und begründet seine Ankündigung. "Für mich war es häufig extrem schwierig. Ich musste Entscheidungen alleine treffen. Die kann man dann kritisieren, man kann sie loben. Zumindest sind wir nicht abgestiegen. Aber viele Entscheidungen kann man kritisieren, besonders in der letzten Zeit", räumte der erfolgreiche Hörgeräte-Unternehmer in Anspielung auf die schwierige aktuelle Situation ein. "Wir wollen versuchen, uns in Zukunft für die Entscheidungen breiter aufzustellen."

Für uns geht es darum, bis zum Dezember zu überleben, um dann kluge Entscheidungen zu treffen.
96-Klubboss Martin Kind



Mitfiebern wird Kind freilich weiter in gewohnter Form - schon am Samstag im wegweisenden Nordderby gegen die ebenfalls kriselnden Bremer. "Vier, am liebsten fünf Siege" wünscht sich der Boss, der partout ein Aufflammen der Trainerdiskussion vermeiden möchte. "Wir sollten gewinnen, sonst sind wir wieder auf dem Stand vom letzten Freitag." Vor dem Hoffnung machenden 1:1 in Wolfsburg hatte sich da die öffentliche Kritik nach der 1:3-Heimniederlage besonders auf Michael Frontzeck fokussiert. "Das Delta zu den rettenden Plätzen darf nicht größer werden", so Kind, der mittelfristig auf die Verstärkung des Kaders im Winter hofft: "Für uns geht es darum, bis zum Dezember zu überleben, um dann kluge Entscheidungen zu treffen."

Diese sollen Martin Bader, der neue Sportdirektor und möglichst Trainer Frontzeck sorgfältig vorbereiten. Es wäre die erste große Bewährungsprobe der neuen 96-Spitze, doch Kind baut vor: "Wir brauchen auch hier Zeit. Zu glauben, dass wir heute einstellen und morgen die Antworten haben, wäre zu kurz gesprungen. Solche Prozesse müssen sich entwickeln."


Quelle: www.kicker.de